Lot 3058* - A192 Gemälde Alter Meister - Freitag, 19. Juni 2020, 14.00 Uhr
ELISABETTA SIRANI
(1638 Bologna 1665)
Maria mit dem Kind. 1660.
Öl auf Leinwand.
Unten links signiert und datiert: TA ELISAB. SIRANI. F. 1660.
96 × 74,5 cm.
Provenienz:
Bedeutende Schweizer Privatsammlung.
Literatur:
Adelina Modesti: Elisabetta Sirani Virtuosa: Women's Cultural Production in Early Modern Bologna, 2015, S. 263-64, Kat.-Nr. 41, Abb. 14.
Die 1638 in Bologna geborene Barockmalerin Elisabetta Sirani gilt als wichtige Nachfolgerin der berühmten Malerin Artemisia Gentileschi (1593–1653) und als eine der ersten Frauen überhaupt, die in die renommierte Accademia di San Luca in Rom aufgenommen wurde. Zudem gründete sie in Bologna eine Künstlerakademie, die nur für weibliche Teilnehmer gedacht war und den Versuch darstellte, gegen die seit Jahrhunderten währenden erschwerten Bedingungen der weiblichen Künstlerkarriere anzukämpfen. Besonders Elisabetta Siranis Darstellungen der Heiligen Familie haben zum internationalen Ruhm der Künstlerin beigetragen, wobei oftmals die künstlerische Nähe zum Werk Guido Renis (1575–1642) hergestellt wird. Durch den Malerberuf ihres Vaters, Andrea Sirani, der als Mitarbeiter von Guido Reni tätig war und selbst eine Werkstatt zur Ausbildung junger Künstler führte, wurde Elisabetta Sirani schon früh zur bildenden Kunst geführt. Von ihrem Vater, der zuvor auch Ludovico Carracci (1555–1619) ausgebildet hatte, wurde sie bereits in jungen Jahren in der Zeichenkunst und Malerei unterrichtet. So kam es, dass Sirani bereits im Alter von 17 Jahren als professionelle Künstlerin tätig war. Ihre Auftraggeber kamen zunächst aus dem wohlhabenden Bürgertum Bolognas, später arbeitete sie vermehrt für Mäzene aus der Medici Familie. Obwohl ihr ausserordentliches Talent in ganz Bologna und bald auch ausserhalb bekannt war, sah Elisabetta nichts von dem Erlös der verkauften Bilder, da mit ihm die Werkstatt wie auch Siranis Familie finanziert wurden.
Eine auffallende Nähe zu Artemisia Gentileschi besteht in der Wahl ihrer Bildthemen: Beide scheinen eine starke Affinität für Mythen und biblische Szenen gehabt zu haben, die die Stärke des weiblichen Geschlechts demonstrieren. Bei Sirani äussert sich dies in ihren Historienbildern wie Circe, Cleopatra, Judith mit dem Haupt des Holofernes, oder auch selten dargestellte Szenen wie Porzia, die einen Hauptmann Alexanders des Großen an den Beinen packt und ihn kopfüber in den Brunnen stürzt. Als ausserordentlich schnell arbeitende Künstlerin kam bald das Gerücht auf, sie habe heimliche Mitarbeiter. Daraufhin malte sie ihre Bilder nur noch in ihrem offenen Atelier, sodass viele ihrer Bilder unter den Augen der Zuschauer entstanden. Elisabettas Atelier war für durchreisende Besucher eine Attraktion, sodass die Grossherzöge der Toskana, die Fürstin von Braunschweig, Christiana von Schweden oder der Sohn des Vizekönigs von Böhmen sie dort besuchten. Im Alter von erst 27 Jahren verstarb Sirani unerwartet und wurde unter großer Anteilnahme der ganzen Stadt im selben Grab wie Guido Reni begraben, der sie in ihrer Kunst stark beeinflusst hatte. Trotz ihres frühen Todes hinterliess sie ein Oeuvre von rund 200 Ölbildern, mehrere grossformatige Altarbilder und eine grosse Anzahl von Zeichnungen, Aquarellen, Skizzen und Kupferstichen.
Das hier vorliegende, ausserordentlich gut erhaltene Gemälde zeigt das beliebte Sujet der "Maria mit dem Kinde" in dramatischer Lichtsituation und starker Bewegtheit, beides wichtige Charakteristiken der Kunst Siranis und der italienischen Barockmalerei im Allgemeinen. Das Werk wurde von der Expertin Dr. Adelina Modesti von der La Torbe University in Australien als authentisch anerkannt und von ihr in die Werkmonographie zu Elisabetta Sirani aufgenommen (siehe Literatur).
Bedeutende Schweizer Privatsammlung.
Literatur:
Adelina Modesti: Elisabetta Sirani Virtuosa: Women's Cultural Production in Early Modern Bologna, 2015, S. 263-64, Kat.-Nr. 41, Abb. 14.
Die 1638 in Bologna geborene Barockmalerin Elisabetta Sirani gilt als wichtige Nachfolgerin der berühmten Malerin Artemisia Gentileschi (1593–1653) und als eine der ersten Frauen überhaupt, die in die renommierte Accademia di San Luca in Rom aufgenommen wurde. Zudem gründete sie in Bologna eine Künstlerakademie, die nur für weibliche Teilnehmer gedacht war und den Versuch darstellte, gegen die seit Jahrhunderten währenden erschwerten Bedingungen der weiblichen Künstlerkarriere anzukämpfen. Besonders Elisabetta Siranis Darstellungen der Heiligen Familie haben zum internationalen Ruhm der Künstlerin beigetragen, wobei oftmals die künstlerische Nähe zum Werk Guido Renis (1575–1642) hergestellt wird. Durch den Malerberuf ihres Vaters, Andrea Sirani, der als Mitarbeiter von Guido Reni tätig war und selbst eine Werkstatt zur Ausbildung junger Künstler führte, wurde Elisabetta Sirani schon früh zur bildenden Kunst geführt. Von ihrem Vater, der zuvor auch Ludovico Carracci (1555–1619) ausgebildet hatte, wurde sie bereits in jungen Jahren in der Zeichenkunst und Malerei unterrichtet. So kam es, dass Sirani bereits im Alter von 17 Jahren als professionelle Künstlerin tätig war. Ihre Auftraggeber kamen zunächst aus dem wohlhabenden Bürgertum Bolognas, später arbeitete sie vermehrt für Mäzene aus der Medici Familie. Obwohl ihr ausserordentliches Talent in ganz Bologna und bald auch ausserhalb bekannt war, sah Elisabetta nichts von dem Erlös der verkauften Bilder, da mit ihm die Werkstatt wie auch Siranis Familie finanziert wurden.
Eine auffallende Nähe zu Artemisia Gentileschi besteht in der Wahl ihrer Bildthemen: Beide scheinen eine starke Affinität für Mythen und biblische Szenen gehabt zu haben, die die Stärke des weiblichen Geschlechts demonstrieren. Bei Sirani äussert sich dies in ihren Historienbildern wie Circe, Cleopatra, Judith mit dem Haupt des Holofernes, oder auch selten dargestellte Szenen wie Porzia, die einen Hauptmann Alexanders des Großen an den Beinen packt und ihn kopfüber in den Brunnen stürzt. Als ausserordentlich schnell arbeitende Künstlerin kam bald das Gerücht auf, sie habe heimliche Mitarbeiter. Daraufhin malte sie ihre Bilder nur noch in ihrem offenen Atelier, sodass viele ihrer Bilder unter den Augen der Zuschauer entstanden. Elisabettas Atelier war für durchreisende Besucher eine Attraktion, sodass die Grossherzöge der Toskana, die Fürstin von Braunschweig, Christiana von Schweden oder der Sohn des Vizekönigs von Böhmen sie dort besuchten. Im Alter von erst 27 Jahren verstarb Sirani unerwartet und wurde unter großer Anteilnahme der ganzen Stadt im selben Grab wie Guido Reni begraben, der sie in ihrer Kunst stark beeinflusst hatte. Trotz ihres frühen Todes hinterliess sie ein Oeuvre von rund 200 Ölbildern, mehrere grossformatige Altarbilder und eine grosse Anzahl von Zeichnungen, Aquarellen, Skizzen und Kupferstichen.
Das hier vorliegende, ausserordentlich gut erhaltene Gemälde zeigt das beliebte Sujet der "Maria mit dem Kinde" in dramatischer Lichtsituation und starker Bewegtheit, beides wichtige Charakteristiken der Kunst Siranis und der italienischen Barockmalerei im Allgemeinen. Das Werk wurde von der Expertin Dr. Adelina Modesti von der La Torbe University in Australien als authentisch anerkannt und von ihr in die Werkmonographie zu Elisabetta Sirani aufgenommen (siehe Literatur).
CHF 35 000 / 55 000 | (€ 36 080 / 56 700)
Verkauft für CHF 43 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr