Lot 3251 - A203 Impressionismus & Moderne - Freitag, 02. Dezember 2022, 16.30 Uhr
LOVIS CORINTH
(Tapiau 1858–1925 Zandvoort)
Nacht am Walchensee. 1924.
Öl auf Karton.
Unten mittig signiert: Lovis Corinth.
59 × 73 cm.
Provenienz:
- Privatbesitz R. Schermann, Paris.
- Auktion Leo Grünpeter, Berlin, Oktober 1927.
- Sammlung Udo und Dora Rukser, Berlin/Radolfzell, wohl an obiger Auktion erworben.
- Galerie Raeber, Basel, zur Aufbewahrung zwischen 1939 und 1949 während die Ruksers in Chile verweilen.
- Schweizer Privatbesitz, von Udo und Dora Rukser durch Erbschaft erhalten und seit zwei Generationen im selben Familienbesitz.
Ausstellung:
Regensburg 1986, Lovis Corinth: Die Bilder vom Walchensee – Vision und Realität, Ostdeutsche Galerie Regensburg, 27.4.–15.6.1986, Nr. 6; diese Ausstellung reiste weiter nach: Bremen 1986, Kunsthalle Bremen, 22.6.–17.8.1986, Nr. 6.
Literatur:
- Charlotte Berend-Corinth, neu bearbeitet von Béatrice Hernad: Lovis Corinth. Die Gemälde. Werkverzeichnis, München 1992, S. 199, Nr. 954 (Abb. S. 869).
- Charlotte Berend-Corinth: Die Gemälde von Lovis Corinth. Werkkatalog, München 1958, S. 178, Nr. 954 (Abb. S. 839).
1918 besuchen Lovis Corinth und seine Frau Charlotte erstmals das Bergdorf Urfeld in Oberbayern. Die umliegende Landschaft mit dem beeindruckenden Walchensee fesselt die Corinths so sehr, dass sie im darauffolgenden Jahr dort am Berghang ein Holzhaus bauen lassen. Das bayrische Landhaus dient nun als Ferien- und Rückzugsort, in dessen Umgebung sich Corinth voll und ganz der Malerei verschreiben kann. Hier entsteht sein Spätwerk, welches massgeblich von den Walchenseebildern dominiert wird. In über 60 Werken widmet sich Corinth dem zugleich wunderschönen als auch unheimlichen See, porträtiert ihn von verschiedenen Standpunkten aus und in den unterschiedlichsten Jahreszeiten und Wetterlagen.
Das vorliegende Gemälde "Nacht am Walchensee" entsteht 1924 und zeigt wohl die Aussicht von der Terrasse des Urfelder Anwesens. Typisch für viele seiner Walchenseebilder stellt Corinth auch hier einen Baum ins Zentrum der Komposition und versperrt somit dem Betrachter die freie Sicht auf den See. Diese Gemälde bilden einen Höhepunkt im Œuvre Corinths und zeigen sowohl motivisch als auch technisch die Entwicklung vom klassischen Impressionisten hin zum Expressionisten. Der Kunsthistoriker Curt Glaser schrieb zu diesen Seelandschaften: „Er malt nicht die Schönheit des Walchensees, malt nicht ein Stück Natur, […] sondern er gibt seiner Vision von der Wirklichkeit Gestalt in Formen und Farben […]. Es gibt innerhalb dieser Bilder nicht Himmel und Wasser, nicht Berge und Wiesen, nicht Bäume und Häuser, es gibt nur eine überall einheitliche farbige Materie, ein lückenloses Gewebe aus anschwellenden Farben und wieder verklingenden Tönen.“
Unser Gemälde stammt aus der bedeutenden Sammlung von Udo und Dora Rukser. Als gut situierter Anwalt und passionierter Kunstsammler erwarb Udo Rukser dieses Walchenseegemälde wohl 1927 an der Auktion Leo Grünpeter in Berlin. Nachdem Rukser 1933 seine Stelle als Herausgeber der "Zeitschrift von Ostrecht" gekündigt hatte, da er sich solidarisch gegenüber seinen jüdischen Kollegen zeigen wollte, zog er sich mit seiner zweiten Frau Dora Rukser, die Schwester des Dadaisten Hans Richter, an den Bodensee bei Radolfzell auf ein Obstgut zurück. Bereits zu diesem Zeitpunkt verfügte Rukser über eine beträchtliche Kunstsammlung. Dora Rukser, die Jüdin war, floh aufgrund von Repressalien bereits ein paar Jahre später in die Schweiz und wohnte bei einer befreundeten Schweizer Familie, den Vorfahren der heutigen Besitzer des Werks. 1939 schliesslich emigrierten Udo und Dora Rukser samt ihrer Kunstsammlung nach Chile. Das Gemälde von Lovis Corinth blieb in der Schweiz, zwischen 1939 und 1948 als Verwahrung in der Galerie Raeber in Basel.
In Chile, zwischen 1943 und 1946, gibt Rukser "Die deutschen Blätter" heraus, eine der wichtigsten deutschen Exilzeitschriften gegen ein deutsches Europa. Diese wird zum grossen Teil durch den Verkauf seiner Kunstsammlung finanziert. Unser Walchensee sowie die übriggebliebenen Werke, hauptsächlich Papierarbeiten von deutschen Expressionisten (u.a. Lose 3254 und 3258), gehen später als Teil einer Erbschaft in die Familie der heutigen Besitzer über. dieselbe Schweizer Familie über.
- Privatbesitz R. Schermann, Paris.
- Auktion Leo Grünpeter, Berlin, Oktober 1927.
- Sammlung Udo und Dora Rukser, Berlin/Radolfzell, wohl an obiger Auktion erworben.
- Galerie Raeber, Basel, zur Aufbewahrung zwischen 1939 und 1949 während die Ruksers in Chile verweilen.
- Schweizer Privatbesitz, von Udo und Dora Rukser durch Erbschaft erhalten und seit zwei Generationen im selben Familienbesitz.
Ausstellung:
Regensburg 1986, Lovis Corinth: Die Bilder vom Walchensee – Vision und Realität, Ostdeutsche Galerie Regensburg, 27.4.–15.6.1986, Nr. 6; diese Ausstellung reiste weiter nach: Bremen 1986, Kunsthalle Bremen, 22.6.–17.8.1986, Nr. 6.
Literatur:
- Charlotte Berend-Corinth, neu bearbeitet von Béatrice Hernad: Lovis Corinth. Die Gemälde. Werkverzeichnis, München 1992, S. 199, Nr. 954 (Abb. S. 869).
- Charlotte Berend-Corinth: Die Gemälde von Lovis Corinth. Werkkatalog, München 1958, S. 178, Nr. 954 (Abb. S. 839).
1918 besuchen Lovis Corinth und seine Frau Charlotte erstmals das Bergdorf Urfeld in Oberbayern. Die umliegende Landschaft mit dem beeindruckenden Walchensee fesselt die Corinths so sehr, dass sie im darauffolgenden Jahr dort am Berghang ein Holzhaus bauen lassen. Das bayrische Landhaus dient nun als Ferien- und Rückzugsort, in dessen Umgebung sich Corinth voll und ganz der Malerei verschreiben kann. Hier entsteht sein Spätwerk, welches massgeblich von den Walchenseebildern dominiert wird. In über 60 Werken widmet sich Corinth dem zugleich wunderschönen als auch unheimlichen See, porträtiert ihn von verschiedenen Standpunkten aus und in den unterschiedlichsten Jahreszeiten und Wetterlagen.
Das vorliegende Gemälde "Nacht am Walchensee" entsteht 1924 und zeigt wohl die Aussicht von der Terrasse des Urfelder Anwesens. Typisch für viele seiner Walchenseebilder stellt Corinth auch hier einen Baum ins Zentrum der Komposition und versperrt somit dem Betrachter die freie Sicht auf den See. Diese Gemälde bilden einen Höhepunkt im Œuvre Corinths und zeigen sowohl motivisch als auch technisch die Entwicklung vom klassischen Impressionisten hin zum Expressionisten. Der Kunsthistoriker Curt Glaser schrieb zu diesen Seelandschaften: „Er malt nicht die Schönheit des Walchensees, malt nicht ein Stück Natur, […] sondern er gibt seiner Vision von der Wirklichkeit Gestalt in Formen und Farben […]. Es gibt innerhalb dieser Bilder nicht Himmel und Wasser, nicht Berge und Wiesen, nicht Bäume und Häuser, es gibt nur eine überall einheitliche farbige Materie, ein lückenloses Gewebe aus anschwellenden Farben und wieder verklingenden Tönen.“
Unser Gemälde stammt aus der bedeutenden Sammlung von Udo und Dora Rukser. Als gut situierter Anwalt und passionierter Kunstsammler erwarb Udo Rukser dieses Walchenseegemälde wohl 1927 an der Auktion Leo Grünpeter in Berlin. Nachdem Rukser 1933 seine Stelle als Herausgeber der "Zeitschrift von Ostrecht" gekündigt hatte, da er sich solidarisch gegenüber seinen jüdischen Kollegen zeigen wollte, zog er sich mit seiner zweiten Frau Dora Rukser, die Schwester des Dadaisten Hans Richter, an den Bodensee bei Radolfzell auf ein Obstgut zurück. Bereits zu diesem Zeitpunkt verfügte Rukser über eine beträchtliche Kunstsammlung. Dora Rukser, die Jüdin war, floh aufgrund von Repressalien bereits ein paar Jahre später in die Schweiz und wohnte bei einer befreundeten Schweizer Familie, den Vorfahren der heutigen Besitzer des Werks. 1939 schliesslich emigrierten Udo und Dora Rukser samt ihrer Kunstsammlung nach Chile. Das Gemälde von Lovis Corinth blieb in der Schweiz, zwischen 1939 und 1948 als Verwahrung in der Galerie Raeber in Basel.
In Chile, zwischen 1943 und 1946, gibt Rukser "Die deutschen Blätter" heraus, eine der wichtigsten deutschen Exilzeitschriften gegen ein deutsches Europa. Diese wird zum grossen Teil durch den Verkauf seiner Kunstsammlung finanziert. Unser Walchensee sowie die übriggebliebenen Werke, hauptsächlich Papierarbeiten von deutschen Expressionisten (u.a. Lose 3254 und 3258), gehen später als Teil einer Erbschaft in die Familie der heutigen Besitzer über. dieselbe Schweizer Familie über.
CHF 200 000 / 300 000 | (€ 206 190 / 309 280)
Verkauft für CHF 293 100 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr