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Lot 3053 - A192 Gemälde Alter Meister - Freitag, 19. Juni 2020, 14.00 Uhr

JAN VAN GOYEN

(Leiden 1596–1656 Den Haag)
Schlossruine an einem Fluss.
Öl auf Holz.
41 × 61 cm.

Gutachten:
Dr. Hans Ulrich Beck, Oktober 1962 (in Kopie vorhanden).

Provenienz:
- Kunsthandel Ch. Brunner, Paris, 1914, Kat.-Nr. 23, mit Abb.
- wohl Sammlung Linden 't Hooft, Holland.
- Sammlung Goudstikker, Amsterdam, 1920, Nr. 735 (verso mit Etikett).
- Sammlung P. Smidt van Gelder, Nieuwersluis.
- Kunsthandel Jan Dik, München, 1962.
- Sammlung C. M., Zürich.
- Schweizer Privatsammlung.

Ausstellung:
- Amsterdam/Enschede/Rotterdam u.a. 1920, Galerie Goudstikker (Kat. XVIII, Nr. 15; Kat. XIX, Nr. 17; Kat. XX, Nr. 41).

Literatur:
- Beeldende Kunst, VIII, 1921, Nr. 39, mit Abb.
- Cornelis Hofstede de Groot: Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten Holländischen Maler des XVII. Jahrhunderts, 1907–1928, Bd. VIII, Esslingen/Paris 1923, S. 207, Nr. 846 (dort mit Monogramm und Datierung 1648).
- Hans-Ulrich Beck: Jan van Goyen, 1596–1656, Bd. II, Amsterdam 1973, S. 314, Nr. 688, mit Abb. (dort mit Monogramm und Datierung: VG 1648).
- Wolfgang Stechow: Salomon van Ruisdael, Berlin 1975, S. 51.

Diese kürzlich in einer Schweizer Privatsammlung wiederentdeckte Flusslandschaft mit Schlossruine, die neben van Goyen auch von Salomon Ruysdael (um 1600–1670) aufgegriffen wurde und die sich vermutlich in Gorinchem (auch Gorcum genannt) befand (siehe Stechow 1975, S. 51), fügt sich sowohl kompositorisch wie auch in ihrer malerischen Ausführung überzeugend in das Oeuvre von Jan van Goyen. Sie legt Zeugnis ab von van Goyens Meisterhaftigkeit der naturbezogenen Farbgebung aus Grün, Braun und Gelb, und von dem Verzicht auf harte Konturen. Mit seinen monochromen Landschaften war Jan van Goyen stilbildend für die "realistische" Auffassung der holländischen Landschaftsmalerei und hatte einen grossen Einfluss auf seine Zeitgenossen wie Salomon van Ruisdael oder den jungen Aelbert Cuyp (1620–1691).

Als Sohn eines Schuhmachers in Leiden geboren, lernte der Künstler gemäss der Leidener Chronik von Jan Jansz. Orlers (1570–1646) bei den Glasmalern der Stadt Coenraet van Schiperoort (1577–1636), Isaac van Swanenburgh (1537–1614), Cornelis Claesz. Clock (um 1561–1629) und Jan Arentsz de Man (um 1565–1625) und danach in Hoorn bei Willem Gerritsz. (um 1582–um 1628). Nach einem einjährigen Aufenthalt in Frankreich (1615–1616), schloss van Goyen seine Ausbildung im Haarlemer Atelier des Esaias van de Velde (1587–1630) ab. 1618 liess er sich in Leiden nieder und heiratete Anna Willemsdr. van Raelst. Im Jahre 1634 verlegte van Goyen seinen Wohnsitz dauerhaft nach Den Haag, wo er in die Lukasgilde aufgenommen und in den Jahren 1638 und 1640 zu deren Obmann ernannt wurde.

Van Goyen spezialisierte sich auf die Darstellung von Landschaften, wobei er seine Motive wie Dorfansichten, Flüsse, Kanäle, Strand- und Küstenlandschaften mit einfacher Landbevölkerung bei alltäglicher Handlung belebt. Ab den 1620er-Jahren stehen vor allem Diagonalkompositionen im Fokus des Künstlers, in die Architekturen, Landschaftselemente und Figuren einbezieht. Darunter zeigt er immer wieder einfache Boote, oft als mit Passagieren besetzte und mit Fracht beladene Fährboote, die als detailreiche Genreszenen angelegt sind. Dabei fungieren die Figuren, wie vorliegendes Gemälde ebenfalls belegt, eher als Massstabsorientierung und weniger als narrative Handlungsträger.

Ellis Dullaart vom RKD, Den Haag und Dr. Christiaan Vogelaar, die die Autorschaft anhand einer Fotografie bestätigen, und wofür wir ihnen danken, datieren diese Arbeit in die 1640er-Jahre als van Goyen eine Reihe vergleichbarer Kompositionen fertigte, die von monochromer Farbigkeit geprägt sind (vergleiche beispielsweise Beck 1973, Nr. 685, 686, 687 und 699), wobei der pastose Farbauftrag diese qualitätvolle Arbeit besonders belebt.

Das Gemälde ist im RKD, Den Haag, archiviert.

CHF 60 000 / 80 000 | (€ 61 860 / 82 470)


Verkauft für CHF 73 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr