Lot 3523* - A193 Impressionismus & Moderne - Freitag, 03. Juli 2020, 16.00 Uhr
HERMANN MAX PECHSTEIN
(Zwickau 1881–1955 Berlin)
Fischerfrauen. Um 1920.
Öl auf Karton.
Oben links signiert: HMPechstein.
52,2 × 45,9 cm
Provenienz:
- Carl Steinbart, Berlin, um 1920 direkt beim Künstler erworben.
- Irmgard Bender (geb. Steinbart), Berlin/Bad Godesberg, 1923 durch Erbschaft von obigem erhalten.
- Privatsammlung Deutschland, vor 1976 bei obiger erworben.
Literatur:
Aya Soika: Max Pechstein. Das Werkverzeichnis der Ölgemälde, München 2011, Bd. II, S. 198, Nr. 1920/12 (mit Farbabb.).
Im Jahr 1909 reist Hermann Max Pechstein zum ersten Mal in das ostpreussische Fischerdorf Nidden auf der Kurischen Nehrung. Dort wird er Teil der Künstlerkolonie Nidden, dessen Zentrum das Gasthaus Blode ist, wo gemalt und über Kunst diskutiert wird. Pechstein gefällt es in dem ruhigen Fischerdorf und er fühlt sich den einheimischen Fischern und Arbeitern verbunden. Das abgelegene und von jeglichem Tourismus fernbleibende Dorf wird zum liebsten Sommerurlaubsort des Künstlers. Eine ländliche Idylle, in der er der wilden Metropole Berlin entfliehen und in die Natur eintauchen kann. Hier findet er auch die Symbiose zwischen Mensch und Natur. Pechstein hegt eine Faszination für den einfachen und ehrlichen Arbeiter, der sein Brot unter harten und schweren Bedingungen verdient. Dazu gehören die Fischer des Dorfes, die auf ihn einen prägenden Eindruck hinterlassen und denen er zeitlebens versucht eine würdige Darstellung in seiner Kunst zu geben.
Pechstein verbringt 1920 seinen fünften Sommer in Nidden. Ende April reist er von Berlin ab und widmet sich nach einer längeren Schaffenspause wieder der Malerei. "Jetzt habe ich mich entschlossen in Nidden nochmals den Kampf mit dem Wald und dem Meer aufzunehmen, um dann erleichterter nach dem Süden zu schauen und ihm meine nächsten Jahre zu widmen" (aus einem Brief vom 7. März 1920). Während dieser Zeit entsteht die Gemäldefolge Fischerleben, eine aus rund 16 Gemälden bestehende Serie, die das Leben und den Alltag der Fischer im Dorf zeigt. Es ist anzunehmen, dass auch unser vorliegendes Werk "Fischerfrauen" in diesen Zyklus einzuordnen ist.
Obwohl sich Pechstein erst nach dieser Serie dem Süden widmen möchte, ist die Inspiration vergangener Südseeaufenthalte bereits stark in seinem Stil verankert, was auch in "Fischerfrauen" unverkennbar ist. Pechstein schreibt am 21. August 1920 an Edouard Plietzsch: "Verspreche mir, durch die Arbeit an den Fischerbildern, welche eine Zwischenstufe zu dem ‘Vater Unser’ darstellen allerhand Nützliches zu lernen und für die Endarbeit zu profitieren. Zwischen diesem Quälen und Zerbeissen meiner selbst, habe (ich) mit viel Freude 3 Bilder gemalt, welche eine Art wehmütiger Erinnerungsdank an die versunkene Pracht der Südsee darstellen."
Die beiden Fischerfrauen, die im Vordergrund des Gemäldes sitzen, schauen auf die raue See hinaus, dem Fischerboot und ihren Männern nach, welche sich durch die tobenden Wellen kämpfen. Im für Pechstein typischen expressionistischen Stil, dem kantigen, rauen Strich in Kombination mit der stillen Dramatik einer Unendlichkeit des Meeres, vermag es der Künstler dem Betrachter einen kurzen, aber ehrlichen Einblick in das Leben zweier Fischerfrauen zu geben.
- Carl Steinbart, Berlin, um 1920 direkt beim Künstler erworben.
- Irmgard Bender (geb. Steinbart), Berlin/Bad Godesberg, 1923 durch Erbschaft von obigem erhalten.
- Privatsammlung Deutschland, vor 1976 bei obiger erworben.
Literatur:
Aya Soika: Max Pechstein. Das Werkverzeichnis der Ölgemälde, München 2011, Bd. II, S. 198, Nr. 1920/12 (mit Farbabb.).
Im Jahr 1909 reist Hermann Max Pechstein zum ersten Mal in das ostpreussische Fischerdorf Nidden auf der Kurischen Nehrung. Dort wird er Teil der Künstlerkolonie Nidden, dessen Zentrum das Gasthaus Blode ist, wo gemalt und über Kunst diskutiert wird. Pechstein gefällt es in dem ruhigen Fischerdorf und er fühlt sich den einheimischen Fischern und Arbeitern verbunden. Das abgelegene und von jeglichem Tourismus fernbleibende Dorf wird zum liebsten Sommerurlaubsort des Künstlers. Eine ländliche Idylle, in der er der wilden Metropole Berlin entfliehen und in die Natur eintauchen kann. Hier findet er auch die Symbiose zwischen Mensch und Natur. Pechstein hegt eine Faszination für den einfachen und ehrlichen Arbeiter, der sein Brot unter harten und schweren Bedingungen verdient. Dazu gehören die Fischer des Dorfes, die auf ihn einen prägenden Eindruck hinterlassen und denen er zeitlebens versucht eine würdige Darstellung in seiner Kunst zu geben.
Pechstein verbringt 1920 seinen fünften Sommer in Nidden. Ende April reist er von Berlin ab und widmet sich nach einer längeren Schaffenspause wieder der Malerei. "Jetzt habe ich mich entschlossen in Nidden nochmals den Kampf mit dem Wald und dem Meer aufzunehmen, um dann erleichterter nach dem Süden zu schauen und ihm meine nächsten Jahre zu widmen" (aus einem Brief vom 7. März 1920). Während dieser Zeit entsteht die Gemäldefolge Fischerleben, eine aus rund 16 Gemälden bestehende Serie, die das Leben und den Alltag der Fischer im Dorf zeigt. Es ist anzunehmen, dass auch unser vorliegendes Werk "Fischerfrauen" in diesen Zyklus einzuordnen ist.
Obwohl sich Pechstein erst nach dieser Serie dem Süden widmen möchte, ist die Inspiration vergangener Südseeaufenthalte bereits stark in seinem Stil verankert, was auch in "Fischerfrauen" unverkennbar ist. Pechstein schreibt am 21. August 1920 an Edouard Plietzsch: "Verspreche mir, durch die Arbeit an den Fischerbildern, welche eine Zwischenstufe zu dem ‘Vater Unser’ darstellen allerhand Nützliches zu lernen und für die Endarbeit zu profitieren. Zwischen diesem Quälen und Zerbeissen meiner selbst, habe (ich) mit viel Freude 3 Bilder gemalt, welche eine Art wehmütiger Erinnerungsdank an die versunkene Pracht der Südsee darstellen."
Die beiden Fischerfrauen, die im Vordergrund des Gemäldes sitzen, schauen auf die raue See hinaus, dem Fischerboot und ihren Männern nach, welche sich durch die tobenden Wellen kämpfen. Im für Pechstein typischen expressionistischen Stil, dem kantigen, rauen Strich in Kombination mit der stillen Dramatik einer Unendlichkeit des Meeres, vermag es der Künstler dem Betrachter einen kurzen, aber ehrlichen Einblick in das Leben zweier Fischerfrauen zu geben.
CHF 220 000 / 280 000 | (€ 226 800 / 288 660)
Verkauft für CHF 341 900 (inkl. Aufgeld)
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