Lot 3005 - A194 Gemälde Alter Meister & des 19. Jhs. - Freitag, 25. September 2020, 14.00 Uhr
GIOVANNI DEL BIONDO
(Pratovecchio 1356–1399 Florenz)
Madonna dell’Umiltà und zwei Engel.
Tempera und Goldgrund auf Holz.
95,5 × 61 cm.
Gutachten:
Prof. Andrea De Marchi, 23.7.2020.
Provenienz:
Schweizer Privatbesitz.
Die bisher unveröffentlichte Tafel mit der Darstellung der Madonna dell’Umiltà, die im Beisein von zwei anbetenden Engeln ihr Kind stillt, zählt zum Œuvre des erfolgreichen florentinischen Malers Giovanni del Biondo. Das hier dargestellte Bildthema der demütig am Boden sitzenden Muttergottes mit Kind, das sich auf eine Komposition Simone Martinis (1284–1344) zurückführen lässt (Portal von Notre-Dame des Doms in Avignon), war in Italien, insbesondere in der Toskana, im Verlauf der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts sehr beliebt.
Bei der in der Auktion angebotenen Madonna dell’Umiltà handelt es sich um eine florentinische Umformung des Bildthemas, wie es um ca. 1350, beispielsweise im Werk des Maestro di San Lucchese (um 1340–1370) verkörpert wurde. Ein weiterer florentinischer Typus dieses Motivs entwickelte sich innerhalb der Werkstatt der Brüder Orcagna (Andrea (gest. nach 1368) und Jacopo di Cione (um 1325–1390) (Washington National Gallery) und wurde auch von Don Silvestro di Gherarducci (um 1339–1399) (Florenz, Galleria dell’Accademia) tradiert.
Giovanni del Biondo setzte im Laufe seines Schaffens mehrere Varianten dieses Bildsujets um. Dementsprechend ist aus seiner Werkstatt eine stattliche Anzahl Gemälde hervorgegangen, die das Thema der Madonna dell’Umiltà variierend interpretieren. In seinem jüngsten Gutachten postuliert Andrea De Marchi für unsere Tafel eine späte Entstehungszeit, gegen 1390. Diese letzten Schaffensjahre del Biondos standen im Zeichen einer zunehmend expressiven Erstarrung seiner Figuren und des Versuchs, die plastische Monumentalität seiner Figuren spätgotischen Tendenzen anzupassen. Laut Prof. Dr. Gaudenz Freuler zeigt unsere Madonna dell‘Umiltà Tendenzen einer seelischen Kommunikation mit dem Bildbetrachter, wie sie auf einer gegen 1380 datierbaren Madonna in italienischem Privatbesitz (ehemals Sammlung Chalandon in Parcieux Già Firenze) zu greifen sind. Dies deutet darauf hin, dass die Entstehungszeit des vorliegenden Madonnenbildes wohl in die frühen 1380er-Jahre anzusetzen ist.
Wir danken Prof. Dr. Gaudenz Freuler für seine wissenschaftliche Unterstützung bei der Katalogisierung dieses Loses.
Prof. Andrea De Marchi, 23.7.2020.
Provenienz:
Schweizer Privatbesitz.
Die bisher unveröffentlichte Tafel mit der Darstellung der Madonna dell’Umiltà, die im Beisein von zwei anbetenden Engeln ihr Kind stillt, zählt zum Œuvre des erfolgreichen florentinischen Malers Giovanni del Biondo. Das hier dargestellte Bildthema der demütig am Boden sitzenden Muttergottes mit Kind, das sich auf eine Komposition Simone Martinis (1284–1344) zurückführen lässt (Portal von Notre-Dame des Doms in Avignon), war in Italien, insbesondere in der Toskana, im Verlauf der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts sehr beliebt.
Bei der in der Auktion angebotenen Madonna dell’Umiltà handelt es sich um eine florentinische Umformung des Bildthemas, wie es um ca. 1350, beispielsweise im Werk des Maestro di San Lucchese (um 1340–1370) verkörpert wurde. Ein weiterer florentinischer Typus dieses Motivs entwickelte sich innerhalb der Werkstatt der Brüder Orcagna (Andrea (gest. nach 1368) und Jacopo di Cione (um 1325–1390) (Washington National Gallery) und wurde auch von Don Silvestro di Gherarducci (um 1339–1399) (Florenz, Galleria dell’Accademia) tradiert.
Giovanni del Biondo setzte im Laufe seines Schaffens mehrere Varianten dieses Bildsujets um. Dementsprechend ist aus seiner Werkstatt eine stattliche Anzahl Gemälde hervorgegangen, die das Thema der Madonna dell’Umiltà variierend interpretieren. In seinem jüngsten Gutachten postuliert Andrea De Marchi für unsere Tafel eine späte Entstehungszeit, gegen 1390. Diese letzten Schaffensjahre del Biondos standen im Zeichen einer zunehmend expressiven Erstarrung seiner Figuren und des Versuchs, die plastische Monumentalität seiner Figuren spätgotischen Tendenzen anzupassen. Laut Prof. Dr. Gaudenz Freuler zeigt unsere Madonna dell‘Umiltà Tendenzen einer seelischen Kommunikation mit dem Bildbetrachter, wie sie auf einer gegen 1380 datierbaren Madonna in italienischem Privatbesitz (ehemals Sammlung Chalandon in Parcieux Già Firenze) zu greifen sind. Dies deutet darauf hin, dass die Entstehungszeit des vorliegenden Madonnenbildes wohl in die frühen 1380er-Jahre anzusetzen ist.
Wir danken Prof. Dr. Gaudenz Freuler für seine wissenschaftliche Unterstützung bei der Katalogisierung dieses Loses.
CHF 90 000 / 140 000 | (€ 92 780 / 144 330)
Verkauft für CHF 91 800 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr