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Lot 3021* - A200 Gemälde Alter Meister - Freitag, 01. April 2022, 14.00 Uhr

DOMENICO TINTORETTO

(1560 Venedig 1635)
Bildnis eines Edelmannes und eines Jungen, wohl zwei Brüder.
Öl auf Leinwand.
104 × 90 cm.

Gutachten:
- Dr. Paolo Rossi, 1.2.1975 (als Jacopo Tintoretto).
- Prof. Dr. Rodolfo Palluchini, 10.11.1976 (als Jacopo Tintoretto).

Provenienz:
- Sammlung Freiherr Detlev von Hadeln (1878–1935), Florenz.
- Sammlung Graf Dr. Alexander von Frey (1882–1951), Paris.
- Kunsthandel P. de Boer, Amsterdam, 1963.
- Galerie Nicoline Pon, Zürich, 1982.
- Europäischer Privatbesitz.

Literatur:
- Erich von der Bercken: Allgemeines Lexikon der bildenden Kuenstler, Bd. XXXIII, Leipzig 1939, S. 194.
- Erich von der Bercken: Die Gemälde des Jacopo Tintoretto, München 1942, S. 102, Kat.-Nr. 285 (als Jacopo Tintoretto, um 1570–80).
- Bernard Berenson: Italian Pictures of the Renaissance, Bd. I, London 1957, S. 173 (als Jacopo Tintoretto).
- Rodolfo Pallucchini und Paolo Rossi (Hg.): Tintoretto. Le opere sacre e profane, Mailand 1982, Bd. I, S. 236–237, Kat.-Nr. R11, Abb. Bd. II, S. 618, Fig. 614 (als Jacopo Tintoretto).

Das hier angebotene Porträt zweier Herren ist eindeutig von Jacopo Tintorettos (1518–1594) Werk inspiriert und wurde bisher als ein Werk Jacopos Hand betrachtet. Neuere Untersuchungen zeigen jedoch, dass es charakteristische Merkmale seines Sohnes Domenico Tintoretto enthält, wie eine reichere Farbpalette und Vielfalt in den Details, so beispielsweise in der Landschaftsdarstellung dieser Arbeit, die einen bedeutenden Teil des Gemäldes einnimmt. Jacopo integrierte ebenfalls venezianische Landschaften in seinen Porträts, unter anderem in demjenigen von Marino Grimani, das sich im Los Angeles County Museum of Art befindet (Paul Rodman Mabury Collection, Inv.-Nr. 39.12.23). Seine charakteristischen Porträts hingegen legen den Schwerpunkt auf die porträtierte Person, ohne die Hintergrunddetails stark auszuprägen.

Domenico entwickelte die Darstellung detailreicher Landschaften in seinen Porträts im bewussten Gegensatz zum väterlichen Œuvre weiter und inspirierte sich dabei von den flämischen Mitarbeitern aus der Werkstatt seines Vaters, wie etwa Lodewijk Toeput genannt il Pozzoserrato (um 1550–1603) und Paolo Fiammingo (1540–1596). So beispielsweise in dem Bildnis eines Malers in der Alten Pinakothek in München (Inv.-Nr. 965). Die Landschaft im vorliegenden Werk erinnert dabei stark an diejenige in dem Bildnis der Dogaressa Morosina Morosini, welches im Minneapolis Institute of Art als ein Werk aus Jacopos Werkstatt aufbewahrt wird und möglicherweise ebenfalls von Domenico stammt (Inv.-Nr. 24.4).

Domenico Tintoretto und seine ältere Schwester Marietta (um 1560–1590) arbeiteten beide im Atelier ihres Vaters, Jacopo Tintoretto. Domenico konzentrierte sich dabei mehr auf Porträtmalerei und war damit einer der ersten venezianischen Maler, der sich auf dieses Genre spezialisierte, wie dies Carlo Ridolfi (1594–1658), der Biograph seines Vaters, bemerkte.

Die Identität der hier dargestellten Herren ist unbekannt, und es kann darüber spekuliert werden, ob das Porträt einen Vater und seinen Sohn oder ein Brüderpaar darstellt. Das Thema des Doppelporträts mit unterschiedlichen Altersstufen, die auf das Erwachsenwerden bzw. die Vergänglichkeit der Zeit hinweisen, war bereits bei der vorherigen venezianischen Malergeneration vertreten, so beispielsweise im Œuvre Tizians (um 1488–1576) oder Jacopo Bassanos (1510–1592), und auch bei Domenicos Vater Jacopo und dessen Porträt eines alten Mannes und eines Knaben im Kunsthistorischen Museum, Wien (Inv.-Nr. 37). Somit greift Domenico auf eine bevorzugte Motivwahl zurück und setzt diese individuell um.

Die Provenienz unseres Gemäldes, welches ehemals dem Kunsthistoriker Detlev von Hadeln gehörte, ist von besonderer Bedeutung. Von Hadeln spielte eine wichtige Rolle in der Geschichtsschreibung der venezianischen Renaissance, indem er Werke über Tintoretto, Tizian und Veronese (1528–1588) veröffentlichte, und 1924 eine kommentierte Ausgabe von Ridolfis Biographien der venezianischen Künstler von 1648, Maraviglie dell'arte, ovvero le vite degli pittori e dello stato, herausgab. Er studierte zwischen 1909 und 1910 am Kunsthistorischen Institut in Florenz, wo er das dortige fotografische Archiv gründete.

CHF 40 000 / 60 000 | (€ 41 240 / 61 860)


Verkauft für CHF 61 300 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr