Sie haben noch kein Login?

Klicken Sie hier um sich zu registrieren »


Wenn Sie bereits registriert sind - Login:




Lot 1049* - A200 Decorative Arts - Donnerstag, 31. März 2022, 10.00 Uhr

SELTENES BÖTTGERPORZELLAN TEEKÄNNCHEN

Meissen, um 1715–20. Modell von Johann Jakob Irminger (1635–1724). Bemalung von George Funcke.
Die barocke Form mit zwei identischen Blumenapplikationen mit Rose in Relief und umlaufender Lambrequinbordüre mit Quasten auf der Schulter. Ausguss mit Maskaronansatz, Henkel mit Blattansätzen. Staffiert und bemalt in Emailfarben, in Grün, Rot, Gelb, Purpur, Blau und Schwarz. Der gewölbte Deckel mit Blumenapplikationen ähnlich staffiert und einer Reihe von kleinen Blütenkelchen um den Ansatz des Deckelknaufs. Ohne Marke.
H 11,8 cm, Ø 13 cm.

Kleine Bestossungen, Farben teils berieben.

Provenienz:
Privatsammlung, Österreich.

Vergleichsstücke gleicher Form:
- Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (C. Boltz, Steinzeug und Porzellane der Böttgerperiode, Keramos 2000, 167/168, S. 114 Abb. 146, 147).
- Sammlung der Markgrafen von Baden, Schloss Favorite Rastatt (Rückert 1982, Taf. 18; Grimm, Was bleibt, 1996, S.57), mit kanneliertem Deckel.
- Museum Ariana, Genf (R. Blättler, Ariana Museum Geneva, 1995, S. 63).

Vergleichsstücke leicht variierter Form:
- Staatliche Sammlungen Dresden, Inv-Nr. PE 2840 (E. Zimmermann 1908, Farbtafel und Abb.87) und (Rückert und Willensberger 1982, Taf.16).
- Sammlung Margarete Oppenheimer (Julius Böhler, München 1936, Taf.50 Nr. 771).
- Sammlung Schneider, Schloss Lustheim (R. Schmidt 1953, S.31).
- Sammlung Malcolm D. Gutter (M. Santangelo 2018, S. 81), ehemals Christies London, 27.6.2005, Lot 2, ehemals Sammlung Blohm (R. Schmidt 1953, S.32).

Das Modell wurde zunächst aus Böttgersteinzeug und dann aus Böttgerporzellan geformt. Für den Entwurf war der Silber– und Goldschmied Irminger verantwortlich, der sich von chinesischen Teekannen und von der Silberschmiedkunst aus der Zeit inspirieren liess. Es gab diverse Variationen dieses Modells, Deckelgestaltungen und Grössen.

Auch wenn unser Deckel minimal grösser erscheinen mag und die umlaufenden Blütenkelchapplikationen am Rand des Deckelknaufs auf der Wandung des Kännchens nicht wiederkehren, so wurde die Farbgebung mit der Kanne perfekt abgestimmt, entsprechend des Kännchens aus dem Museum Ariana in Genf.

Bevor Johann Gregorius Höroldt 1720 von der Wiener Manufaktur Du Paquier nach Meissen kam, wurden weisse Porzellane bis 1713 ausserhalb der Manufaktur bemalt oder vergoldet. Bereits 1710 findet man George Funcke, Goldschmiedemeister in Dresden (1692–1726 aktiv) in den Personallisten Böttgers und ab 13.5.1713 als Zulieferer für Porzellandekore in Gold, Silber und Muffelfarben, die er in seiner Dresdener Werkstatt herstellte.

Erst nach Böttgers Tod 1719 nimmt ihn die Meissener Manufaktur als Emaillierer und Vergolder fest unter Vertrag (Rückert, Biographische Daten, 1990, S. 146-147). Durch zahlreiche, überlieferte Rechnungen mit detaillierter Auflistung der verwendeten Farben, ist eine recht genaue Datierung der Dekore möglich. Spuren von schwarzer Farbe, die Funcke nachweislich erstmals 1718 verwendete, dienen hier als Hilfestellung für die zeitliche Einordung (Boltz, Keramos 167/168, 2000, S. 113, S. 138 u. 143).

Interessant sind die kleinen Korrekturen von Brandfehlern, wie auch hier bei diesem Kännchen, die Funcke mittels Übermalung durch aufgemalte Blüten kaschierte. In einem Kommissionsbericht vom 6.9.1720 offenbart sich ein Hinweis auf den Umgang mit fehlerhaften Porzellanen: „...auch wenn durch dem emailleur Funcken, die etwa in den Geschirren befindliche kleine Fehler, vermittelst Bedeckung mit denen Farben verbessert und solche zu dem Verkauffe gebracht werden können...” (Rückert 1990, S.147).

CHF 8 000 / 12 000 | (€ 8 250 / 12 370)


Verkauft für CHF 21 040 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr