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Lot 3033 - A192 Gemälde Alter Meister - Freitag, 19. Juni 2020, 14.00 Uhr

SIMON DE VLIEGER

(Rotterdam um 1600–um 1653 Hamburg)
Marine mit Segelschiffen in Küstennähe.
Öl auf Holz.
Unten links auf dem Schiff monogrammiert: V.
40 cm Durchmesser (rund).

Provenienz:
Schweizer Privatbesitz seit mehreren Generationen.

Literatur:
Gerlinde de Beer (mit Beiträgen von Franz Ossing und Jaap van der Veen): The Golden Age of Dutch Marine Painting. The Inder Rieden Collection, Leiden 2019, Bd. I, S. 88, Abb. 73.

Es handelt sich bei diesem Seestück um ein bemerkenswert interessantes Frühwerk des holländischen Marine- und Landschaftsmalers Simon de Vlieger.

Im Rundformat sind Einmaster auf einem vom Festland durchzogenen Binnengewässer wiedergegeben, welche de Vlieger durch das Aufzeigen von Festlandstrukturen kunstvoll in Szene zu setzen weiss. Die Gestaltung dieser Marine scheint auf den ersten Blick gänzlich der Auffassung von Jan Porcellis (1583–1632) zu entsprechen, zu dessen grössten Verdiensten jene landschaftliche Strukturierung des Gewässers zu zählen ist, die seinen Werken eine geradezu begehbare Räumlichkeit verleiht.

Doch während die Seestücke von Porcellis einer zufälligen Momentaufnahme gleichen, so beschreibt Dr. de Beer in einem Schreiben vom 26.7.2018, wirken die Werke de Vliegers „wie eine planvoll geregelte, maritime Welt [und so] bleibt im Gegensatz zu vergleichbaren Werken des Jan Porcellis auf der Bildordnung dieses Tondos alles Nebensächliche ausgeschlossen“. Dem entspricht, so Dr. de Beer, dass auch das schlanke Seezeichen rechts vorn kein Beiwerk ist, sondern die Aufgabe erfüllt, die Bildzonen – Nah und Fern – miteinander zu verbinden und die nach rechts gerichtete Neigung des Schiffes auszugleichen.

De Vliegers Tendenz zu einer strengen Bildordnung, die Jan Kelch einst mit einer „baumeisterlichen Gesinnung“ umschrieb, offenbart sich laut Dr. de Beer bereits deutlich auf seinem frühesten bekannten, datierten Werk von 1624, dem Seestück im Ellipsenformat, das sich in der St. Petersburger Eremitage befindet. Es ähnelt dem hier angebotenen Werk bemerkenswert und ist ebenfalls „ausschliesslich Porcellis verpflichtet“ (Jan Kelch in seiner Dissertation zu de Vlieger aus dem Jahr 1971, S. 24). Wenngleich also das Frühwerk de Vliegers merklich der Kunst des Jan Porcellis verpflichtet ist, sodass Jan Kelch zu Recht ein Lehrer-Schülerverhältnis in Erwägung zog, wusste de Vlieger dem Seestück, auf der Basis seines gesetzmässig wirkenden Kompositionsprinzips, eine eigene und neue künstlerische Ästhetik zu verleihen. Die scharf kalkulierte Komposition dieses Bildes, veranschaulicht laut Dr. Gerlinde de Beer „auf verblüffende Weise eine Vorstufe der von Simon de Vlieger makellos ausbalancierten Seestücke, für die Jan Kelch den Begriff ‚klassische Marinemalerei’ prägte“.

Mit diesem Tondo ist nun also ein Seestück bekannt, auf dem die Grundprinzipien der reifen Werke de Vliegers deutlich hervortreten und das Dr. de Beer, basierend auf der „Raffinesse der landschaftlichen Strukturierung und der Perspektivkonstruktion“ sowie unter „Berücksichtigung der raschen Entwicklung de Vliegers“ auf 1626/27 datiert.

Wir danken Dr. Gerlinde de Beer für die Unterstützung bei der Katalogisierung dieses Gemäldes.

CHF 30 000 / 40 000 | (€ 30 930 / 41 240)


Verkauft für CHF 39 340 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr