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Lot 3062* - A198 Gemälde Alter Meister - Freitag, 01. Oktober 2021, 14.00 Uhr

BERNARDO BELLOTTO genannt CANALETTO und LORENZO BELLOTTO

(Venedig 1721–1780 Warschau) (Venedig 1742–1770 Warschau)
Blick auf München von Osten. Um 1762–1767.
Öl auf Leinwand.
69 × 119,5 cm.

Provenienz:
- Sammlung des österreichischen Generalkonsuls Wünsch (geboren um 1780).
- Sammlung seiner Tocher, Mrs. Jiricek-Wünsch (1818–1859).
- Durch Erbschaft Sammlung ihres Ehemannes, Leopold Zdeborsky (1815–1887), Prag (verso mit Wachssiegel).
- Sammlung seiner Tochter, Sofie-Johanna Honsig von Jägerhain, Österreich (Tochter von Leopold und Johanna Zdeborsky, mit Julius Anton Honsig von Jägerhain verheiratet).
- Sammlung Julius Anton Honsig von Jägerhain (1849–1924).
- Sammlung Ing. Heinrich Honsig, Bruder von Julius Anton Honsig von Jägerhain.
- Kunsthandel Sabin, London (über Karl Honsig, Neffe und Erbe von Heinrich Honsig).
- Kunsthandel Karl Haberstock, Berlin, 1928.
- Sammlung Maser, Zürich, 1936.
- Sammlung Heinrich Abel, München, 1997.
- Europäischer Privatbesitz, seit 2000.

Ausstellung:
Wien 2005, Bernardo Bellotto genannt Canaletto. Europäische Veduten, Kunsthistorisches Museum Wien, 16.3.–19.6.2005, Nr. 30.

Literatur:
- Wohl Ausst.-Kat. Bernardo Bellotto genannt Canaletto, Wien 1965, S. 69.
- Andrzej Rottermund: Bernardo Bellotto’s Unknown View of Munich, in: Artibus et Historiae, Nr. 38, 1998, S. 9–20.
- Bernardo Bellotto and the Capitals of Europe, Ausst.-Kat., hrsg. von Edgar Peters Bowron, New Haven / London 2001, S. 214.
- Karl Schütz: Bernardo Belotto, gen. Canaletto – Leben und Werk, Vernissage, Nr. 2/2005, S. 6–23 (S. 13, ill.).
- Ausst.-Kat. Bernardo Bellotto genannt Canaletto. Europäische Veduten, hrsg. von W. Seipel, Wien 2005, Kat.-Nr. 30, S. 152–153.
- Charles Beddington: Munich from Gasteig Hill, in: Selected Old Master Paintings, London 2011, S. 54–55 (mit Abb.).
- Ausst.-Kat. Canaletto – Bernardo Bellotto malt Europa, hrsg. von Andreas Schumacher, München 2014, S. 254.

Diese seltene Ansicht von München vom Gasteig aus gesehen wurde vor einigen Jahren in einer Privatsammlung entdeckt und von A. Rottermund als dritte eigenhändige Version der berühmten Komposition von Bernardo Bellotto publiziert (siehe Literatur). Die Erstfassung befindet sich in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Münchner Residenz (Inv.-Nr. 111, 1761 datiert, Öl auf Leinwand, 125 x 220 cm) und eine Replik, bei der angenommen wird, dass sein Sohn, Lorenzo Bellotto (1742–1770), mitbeteiligt war, befindet sich heute in der National Gallery of Art in Washington (Inv.-Nr. 1961.9.64, Samuel H. Kress Foundation).

Bernardo Bellotto reiste 1761 von Wien nach München und traf dort am 14. Januar mit einem Empfehlungsbrief Maria Theresias von Österreich an Prinzessin Maria Antonia Walpurgis Symphorosa von Bayern ein (siehe H. A. Fritzsche: Bernardo Bellotto genannt Canaletto, Burg b. Magdeburg 1936, S. 68–70). Die Prinzessin Maria Antonia von Bayern war die Schwester des bayerischen Kurfürsten und mit Friedrich Christian Kurfürst von Sachsen, dem ältesten Sohn und Thronfolger Friedrich August II., verheiratet. Das Paar hielt sich aufgrund des Siebenjährigen Krieges am Münchner Hof auf. Bellotto malte für Maximilian III. Josef Kurfürst von Bayern eine grosse Ansicht von München und zwei von der Sommerresidenz Nymphenburg, die sich heute noch in der kurfürstlichen Residenz in München befinden. Gisela Barche vermutet aufgrund des gemeinsamen bayerischen und sächsischen Wappens auf den Originalrahmen der drei Gemälde, dass es sich dabei nicht um einen Auftrag des bayerischen Kurfürsten, sondern vielmehr um ein Geschenk des sächsischen Fürstenpaares an seine Gastgeber gehandelt habe (siehe Gisela Barche: Bernardo Bellotto, Verona e le citta europee, Verona 1990, S. 156–161).

Bellotto hat von diesen drei Ansichten etwa halb so grosse Repliken angefertigt, von denen sich zwei (Ansicht von München und eine Ansicht von Nymphenburg) heute in der National Gallery of Art in Washington befinden. Die hier angebotene, dritte bekannte Version der Ansicht von München, dürfte laut Rottermund zwischen 1762 und 1767, also nach der Rückkehr des Künstlers nach Dresden, entstanden sein und ist in der Grösse vergleichbar mit der Version in der National Gallery of Art. In dieser Zeit nahmen die Aufträge aus dem königlichen Hofe aufgrund des Todes des Königs August III. in Dresden ab, sodass Bellotto zusätzliche Aufträge annehmen musste. Zudem ist bekannt, dass Bellotto, der bereits als 14-Jähriger in der Werkstatt seines Onkels, dem berühmten venezianischen Vedutenmaler Giovanni Antonio Canale genannt Canaletto (1697–1768), tätig war, zahlreiche detaillierte Zeichnungen als Vorbereitung für seine grossen Kompositionen anfertigte. So konnte er für spätere Aufträge auf diese vorbereitenden Zeichnungen zurückgreifen und Repliken anfertigen. In unserer Version halten Andrzej Rottermund und Charles Beddington eine Beteilung des Sohnes Bellottos, Lorenzo, an der Stadtansicht im Hintergrund für möglich, während Karl Schütz das Werk als ausschliessliche Arbeit Bernardo Bellottos sieht (siehe Literatur). Ein 1766 von Franz Xaver Jungwirth (1720–1790) angefertigter grossformatiger Kupferstich scheint der Staffage nach eher auf eine der beiden Repliken als auf die Erstfassung in der Münchner Residenz zurückzugehen.

Auf der Rückseite unseres Gemäldes deuten ein Etikett und ein Wachssiegel mit der Aufschrift "Prag" und dem Namen "Leopold Zdeborsky" auf den ehemaligen Besitzer Leopold Zdeborsky (1815–1887) hin, welcher in Prag lebte. Um 1840 heiratete er Jiricek-Wünsch (1818–1859), welche die Tochter des Generalkonsuls Wünsch (geboren 1780) war.

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Verkauft für CHF 603 300 (inkl. Aufgeld)
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