Lot 3029 - A194 Gemälde Alter Meister & des 19. Jhs. - Freitag, 25. September 2020, 14.00 Uhr
JACOB JORDAENS
(1593 Antwerpen 1678)
Venus und Adonis. Um 1615.
Öl auf Leinwand.
119 × 152 cm.
Gutachten:
Michael Jaffé, 8.2.1995 (in Kopie vorhanden).
Provenienz:
- wohl Auktion, Amsterdam, 16.5.1696.
- wohl Privatsammlung Wigmore Street, London seit dem 18. Jahrhundert.
- Privatsammlung, London, bis 1989.
- Sammlung Alex Wengraf, London, 1995.
- Schweizer Privatbesitz.
Literatur:
- wohl Max Rooses: Jordaens’ Leben und Werke, Stuttgart 1890, S. 282 (als Venus und Adonis, Versteigerung 16.5.1696, Amsterdam).
- wohl Max Rooses: Jordaens sa vie et ses œuvre, Paris 1906, S. 278.
Diese kürzlich in einer langjährigen Privatsammlung entdeckte Darstellung von Venus und Adonis stellt eine bedeutende Ergänzung des bisher bekannten Frühwerks von Jacob Jordaens dar, einem der wichtigsten flämischen Barockmaler, der zusammen mit Peter Paul Rubens (1577–1640) und Anthonis van Dyck (1599–1641) die Antwerpener Schule des 17. Jahrhunderts wesentlich prägte.
Das Werk präsentiert eine Szene aus Ovids Metamorphosen: Adonis war ein schöner Jüngling und königlicher Waisenknaben, der seine Zeit mit der Jagd verbrachte. Venus, die Göttin der Liebe, verliebte sich in ihn, nachdem sie versehentlich von einem der Pfeile Amors getroffen wurde. Eines Tages, als Adonis alleine auf die Jagd ging, weckten seine Hunde ein Wildschwein, das ihn angriff, und obwohl Venus ihm zur Hilfe eilte, kam sie zu spät und konnte ihn nicht retten. Aus dem Blut ihres Geliebten erschafft Venus eine zerbrechliche Blume namens Anemone, deren Blütenblätter sie im Wind zerstreute.
Bereits in den frühen 1990er-Jahren bestätigte der Jordaens Experte Roger-Adolf d’Hulst die Eigenhändigkeit unseres Gemäldes und sah es als wertvolle Erweiterung seines Frühwerks an. Weiter vergleicht Michael Jaffé 1995 in seinem Gutachten unser Gemälde stilistisch mit dem um 1615 entstandenen "Kampf der Lapithen und Zentauren", das eines der frühesten bekannten Werke Jordaens darstellt (siehe Roger-Adolf d’Hulst: Jacob Jordaens, Stuttgart 1982, S. 46, Abb. 14). Auch Prof. Dr. Hans Vlieghe und Brecht Vanoppen vom Rubenianum bestätigen die Eigenhändigkeit anhand einer Fotografie, wofür wir ihnen danken und datieren das Gemälde ebenfalls um 1615.
Prof. Vlieghe erkennt dabei die Verwandtschaft mit anderen Frühwerken von Jordaens in dieser Zeit, u. a. in den Gewandfalten, der Verkürzung der Figuren und der Darstellung der Hunde, und nennt in diesem Zusammenhang als stilistischen Vergleich das Gemälde "Entführung der Europa", das um 1615–16 entstanden ist und sich heute in der Gemäldegalerie in Berlin befindet (Inv.-Nr. 81.2, Öl auf Leinwand, 172,6 × 236,2 cm). Brecht Vanoppen hebt ferner den deutlich sichtbaren Einfluss von Jordaens’ Lehrmeister, Adam van Noort (1562–1641) in unserem Gemälde hervor.
Wie auch Rubens studierte Jordaens bei Adam van Noort und trat 1615 als Meister in die Sankt-Lucas-Gilde ein. Nur wenige Jahre später, um 1616–17 nähert sich Jordaens’ Stil bereits stärker demjenigen von Peter Paul Rubens. 1621 wurde Jordaens zum Dekan der Lukasgilde und hatte bereits Ende der 1630er-Jahre sechzehn Schüler und Gehilfen unter sich. In dieser Zeit machte sich Jordaens einen Namen als "waterschilder" (Wasserfarbenmaler), da er zahlreiche Entwürfe für Wandteppiche und Radierungen entwarf. Später konzentrierte er sich jedoch auf das Malen mit Ölfarben, welches gewinnbringender war, und spezialisierte sich auf die Darstellungen von Genreszenen, Sprichwörtern und mythologischen Szenen. Religiöse Sujets gehörten ebenfalls zu seinem Repertoire und Jordaens, der zwar öffentlich zum Protestantismus konvertiert war, nahm mehrere Aufträge zur Ausschmückung katholischer Kirchen im spanisch besetzten Antwerpen an. Nach Rubens’ Tod 1640 vollendete Jordaens zahlreiche seiner Werke und etablierte sich als bedeutendsten Künstler Antwerpens, sodass er zahlreiche Aufträge von der Kirche, wie auch von Fürsten und Königen über die Grenzen der Stadt hinaus erhielt. Jordaens stammte aus wohlhabenden Verhältnissen, seine Familie gelangte durch den Tuchwarenhandel zu Wohlstand, der sich für Jordaens durch die Hochzeit mit der vermögenden Tochter seines Lehrmeisters, Catharina van Noort (1589–1659), vermehrte. Er besass mehrere Häuser in Antwerpen, die er mit eigenen Wand- und Deckengemälde ausschmückte.
Das hier angebotene Gemälde könnte ursprünglich als Deckengemälde entstanden sein. Es befand sich laut Michael Jaffé bis 1989 als Deckenausschmückung eines Stadthauses des 18. Jahrhunderts in der Wigmore Street in London, das heute nicht mehr erhalten ist. Allgemein dienten mythologische Szenen zu Lebzeiten von Jacob Jordaens häufig zum Schmuck offizieller Gebäude, Gildekammern oder Prachtwohnungen höherer Stände (siehe d’Hulst 1982, S. 52).
Michael Jaffé, 8.2.1995 (in Kopie vorhanden).
Provenienz:
- wohl Auktion, Amsterdam, 16.5.1696.
- wohl Privatsammlung Wigmore Street, London seit dem 18. Jahrhundert.
- Privatsammlung, London, bis 1989.
- Sammlung Alex Wengraf, London, 1995.
- Schweizer Privatbesitz.
Literatur:
- wohl Max Rooses: Jordaens’ Leben und Werke, Stuttgart 1890, S. 282 (als Venus und Adonis, Versteigerung 16.5.1696, Amsterdam).
- wohl Max Rooses: Jordaens sa vie et ses œuvre, Paris 1906, S. 278.
Diese kürzlich in einer langjährigen Privatsammlung entdeckte Darstellung von Venus und Adonis stellt eine bedeutende Ergänzung des bisher bekannten Frühwerks von Jacob Jordaens dar, einem der wichtigsten flämischen Barockmaler, der zusammen mit Peter Paul Rubens (1577–1640) und Anthonis van Dyck (1599–1641) die Antwerpener Schule des 17. Jahrhunderts wesentlich prägte.
Das Werk präsentiert eine Szene aus Ovids Metamorphosen: Adonis war ein schöner Jüngling und königlicher Waisenknaben, der seine Zeit mit der Jagd verbrachte. Venus, die Göttin der Liebe, verliebte sich in ihn, nachdem sie versehentlich von einem der Pfeile Amors getroffen wurde. Eines Tages, als Adonis alleine auf die Jagd ging, weckten seine Hunde ein Wildschwein, das ihn angriff, und obwohl Venus ihm zur Hilfe eilte, kam sie zu spät und konnte ihn nicht retten. Aus dem Blut ihres Geliebten erschafft Venus eine zerbrechliche Blume namens Anemone, deren Blütenblätter sie im Wind zerstreute.
Bereits in den frühen 1990er-Jahren bestätigte der Jordaens Experte Roger-Adolf d’Hulst die Eigenhändigkeit unseres Gemäldes und sah es als wertvolle Erweiterung seines Frühwerks an. Weiter vergleicht Michael Jaffé 1995 in seinem Gutachten unser Gemälde stilistisch mit dem um 1615 entstandenen "Kampf der Lapithen und Zentauren", das eines der frühesten bekannten Werke Jordaens darstellt (siehe Roger-Adolf d’Hulst: Jacob Jordaens, Stuttgart 1982, S. 46, Abb. 14). Auch Prof. Dr. Hans Vlieghe und Brecht Vanoppen vom Rubenianum bestätigen die Eigenhändigkeit anhand einer Fotografie, wofür wir ihnen danken und datieren das Gemälde ebenfalls um 1615.
Prof. Vlieghe erkennt dabei die Verwandtschaft mit anderen Frühwerken von Jordaens in dieser Zeit, u. a. in den Gewandfalten, der Verkürzung der Figuren und der Darstellung der Hunde, und nennt in diesem Zusammenhang als stilistischen Vergleich das Gemälde "Entführung der Europa", das um 1615–16 entstanden ist und sich heute in der Gemäldegalerie in Berlin befindet (Inv.-Nr. 81.2, Öl auf Leinwand, 172,6 × 236,2 cm). Brecht Vanoppen hebt ferner den deutlich sichtbaren Einfluss von Jordaens’ Lehrmeister, Adam van Noort (1562–1641) in unserem Gemälde hervor.
Wie auch Rubens studierte Jordaens bei Adam van Noort und trat 1615 als Meister in die Sankt-Lucas-Gilde ein. Nur wenige Jahre später, um 1616–17 nähert sich Jordaens’ Stil bereits stärker demjenigen von Peter Paul Rubens. 1621 wurde Jordaens zum Dekan der Lukasgilde und hatte bereits Ende der 1630er-Jahre sechzehn Schüler und Gehilfen unter sich. In dieser Zeit machte sich Jordaens einen Namen als "waterschilder" (Wasserfarbenmaler), da er zahlreiche Entwürfe für Wandteppiche und Radierungen entwarf. Später konzentrierte er sich jedoch auf das Malen mit Ölfarben, welches gewinnbringender war, und spezialisierte sich auf die Darstellungen von Genreszenen, Sprichwörtern und mythologischen Szenen. Religiöse Sujets gehörten ebenfalls zu seinem Repertoire und Jordaens, der zwar öffentlich zum Protestantismus konvertiert war, nahm mehrere Aufträge zur Ausschmückung katholischer Kirchen im spanisch besetzten Antwerpen an. Nach Rubens’ Tod 1640 vollendete Jordaens zahlreiche seiner Werke und etablierte sich als bedeutendsten Künstler Antwerpens, sodass er zahlreiche Aufträge von der Kirche, wie auch von Fürsten und Königen über die Grenzen der Stadt hinaus erhielt. Jordaens stammte aus wohlhabenden Verhältnissen, seine Familie gelangte durch den Tuchwarenhandel zu Wohlstand, der sich für Jordaens durch die Hochzeit mit der vermögenden Tochter seines Lehrmeisters, Catharina van Noort (1589–1659), vermehrte. Er besass mehrere Häuser in Antwerpen, die er mit eigenen Wand- und Deckengemälde ausschmückte.
Das hier angebotene Gemälde könnte ursprünglich als Deckengemälde entstanden sein. Es befand sich laut Michael Jaffé bis 1989 als Deckenausschmückung eines Stadthauses des 18. Jahrhunderts in der Wigmore Street in London, das heute nicht mehr erhalten ist. Allgemein dienten mythologische Szenen zu Lebzeiten von Jacob Jordaens häufig zum Schmuck offizieller Gebäude, Gildekammern oder Prachtwohnungen höherer Stände (siehe d’Hulst 1982, S. 52).
CHF 140 000 / 200 000 | (€ 144 330 / 206 190)
Verkauft für CHF 183 300 (inkl. Aufgeld)
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