Sie haben noch kein Login?

Klicken Sie hier um sich zu registrieren »


Wenn Sie bereits registriert sind - Login:




Lot 1383 - A204 Decorative Arts - Donnerstag, 30. März 2023, 10.00 Uhr

IN DER ART VON ALCEO DOSSENA

(1878–1938)
Terrakottafigur einer schreitenden Frau nach einem archaisch antikem Vorbild, um 1900. Polychrom gefasst und patiniert.
H 128, L 90 cm.


Fassung teils aufgefrischt und übergangen. Eine grössere Reparatur im Bereich des unteren Gewands zwischen den Beinen.

Provenienz:
- Römischer Kunsthandel, um 1940.
- Zürcher Antiquitätenhandel.
- Tessiner Privatsammlung.

Der aus Cremona stammende Bildhauer Alceo Dossena (1878-1938) ist ein kurioser Künstler des 20. Jh. Beeinflusst von den damaligen epochentypischen, historistischen Strömungen erschuf er bildhauerische Meisterwerke, welche die Experten lange Zeit für authentische Werke von Donatello, Simone Martini, Giovanni bzw. Nino Pisano, Andrea del Verrocchio hielten. Seine Imitationen nach antikem Vorbild erreichten eine so hohe Qualität und technische Finesse, dass sie von skrupellosen Kunsthändlern erworben und angeblich ohne das Wissen des Künstlers als echte Skulpturen an Sammler und Museen verkauft wurden. Erst die kunsthistorische Aufarbeitung seines Oeuvres brachten diese "Fälschungen" ans Tageslicht, wobei der Künstler nicht böswillig Kopien bekannter Exemplare herstellte, sondern künstlerische Nachempfindungen und Neuinterpretationen kreierte, die sich an den stilistischen Vorgaben und Techniken der klassischen Antike, des 13. und 14. Jahrhunderts oder der Renaissance orientierten.

Die vorliegende Skulptur kann mit einer Werkgruppe archaisch anmutender Arbeiten des Künstlers in Zusammenhang gebracht werden. Physiognomie, Postur und Komposition erinnern beispielsweise an eine ihm zugeschriebene "griechisch-archaische Athena in Kampfstellung" (Vgl. Eberhard Paul, Gefälschte Antike von der Renaissance bis zur Gegenwart, Bern, 1981, S. 225, Abb. 171/172 / bzw. Auktion Sotheby’s London, 6. Juli 2021, Lot 85). Weitere gestalterische Parallelen im Bereich des Gesichts finden sich bei einer weiteren Athena aus Dossenas Hand (Vgl. Ebd. S. 226, Abb. 174). Einflüsse des etruskischen Stils sind ebenfalls erkennbar, wie sich anhand des Vergleichs mit einer Terrakottafigur von Dossena zeigt (Vgl. Ebd. Abb. 224*).

Dossenas Schaffen erfuhr in der jüngeren Kunstgeschichte wieder vermehrt Beachtung – das MART (Museo di Arte Moderna e Contemporanea di Trento e Rovereto) widmete dem Künstler eine monografische Ausstellung mit dem Titel "Die Fälschung in der Kunst. Alceo Dossena und die italienische Renaissance-Skulptur" (3.10.2021 – 27.02.2022).

Unsere Figur ist abgebildet in: Karina Türr, "Fälschungen antiker Plastik seit 1800", Berlin, 1984, S. 75/76, Abb. A19.

CHF 3 000 / 5 000 | (€ 3 090 / 5 150)

Verkauft für CHF 3 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr