Lot 3001* - A190 Gemälde Alter Meister - Freitag, 27. September 2019, 14.00 Uhr
GIOVANNI FRANCESCO DA RIMINI
(Rimini um 1420–1470 Bologna)
Christus als Schmerzensmann.
Tempera auf Holz.
14,3 × 11 cm.
Provenienz:
Europäischer Privatbesitz.
Vorliegende kleine, der Kunstgeschichte bisher vorenthaltene Tafel kann hier erstmals einer kurzen kunsthistorischen Analyse unterzogen werden. Die geringen Dimensionen der Tafel und das Bildthema – das Abbild des geopferten Leib Christi im Sarkophag stehend – lassen vermuten, dass es ehemals als sogenanntes "Pace" gedient hatte, das während der Messe zum Kuss gereicht wurde. Das hier unverkennbar zutage tretende, von der italienischen Plastik der Frührenaissance angeregte Figurenverständnis lässt sich mit den künstlerischen Vorgängen im Padua der 1440er-Jahre um Francesco Squarcione (um 1395–um 1468), in Verbindung bringen. Ebenso muss der Künstler auch die Vorgänge in Rimini gekannt haben. Der Stil unseres Bildes mit seinen Anleihen an die italienische Plastik verbindet sich mit dem aus Rimini stammenden Maler Giovanni Francesco da Rimini, der seit 1441 in Padua nachgewiesen ist, wo sich seine Wege nachweislich mit Squarcione gekreuzt hatten. An diesem Kreuzweg der frühen Florentiner Renaissance um Paolo Uccello (1397–1475), Donatello (1386–1466) und Filippo Lippi (1406–1469) und der venezianischen Malerei um Jacopo Bellini (1396–1470) und Michele Giambono (1400–1462) muss sich auch unser Meister, Giovanni Francesco da Rimini künstlerisch weiterentwickelt haben. Jedenfalls bezeugt vorliegender Christus patiens die Kenntnis der künstlerischen Vorgänge in Padua, namentlich Donatellos Schmerzensmann in der Basilika di S. Antonio in Padua (1446/47), gleich wie er auch die archäologisch ausgerichtete Malerei um Squarcione, Andrea Mantegna (1431–1506) und Bono da Ferrara (tätig um 1441–1461) in der Ovetari Kapelle in der Eremitani Kirche in Padua in sein Werk einfliessen liess. Dies trifft für unseren Christus zu, dessen Haartracht mit den harten Stilisierungen der Locken auf die antikisierende Bildhauerei zurückweist, die auch in die Werke des Mantegna und seiner Weggefährten eingeflossen war.
Unsere Tafel ist vergleichbar mit Giovanni Francesco da Riminis Geburt Christi in der Sammlung des Musée du Petit Palais in Avignon (Inv. Nr. MI526), wo wir einen Joseph vorfinden, dessen Gesichtsbildung und Expressivität eine enge Verwandtschaft zu unserem Christus erkennen lässt. Dieses Bild wird mit Giovanni Francescos früher Bologneser Aktivität (1459–1469) in Zusammenhang gebracht. Die Entstehung dieser Tafel darf jedoch etwas früher, um 1450, datiert werden und ist folglich in Padua zu verorten, was auch für Giovanni Francesco da Riminis Tafel mit der Kreuzigung in der Pinacoteca Nazionale in Ferrara zutrifft (Inv. Nr. 412). Dieses Gemälde, das zu Recht in die Paduaner Jahre zwischen 1445 und 1450 angesetzt wird, zeigt einen Christus, dessen Gesicht nach demselben Muster zugeschnitten ist, wie das unseres Schmerzensmanns. Folglich dürfte auch unsere Pietà um 1450 entstanden sein und stellt einen wertvollen Neuzugang im Werkkatalog des Giovanni Francesco da Rimini dar.
Wir danken Prof. Dr. Gaudenz Freuler für diesen Katalogeintrag.
Europäischer Privatbesitz.
Vorliegende kleine, der Kunstgeschichte bisher vorenthaltene Tafel kann hier erstmals einer kurzen kunsthistorischen Analyse unterzogen werden. Die geringen Dimensionen der Tafel und das Bildthema – das Abbild des geopferten Leib Christi im Sarkophag stehend – lassen vermuten, dass es ehemals als sogenanntes "Pace" gedient hatte, das während der Messe zum Kuss gereicht wurde. Das hier unverkennbar zutage tretende, von der italienischen Plastik der Frührenaissance angeregte Figurenverständnis lässt sich mit den künstlerischen Vorgängen im Padua der 1440er-Jahre um Francesco Squarcione (um 1395–um 1468), in Verbindung bringen. Ebenso muss der Künstler auch die Vorgänge in Rimini gekannt haben. Der Stil unseres Bildes mit seinen Anleihen an die italienische Plastik verbindet sich mit dem aus Rimini stammenden Maler Giovanni Francesco da Rimini, der seit 1441 in Padua nachgewiesen ist, wo sich seine Wege nachweislich mit Squarcione gekreuzt hatten. An diesem Kreuzweg der frühen Florentiner Renaissance um Paolo Uccello (1397–1475), Donatello (1386–1466) und Filippo Lippi (1406–1469) und der venezianischen Malerei um Jacopo Bellini (1396–1470) und Michele Giambono (1400–1462) muss sich auch unser Meister, Giovanni Francesco da Rimini künstlerisch weiterentwickelt haben. Jedenfalls bezeugt vorliegender Christus patiens die Kenntnis der künstlerischen Vorgänge in Padua, namentlich Donatellos Schmerzensmann in der Basilika di S. Antonio in Padua (1446/47), gleich wie er auch die archäologisch ausgerichtete Malerei um Squarcione, Andrea Mantegna (1431–1506) und Bono da Ferrara (tätig um 1441–1461) in der Ovetari Kapelle in der Eremitani Kirche in Padua in sein Werk einfliessen liess. Dies trifft für unseren Christus zu, dessen Haartracht mit den harten Stilisierungen der Locken auf die antikisierende Bildhauerei zurückweist, die auch in die Werke des Mantegna und seiner Weggefährten eingeflossen war.
Unsere Tafel ist vergleichbar mit Giovanni Francesco da Riminis Geburt Christi in der Sammlung des Musée du Petit Palais in Avignon (Inv. Nr. MI526), wo wir einen Joseph vorfinden, dessen Gesichtsbildung und Expressivität eine enge Verwandtschaft zu unserem Christus erkennen lässt. Dieses Bild wird mit Giovanni Francescos früher Bologneser Aktivität (1459–1469) in Zusammenhang gebracht. Die Entstehung dieser Tafel darf jedoch etwas früher, um 1450, datiert werden und ist folglich in Padua zu verorten, was auch für Giovanni Francesco da Riminis Tafel mit der Kreuzigung in der Pinacoteca Nazionale in Ferrara zutrifft (Inv. Nr. 412). Dieses Gemälde, das zu Recht in die Paduaner Jahre zwischen 1445 und 1450 angesetzt wird, zeigt einen Christus, dessen Gesicht nach demselben Muster zugeschnitten ist, wie das unseres Schmerzensmanns. Folglich dürfte auch unsere Pietà um 1450 entstanden sein und stellt einen wertvollen Neuzugang im Werkkatalog des Giovanni Francesco da Rimini dar.
Wir danken Prof. Dr. Gaudenz Freuler für diesen Katalogeintrag.
CHF 8 000 / 12 000 | (€ 8 250 / 12 370)
Verkauft für CHF 9 375 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr