Lot 3463* - A201 PostWar & Contemporary - Donnerstag, 30. Juni 2022, 17.00 Uhr
FRANCIS ALŸS
(Antwerpen 1959–lebt und arbeitet in Mexiko-Stadt)
Balderas. 1989.
Öl auf mit Leinwand bespanntem Holz.
Unten links signiert: ALYS.
13 × 18 cm.
Provenienz:
- Galerie Yvon Lambert, Paris.
- Privatsammlung.
- Phillips New York, Auktion 29. Mai 2014, Los 61 (verso mit dem Etikett).
- Christie's Paris, Auktion 8. Juni 2018, Los 227 (verso mit dem Etikett).
- Sammlung Schweiz.
“What I can't tell with a photo I will tell with a painting, and what I can't tell with a painting I will tell with a video or text sometimes, et cetera.” Francis Alÿs.
Francis Alÿs wird 1959 in Antwerpen geboren. Er studiert Architektur und Stadtplanung. 1986 zieht er nach Mexiko-Stadt. Durch seine zahlreichen Spaziergänge durch diese Metropole beobachtet und dokumentiert er das tägliche Leben in und um die Stadt. Es sind seine Konfrontationen mit Problemen der Urbanisierung und sozialen Unruhen, die ihn ab 1990 dazu inspirieren, Bildender Künstler zu werden. Er nutzt den urbanen Raum, welchen er mittels performativer Aktionen wiedergibt. Seine Medien dafür umschliessen die Malerei, Zeichnung, Fotografie und Video. Der öffentliche Raum wird zu seinem Material und sein Körper, oder der anderer Personen, zu seinem Instrument, welchen er in öffentlichen Räumen festhält. Schritt für Schritt eignet er sich, fast dokumentarisch und analytisch, oftmals in Form von Werkserien, die sozialen und anthropologischen Dimensionen seiner Umgebung an. Im Lauf der Jahre dehnt Alÿs seine Ausflüge auf andere urbane Räume aus und dokumentiert London, Jerusalem, Venedig oder Havanna.
Die präzisen, sozialen und politischen Anspielungen ziehen sich durch sein gesamtes Schaffen. Gleichzeitig werden diese Themen durch seine künstlerische Sprache in eine poetische Vieldeutigkeit geäussert, sodass sein Oeuvre die Verknüpfung zwischen künstlerischem, Schaffen und politischer Intervention permanent hinterfragt. Wir haben hier zwei Beispiele, welche diese Verknüpfung sehr gut darstellen.
Zum einen das kleinformatige Gemälde von 1989 aus seinem Frühwerk „Balderas“ (Los 3463). Die Avenida Balderas ist heute eine vielspurige Strasse, die zu einer der wichtigsten Verkehrsadern der Stadt Mexiko zählt. Diese Nord-Süd-Achse verläuft westlich vom alten Stadtzentrum. Sie wurde nach Lucas Balderas benannt, einem mexikanischen Offizier, der 1847 im Krieg gegen die Nordamerikanische Invasion gefallen ist. Diese Strasse ist historisch aufgeladen, da sie vermehrt zerstört und teils wiederaufgebaut worden ist, wodurch sie heute mit unterschiedlichsten architektonischen Stilen bestückt ist. Die leere Strasse in trüber, Hitchcock roter Abenddämmerung strahlt eine unheimliche, bedrohliche und dennoch poetische Ruhe aus.
Das zweite Werk von 1994 ist nach der Stadt Monterrey benannt (Los 3464), die im Nordosten von Mexiko liegt, und die Hauptstadt des mexikanischen Bundesstaates Nuevo León ist. Sie ist einer der bedeutendsten Industriestandorte Lateinamerikas, unter anderem durch die Herstellung von Produkten wie Stahl, Baustoffen und Glas. Die Millionenstadt ist gleichfalls für ihre hohe Kriminalitätsrate bekannt. Drogenhandel, illegale Auswanderung in die USA, aber vor allem Korruption, Gewaltdelikte und andere Probleme stehen immer wieder auf der Tagesordnung. Charakteristisch stellt der Künstler in diesem, Postkartenformat die täglichen Herausforderungen der Region dar. Ein brennendes Auto in einem isolierten Industrie- oder Vorstadtgebiet. Im Vordergrund der Überlegungen des Betrachters steht die Frage nach dem Auslöser dieser Szene – ob Vandalismus, Diebstahl, Flucht oder Drogenhandel zu diesem Ergebnis führte? Doch schnell wird das Auge von der Stimmung abgelenkt. Das glühende Auto wärmt die kalte Umgebung auf. Das Bild beginnt seine eigene poetische Fabel zu erzählen.
Der Künstler selbst beschreibt seine Praxis als „eine Art diskursive Auseinandersetzung aus Episoden, Metaphern oder Parabeln“.
- Galerie Yvon Lambert, Paris.
- Privatsammlung.
- Phillips New York, Auktion 29. Mai 2014, Los 61 (verso mit dem Etikett).
- Christie's Paris, Auktion 8. Juni 2018, Los 227 (verso mit dem Etikett).
- Sammlung Schweiz.
“What I can't tell with a photo I will tell with a painting, and what I can't tell with a painting I will tell with a video or text sometimes, et cetera.” Francis Alÿs.
Francis Alÿs wird 1959 in Antwerpen geboren. Er studiert Architektur und Stadtplanung. 1986 zieht er nach Mexiko-Stadt. Durch seine zahlreichen Spaziergänge durch diese Metropole beobachtet und dokumentiert er das tägliche Leben in und um die Stadt. Es sind seine Konfrontationen mit Problemen der Urbanisierung und sozialen Unruhen, die ihn ab 1990 dazu inspirieren, Bildender Künstler zu werden. Er nutzt den urbanen Raum, welchen er mittels performativer Aktionen wiedergibt. Seine Medien dafür umschliessen die Malerei, Zeichnung, Fotografie und Video. Der öffentliche Raum wird zu seinem Material und sein Körper, oder der anderer Personen, zu seinem Instrument, welchen er in öffentlichen Räumen festhält. Schritt für Schritt eignet er sich, fast dokumentarisch und analytisch, oftmals in Form von Werkserien, die sozialen und anthropologischen Dimensionen seiner Umgebung an. Im Lauf der Jahre dehnt Alÿs seine Ausflüge auf andere urbane Räume aus und dokumentiert London, Jerusalem, Venedig oder Havanna.
Die präzisen, sozialen und politischen Anspielungen ziehen sich durch sein gesamtes Schaffen. Gleichzeitig werden diese Themen durch seine künstlerische Sprache in eine poetische Vieldeutigkeit geäussert, sodass sein Oeuvre die Verknüpfung zwischen künstlerischem, Schaffen und politischer Intervention permanent hinterfragt. Wir haben hier zwei Beispiele, welche diese Verknüpfung sehr gut darstellen.
Zum einen das kleinformatige Gemälde von 1989 aus seinem Frühwerk „Balderas“ (Los 3463). Die Avenida Balderas ist heute eine vielspurige Strasse, die zu einer der wichtigsten Verkehrsadern der Stadt Mexiko zählt. Diese Nord-Süd-Achse verläuft westlich vom alten Stadtzentrum. Sie wurde nach Lucas Balderas benannt, einem mexikanischen Offizier, der 1847 im Krieg gegen die Nordamerikanische Invasion gefallen ist. Diese Strasse ist historisch aufgeladen, da sie vermehrt zerstört und teils wiederaufgebaut worden ist, wodurch sie heute mit unterschiedlichsten architektonischen Stilen bestückt ist. Die leere Strasse in trüber, Hitchcock roter Abenddämmerung strahlt eine unheimliche, bedrohliche und dennoch poetische Ruhe aus.
Das zweite Werk von 1994 ist nach der Stadt Monterrey benannt (Los 3464), die im Nordosten von Mexiko liegt, und die Hauptstadt des mexikanischen Bundesstaates Nuevo León ist. Sie ist einer der bedeutendsten Industriestandorte Lateinamerikas, unter anderem durch die Herstellung von Produkten wie Stahl, Baustoffen und Glas. Die Millionenstadt ist gleichfalls für ihre hohe Kriminalitätsrate bekannt. Drogenhandel, illegale Auswanderung in die USA, aber vor allem Korruption, Gewaltdelikte und andere Probleme stehen immer wieder auf der Tagesordnung. Charakteristisch stellt der Künstler in diesem, Postkartenformat die täglichen Herausforderungen der Region dar. Ein brennendes Auto in einem isolierten Industrie- oder Vorstadtgebiet. Im Vordergrund der Überlegungen des Betrachters steht die Frage nach dem Auslöser dieser Szene – ob Vandalismus, Diebstahl, Flucht oder Drogenhandel zu diesem Ergebnis führte? Doch schnell wird das Auge von der Stimmung abgelenkt. Das glühende Auto wärmt die kalte Umgebung auf. Das Bild beginnt seine eigene poetische Fabel zu erzählen.
Der Künstler selbst beschreibt seine Praxis als „eine Art diskursive Auseinandersetzung aus Episoden, Metaphern oder Parabeln“.
CHF 14 000 / 18 000 | (€ 14 430 / 18 560)
Verkauft für CHF 33 240 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr