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Lot 3074 - A202 Gemälde Alter Meister - Freitag, 23. September 2022, 14.00 Uhr

ANGELIKA KAUFFMANN

(Chur 1741–1807 Rom)
Dido am Scheiterhaufen die Götter herbeirufend.
Öl auf Kupfer.
Verso mit Prägemarke in der Kupferplatte: WHITTOW & LARGE.
32,5 × 26,5 cm.

Gutachten:
Dr. Bettina Baumgärtel, 29.9.2021.

Provenienz:
- Galleria Dell’ Angelo, Lugano.
- Schweizer Privatbesitz.

Dido, Königin von Karthago, ist eine der tragischen weiblichen Figuren im Epos "Aeneis" von Vergil (70 v. Chr.–19 v. Chr.), welche sich in eine Gruppe von trauernden Heldinnen einreiht, mit denen sich laut Gutachten von Dr. Bettina Baumgärtel, Leiterin des Angelika Kauffmann Research Project (AKRP), Angelika Kauffmann intensiv beschäftigt hat. Auf der Flucht aus Troja strandet der junge Aeneas nach einem Sturm an der Küste von Karthago und wird von der Königin Dido gastfreundlich aufgenommen. Durch das Wirken der Liebesgöttin Venus verliebt sich Dido unsterblich in Aeneas. Trotz ihres Schwures, sich nie wieder auf einen Mann einzulassen, liegt sie Aeneas während eines Unwetters in einer Höhle bei. Jedoch wird Aeneas von Jupiter an seine Pflicht erinnert, Rom zu gründen, so dass dieser seine Geliebte verlässt und weitersegelt. Von ihrer Trauer überkommen, verzweifelt Dido und tötet sich schliesslich selbst.

Mit der gewählten Szene, in der Dido racheschwörend die Götter anruft, stellt Kauffmann den Moment kurz vor Didos Selbsttötung dar. Ein emotionaler Konflikt zwischen grösster Wut und Verzweiflung, gefolgt von Entschlossenheit und höchsten Mutes, als sich Dido in das Schwert ihres Geliebten Aeneas stürzt.

Laut Gutachten von Dr. Bettina Baumgärtel tauchte ein nahezu identisches Werk vor einigen Jahren im Londoner Kunsthandel auf, das ebenfalls verso den punzierten Namen "Whittow & Large" trägt. Dieser lässt sich mit dem Kupferstecher, Maler und Produzenten Benjamin Whittow in Verbindung bringen, der um 1750 in London tätig war. Angelika Kauffmann dürfte daher von diesem Hersteller einige Kupferplatten erworben haben, die alle ähnlichen Formates waren.

Die Version aus dem Londoner Kunsthandel weist in der Provenienz die bedeutende Sammlung der Lady Northwick auf, wonach Baumgärtel davon ausgeht, dass die hier angebotene "Dido" unmittelbar darauf gefertigt wurde. Die Schweizer Fassung weicht nur in wenigen Details am Gewanddekor von der Londoner Urfassung ab und zeichnet sich neben der lebendigen Farbgebung durch ihren sehr guten Erhaltungszustand aus.

In ihrer Schaffenszeit in London malte Kauffmann eine Serie von kleinformatigen Gemälden mit weiblichen Darstellungen auf ovalen Kupferplatten. Als Sujet dienten Figuren aus der Geschichte, der klassischen Literatur oder Mythologie. "Dido am Scheiterhaufen, die Götter anrufend" fügt sich sowohl kompositionell als auch thematisch in diese Gruppe tragischer Heldinnen ein und zeigt exemplarisch Kauffmanns intensive Auseinandersetzung mit dem Schicksal antiker vergeblich liebender Frauenfiguren und deren Stilisierung zu "Tugendheldinnen".

Verkauft an eine internationale Institution.

CHF 70 000 / 90 000 | (€ 72 160 / 92 780)


Verkauft für CHF 85 700 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr