Lot 3010 - A200 Gemälde Alter Meister - Freitag, 01. April 2022, 14.00 Uhr
DEFENDENTE FERRARI
(um 1480/1485 Chivasso nach 1530)
Der Heilige Johannes der Täufer.
Tempera auf Holz.
131 × 43,7 cm.
Provenienz:
- Sammlung der Tochter und des Erben von Michael Arthur Bass, erster Lord Burton (1837–1909).
- Auktion Christie's, London, Sammlung Burton, 4.5.1951, Los 98 (als Teil von acht Werken von Macrino d'Alba).
- Privatsammlung, Turin.
- Kunsthandel Pietro Accorsi, Turin, 1966.
- Privatbesitz, Schweiz.
Literatur:
- Giovanni Romano: Casalesi del Cinquecento. L'avvento del manierismo in una città padana, Turin 1970, S. 23, Anm. 1.
- Luigi Mallè: Figurative Art in Piedmont, Bd. I, From the Prehistoric period to the Sixteenth century, Turin 1973, Abb. 480.
- Luca Mana, in: Napoleone Bonaparte dal Piemonte all'Europa, Ausst.-Kat. Palazzo Salmatoris hrsg. von L. Facchin, Cherasco 2018, S. 142.
Die grosse Figur des Heiligen Johannes des Täufers steht auf einem polychromen Marmorfussboden, vor einer Brüstung und vor dem Hintergrund eines vergoldeten Vorhangs, der an den Seiten zwei schmale Ausblicke auf die Landschaft freigibt.
Die Tafel war Teil eines wahrhaft monumentalen Komplexes, von dem Giovanni Romano zehn Elemente identifiziert hat (siehe Literatur). Neben den Heiligen Laurentius, Petrus und Lucia, die 1967 für die Städtischen Museen von Turin erworben wurden (siehe Luigi Mallè: I Musei Civici di Torino. Acquisti e doni 1966-1970. Catalogo, Galleria Civica d'arte moderna, Turin 1970, S. 14, Abb. 22 und 23) sowie den Heiligen Johannes d. Täufer (unsere Tafel), Stephanus, Agatha, Johannes der Evangelist und Paulus, die als Teil der Sammlung von Lord Burton (1837–1909) bei Christie's in London am 4.5.1951 versteigert wurden, gehört auch eine Heilige Katharina aus der Sammlung des Prinzen Wilhelm von Hessen, die am 5.–6.10.1920 von Rudolf Bangel in Frankfurt am Main versteigert wurde (Los 12) zu diesem Ensemble. Ebenso kann eine Heilige Margarete aus der Sammlung Vieweg-Braunschweig, die am 18.3.1930 vom Auktionshaus Rudolph Lepke in Berlin versteigert wurde (Los 28), diesem Zusammenhang zugewiesen werden.
Die acht Tafeln in der Versteigerung von 1951 waren zum Zeitpunkt des Verkaufs bereits getrennt und jeweils mit einem Sammlerrahmen versehen.
Romano rekonstruierte das Polyptychon in folgender Reihenfolge (vom Betrachter aus gesehen von links nach rechts): Margarete, Stephanus, Katharina, Johannes der Täufer, Petrus, die noch fehlende Mitteltafel (wahrscheinlich eine thronende Madonna), Paulus, Johannes der Evangelist, Agatha, Laurentius und Lucia. In den Territorien der Herzöge von Savoyen ist kein Polyptychon dieses Ausmasses erhalten geblieben, und es ist auch nicht bekannt, in welchem Gebäude es sich befunden haben könnte. Es muss jedoch eingeräumt werden, dass eine gründliche Untersuchung der Struktur der Altarbilder und ihrer Verteilung im savoyischen Staat zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert nie versucht wurde.
Die zehn zusammengefassten Tafeln, die stilistisch einheitlich sind, weisen unmerkliche Unterschiede in der Ausführung auf, die von der Beteiligung mehrerer Werkstattmitarbeiter an der Seite des Meisters zeugen. Sie kommen dem monumentalen Polyptychon sehr nahe, das Defendente Ferrari zwischen 1530 und Ende 1531 für die Kirche des Präzeptoriums von Sant'Antonio di Ranverso in Buttigliera Alta anfertigte. Die hier angebotene Tafel mit dem Heiligen Johannes dem Täufer stammt aus der gleichen Zeit. Eine fast identische Figur befindet sich im Worcester Art Museum (Inv.-Nr. 1920, Öl auf Holz, 123,5 × 43,6 cm).
Wir danken Prof. Mauro Natale für seine wissenschaftliche Unterstützung bei diesem Katalogeintrag.
- Sammlung der Tochter und des Erben von Michael Arthur Bass, erster Lord Burton (1837–1909).
- Auktion Christie's, London, Sammlung Burton, 4.5.1951, Los 98 (als Teil von acht Werken von Macrino d'Alba).
- Privatsammlung, Turin.
- Kunsthandel Pietro Accorsi, Turin, 1966.
- Privatbesitz, Schweiz.
Literatur:
- Giovanni Romano: Casalesi del Cinquecento. L'avvento del manierismo in una città padana, Turin 1970, S. 23, Anm. 1.
- Luigi Mallè: Figurative Art in Piedmont, Bd. I, From the Prehistoric period to the Sixteenth century, Turin 1973, Abb. 480.
- Luca Mana, in: Napoleone Bonaparte dal Piemonte all'Europa, Ausst.-Kat. Palazzo Salmatoris hrsg. von L. Facchin, Cherasco 2018, S. 142.
Die grosse Figur des Heiligen Johannes des Täufers steht auf einem polychromen Marmorfussboden, vor einer Brüstung und vor dem Hintergrund eines vergoldeten Vorhangs, der an den Seiten zwei schmale Ausblicke auf die Landschaft freigibt.
Die Tafel war Teil eines wahrhaft monumentalen Komplexes, von dem Giovanni Romano zehn Elemente identifiziert hat (siehe Literatur). Neben den Heiligen Laurentius, Petrus und Lucia, die 1967 für die Städtischen Museen von Turin erworben wurden (siehe Luigi Mallè: I Musei Civici di Torino. Acquisti e doni 1966-1970. Catalogo, Galleria Civica d'arte moderna, Turin 1970, S. 14, Abb. 22 und 23) sowie den Heiligen Johannes d. Täufer (unsere Tafel), Stephanus, Agatha, Johannes der Evangelist und Paulus, die als Teil der Sammlung von Lord Burton (1837–1909) bei Christie's in London am 4.5.1951 versteigert wurden, gehört auch eine Heilige Katharina aus der Sammlung des Prinzen Wilhelm von Hessen, die am 5.–6.10.1920 von Rudolf Bangel in Frankfurt am Main versteigert wurde (Los 12) zu diesem Ensemble. Ebenso kann eine Heilige Margarete aus der Sammlung Vieweg-Braunschweig, die am 18.3.1930 vom Auktionshaus Rudolph Lepke in Berlin versteigert wurde (Los 28), diesem Zusammenhang zugewiesen werden.
Die acht Tafeln in der Versteigerung von 1951 waren zum Zeitpunkt des Verkaufs bereits getrennt und jeweils mit einem Sammlerrahmen versehen.
Romano rekonstruierte das Polyptychon in folgender Reihenfolge (vom Betrachter aus gesehen von links nach rechts): Margarete, Stephanus, Katharina, Johannes der Täufer, Petrus, die noch fehlende Mitteltafel (wahrscheinlich eine thronende Madonna), Paulus, Johannes der Evangelist, Agatha, Laurentius und Lucia. In den Territorien der Herzöge von Savoyen ist kein Polyptychon dieses Ausmasses erhalten geblieben, und es ist auch nicht bekannt, in welchem Gebäude es sich befunden haben könnte. Es muss jedoch eingeräumt werden, dass eine gründliche Untersuchung der Struktur der Altarbilder und ihrer Verteilung im savoyischen Staat zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert nie versucht wurde.
Die zehn zusammengefassten Tafeln, die stilistisch einheitlich sind, weisen unmerkliche Unterschiede in der Ausführung auf, die von der Beteiligung mehrerer Werkstattmitarbeiter an der Seite des Meisters zeugen. Sie kommen dem monumentalen Polyptychon sehr nahe, das Defendente Ferrari zwischen 1530 und Ende 1531 für die Kirche des Präzeptoriums von Sant'Antonio di Ranverso in Buttigliera Alta anfertigte. Die hier angebotene Tafel mit dem Heiligen Johannes dem Täufer stammt aus der gleichen Zeit. Eine fast identische Figur befindet sich im Worcester Art Museum (Inv.-Nr. 1920, Öl auf Holz, 123,5 × 43,6 cm).
Wir danken Prof. Mauro Natale für seine wissenschaftliche Unterstützung bei diesem Katalogeintrag.
CHF 60 000 / 90 000 | (€ 61 860 / 92 780)
Verkauft für CHF 73 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr