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Lot 1048* - A204 Decorative Arts - Donnerstag, 30. März 2023, 10.00 Uhr

VERMEIL-KANNE MIT BECKEN

Nürnberg, um 1636–39. Meistermarke Johann III. Wolff.
Kanne und Becken sind formal eng aufeinander bezogen und bilden eine kompositionelle Einheit. Das Becken von ovaler Form mit geschweiftem Rand aus getriebenen und punzierten Voluten, Knorpelwerk und Muschelornamenten. Dazwischen vier auf das Zentrum des Beckens gerichtete Kartuschen mit Darstellungen von Meeresungeheuern, die von Putti beritten werden. Darauf die Kanne auf hohem, balusterartigem Fuss, auf deren Körper mitsamt abgeschnürtem Unterteil sich die ornamentale Gestaltung des Beckens fortsetzt. Kurzer, weit vorgezogener Ausguss mit einem plastischen Delfinkopfansatz und beinahe an der Schulter angesetzter Henkel als hoher, ausschwingender Volutengriff. Podestförmiger Deckel mit glatter Einschnürung. Löwenknauf mit Wappenschild und graviertem Wappen der Harsdorf von Enderndorf unter Freiherrenkrone.
Der Fuss der Kanne späteren Datums.
Becken 46 × 38 cm, Kanne H 24,5 cm, zus. 1770 g.

Provenienz:
- Bis 1994 im Besitz der Familie Harsdorf von Enderndorf [Harsdörffer], nachweislich ab spätestens 1885.
- 22.11.1994, Auktion, Koller Auktionen, Zürich, Los 2104.
- 1994–1997 Kunsthandel Payer, Zürich.
- Deutscher Privatbesitz, bei obigem erworben.

Literatur:
- Germanisches Nationalmuseum (Hg.): Nürnberger Goldschmiedekunst 1541–1868, Bd. I, Nürnberg 2007, Nr. 986, S. 458 [erwähnt im Literaturverweis].
- Verk.-Kat. Zürich, Payer 1997, S. 40–41 (mit Abb.).
- Marc Rosenberg: Der Goldschmiede Merkzeichen, Bd. 3, Dritte Auflage, Frankfurt am Main 1925, Nr. 4237.
- Ausst.-Kat. Nürnberg 1906: Historische Ausstellung der Stadt Nürnberg auf der Jubiläums-Landes-Ausstellung, Nürnberg 1906, Nr. 129 u. 130.
- Ausst.-Kat. Nürnberg 1885: Internationale Ausstellung von Arbeiten aus edlen Metallen und Legirungen in Nürnberg, hrsg. vom Bayerischen Gewerbemuseum, Nürnberg 1885, S. 42, Nr. 792.

Das Objektensemble weist eine interessante Provenienz und Ausstellungsgeschichte auf. Seine Herkunft lässt sich anhand der guten Dokumentation in der Forschungs- und Ausstellungsliteratur bis ins späte 19. Jahrhundert zurückverfolgen. Es stammt aus dem Besitz eines alten Nürnberger Patriziergeschlechts, der Familie Harsdorf von Enderndorf, deren wohl bekanntester Vertreter Georg Philipp Harsdörffer (1607–1658) ein einflussreicher Gelehrter der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts war. Die aristokratische Herkunft des Ensembles wird auch am Objekt selbst greifbar: Auf dem Wappenschild, das der steigende Löwe auf dem Deckel der Kanne in seinen Tatzen hält, zeigt das gravierte Wappen der von Harsdorf unter einer Freiherrenkrone. Auch wenn die Harsdorf von Enderndorf erst im Jahr 1841 in den bayerischen Freiherrenstand erhoben wurden, bleibt denkbar, dass die Kanne mit Becken sich bereits ab dem 17. Jahrhundert im Besitz der Familie befunden hat und aus Anlass dieser Auszeichnung entsprechende Anpassungen am Wappenschild erfuhr.

CHF 40 000 / 60 000 | (€ 41 240 / 61 860)


Verkauft für CHF 34 800 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr