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Lot 1211 - A204 Decorative Arts - Donnerstag, 30. März 2023, 10.00 Uhr

SELTENE DECKELTERRINE UND EINE UNTERSCHALE MIT FAMILLE-VERTE DEKOR

Die Terrine Meissen, um 1730, die Unterschale, China, Kangxi (1662-1722), frühes 18. Jh.
Runde Form, deren Henkel und Knauf die Form eines Astes bilden. Bemalt nach einem chinesischen Famille-Verte Vorbild mit Blumenrosetten, gebundenen Blattkranzbordüren und einer eisenroten Randbordüre mit Goldblattdekor zwischen Ovalreserven mit Goldrosette und stilisierten Blattranken. Auf der Oberseite des Deckels ein kleiner Phönixvogel. Blaue Emailschwerter in Aufglasur auf der Unterseite der Terrine, die Platte ohne Marke.
Ø Terrine 24 cm, Ø Platte 31,5 cm.


Dieses seltene Dekor kopiert ziemlich exakt ein Vorbild des chinesischen Famille-Verte Stils aus der Kangxi-Periode. Eine Meissener Unterschale „Schüssel” mit diesem Dekor befindet sich in der Sammlung Ernst Schneider in Lustheim. Nur wenige Meissener Beispiele mit diesem Dekor sind bekannt, vor allem wenige Terrinen (Weber 2013, Bd.II, S. 384-385, Anm. 4, Kat. Nr. 406).

Bei der Form der Henkel, die mit Astlöchern naturalistisch modelliert sind, bediente man sich einer Form, die bereits 1722 bekannt war. Vgl. C. Boltz, die wöchentlichen Berichte über die Tätigkeit der Meissner Dreher und Former vom 6. Juni 1722 bis 31. Dezember 1728, Keramos 178, 2000, S. 69, 74.

Da die Terrine mit den blauen Emailschwertern in Aufglasur gemarkt ist, gibt sie Aufschluss über ihre Provenienz. Sie war offensichtlich Teil der Porzellane, die der Pariser Grosshändler Rudolphe Lemaire zwischen 1729-31 ungemarkt oder auch mit pseudoasiatischen Zeichen (z.B. die Caduceusmarke) in der Manufaktur in Auftrag gab, um sie gewinnbringend als asiatische Originale zu verkaufen. Nachdem aber August der Starke ausdrücklich verlangte, die Meissener Porzellane mit den Schwertern zu markieren, um sie auch als sächsische Produkte im Ausland zu erkennen, benutzte die Manufaktur unter Graf Hoyms Direktion, zunächst nur die Emailschwerter in Aufglasur, die relativ einfach zu entfernen waren, sodass der betrügerische Handel mit den pseudo-asiatischen Porzellanen in Paris weitergeführt werden konnte, wenn auch nur für kurze Zeit, 1731 flog der Schwindel auf.

CHF 3 000 / 4 000 | (€ 3 090 / 4 120)

Verkauft für CHF 9 375 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr