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Lot 3229 - A198 Gemälde des 19. Jahrhunderts - Freitag, 01. Oktober 2021, 16.00 Uhr

HENRI-THÉODORE FANTIN-LATOUR

(Grenoble 1836–1904 Buré)
Nature morte de cuisine. Verre, bouteille, plat, casserole et pot. 1856.
Öl auf Leinwand.
Unten links signiert und datiert: Fantin. 1856.
49 × 61 cm.

Gutachten:
Sylvie Brame, Brame & Lorenceau, 19.5.2021.

Provenienz:
- Sammlung Mme Fantin-Latour, bis 1919.
- Galerie F. & J. Tempelaere, Paris.
- Kunsthandel Huinck & Scherjon, Amsterdam.
- Kunsthandel Hans W. Lange, Berlin, 27.–29.1.1943, Los 133.
- Kunsthandel E. J. Wisselingh & Co., Amsterdam, Nr. 7359 (verso mit Etikett / "nature morte").
- Sammlung Max Borden, New York (bei Obigem erworben).
- Auktion Parke Bernet Galleries, Inc., New York, 3.2.1954, Los 57.
- Auktion Parke Bernet Galleries, Inc., New York, 17.11.1954, Los 71.
- Sammlung Rose Borden, 1962 (verso auf Rahmen bezeichnet).
- Auktion Willy Klopfer, Zürich, 29.4.1982, Los 321.
- Schweizer Privatbesitz, an obiger Auktion erworben.

Ausstellungen:
- Amsterdam 1936, Fantin-Latour, Kunsthandel Hunich & Scherjon, Januar 1936, Nr. 2.
- Lausanne 2007, Fantin-Latour, de la réalité au rêve, Fondation de l'Hermitage, 29.6.-28.10.2007, Nr. 1.

Literatur:
- Victoria Fantin-Latour: Catalogue de l'oeuvre complet de Fantin-Latour, établi et rédigé par Madame Fantin-Latour, Paris 1911, S. 11, Nr. 66 (nature morte).
- Ausst.-Kat. Fantin-Latour, de la réalité au rêve, Fondation de l'Hermitage, Lausanne 2007, S. 76, Nr. 1 (mit Farbabb.).

Schenkt man der künstlerischen Überzeugung Henri Fantin-Latours Glauben, so liegt in der Schlichtheit der Komposition die höchste Form der Raffinesse. Es sind die einfachen Freuden des täglichen Lebens, in denen sich das grösste Glück finden lässt. Eine beruhigende Wirkung geht von den Stilllebendarstellungen Fantin-Latours aus, die zum Innezuhalten einladen, um die Schönheit des Lebens zu erkennen und zu bewundern – sei es der es beim Anblick einer gedeckten Tafel oder bei der Vorstellung des Geschmacks der dargestellten frischen Früchte oder auch der Anblick von duftenden, blühenden Blumen.

Während der ersten Jahre seiner Karriere als Künstler schuf er zunächst Porträts und Selbstporträts, was vor allem auf seine Orientierung und ersten Versuche, im Salon auszustellen, zurückzuführen ist. Erst kurz vor 1860 wendet sich Fantin-Latour vom Porträtieren von Gesichtern ab und widmet sich der Darstellung von Früchten und Blumen und weiterer Stilllebenelemente.

Henri Fantin-Latour zählt zu den Meistern der französischen Stilllebenmalerei des 19. Jahrhunderts und reiht sich in die Linie vorangehender talentierter Künstlergenerationen rund um Jean-Baptiste Oudry (1686–1755), Jean-Baptiste-Siméon Chardin (1699–1799) und Anne Vallayer-Coster (1744–1818) ein.

In diesem frühen Gemälde aus dem Genre der Stilllebenmalerei, hatte Fantin noch nicht den aussergewöhnlichen Realismus erreicht, den man mit seinen Stillleben von Mitte bis Ende der 1860er-Jahre verbindet. Sein Gespür für raffinierte Farbharmonien war jedoch bereits gut entwickelt.
Nebst Gustave Courbet (1819–1877) und James McNeill Whistler (1834–1903) gehörte Fantin-Latour zu einer Gruppe von befreundeten Künstlern, für die Gemälde keine abstrakten und unrealistischen Bilder darstellen sollten. Die Natürlichkeit der Motive sollte vor der Theatralik in der Darstellung stehen und exotische Sujet, übersteigerte Emotionen und eine dramatische Romantik wurden abgelehnt. Mit Wahrheit und Genauigkeit sollte das unidealisierte Sujets abgebildet werden, was in dem hier zum Verkauf stehenden Küchenstillleben Fantin-Latours überzeugend zum Ausdruck kommt.

CHF 20 000 / 30 000 | (€ 20 620 / 30 930)


Verkauft für CHF 22 260 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr