Lot 3043* - A188 Gemälde Alter Meister - Freitag, 29. März 2019, 14.00 Uhr
PETER BINOIT
(Köln 1590–1632 Hanau)
Blumenstillleben mit Tulpe, Schneeglockenrispe und Schachblume in einer Engobevase auf einer Steinplinthe mit Insekten.
Öl auf Kupfer.
Unten links monogrammiert: P B.
20,5 x 15,8 cm.
Gutachten: Prof. Dr. Gerhard Bott, 25.9.2017.
Provenienz:
Europäische Privatsammlung.
Das hier angebotene Gemälde aus einer europäischen Privatsammlung stellt ein gut erhaltenes und charakteristisches Beispiel des Hanauer Stilllebenmalers Peter Binoit dar. Unten links findet sich das Monogramm des Malers „P B“, welches er in fast allen seinen Werken verwendete.
Über die Anfänge des in 1590 in Köln geborenen Peter Binoits und dessen spätere Übersiedlung nach Frankfurt sind uns so gut wie keine Daten überliefert. Das früheste erhaltene Stillleben ist eine auf Kupfer gemalte Porzellanvase mit Blumen, das mit seinem Monogramm und einer Datierung versehen ist: P/B Fe 1611 (Öl auf Kupfer, 48 x 32 cm, Hessisches Landesmuseum, Darmstadt, in: Bott, Gerhard: Ein Stück von allerlei blumenwerk - einstück von früchten – zwei stück auf tuch mit hecht. Die Stillebenmaler Soreau, Codino und Marrell in Hanau und Frankfurt 1600 – 1650, Hanau 2001, WV. B. 1, S. 196). Es ist nicht geklärt, ob dieses Gemälde im Atelier des in Hanau anerkannten Meisters Daniel Soreau (1586 – 1619) entstand, denn urkundliche Hinweise, die den Aufenthalt Binoits in Frankfurt belegen, sind erst aus der Zeit nach dem Tod Soreaus bekannt. Binoit heiratete in Hanau am 15. Februar 1627 die Nichte Soreaus, Sarah Soreau, welche die Tochter seines in Frankfurt lebenden Bruders Simon Soreau war (Bott, ebenda, 2001, S. 25).
Binoit musste allerdings bereits vor seiner Heirat in Hanau zu Ansehen gelangt sein, denn am 7. September 1623 wurde "Peter Benoi, ein Malergesell" bei einer Taufe in der reformierten Kirche der Alstadt Hanau als Pate für Maria Neidhart, Tochter des Schneiders Hector Neidhart, eingetragen (ebd.). Aber auch der Künstler selbst belegt seinen Aufenthalt in Frankfurt in dem Gemälde einer Porzellanvase mit Blumen im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt (ebd., WV.B 14; Abb. 43, S. 50), das er wie folgt bezeichnet hat: "P. Binoit. Francfort 1620".
Bei der Komposition des frühsten Blumenstilllebens von 1611 und bei späteren Gemälden greift Binoit auf druckgrafische Vorlagen zurück, die in Frankfurt in dieser Zeit erschienen waren. So finden sich in den Kupferstichen von Jacob Hoefnagel (1573 – um 1632) "Architeypa Studiaque Patris Goergil Hoefnagelil", die nach Originalen seines Vaters Joris Hoefnagel (1542 – 1600) gestochen wurden, ähnliche üppige Blumensträusse in Vasen, die alle symmetrisch arrangiert zu sein scheinen. Ingvar Bergström bezeichnet dieses Arrangement als "radial composition", das sich als Besonderheit der Blumenmalerei in Frankfurt und Hanau identifizieren lässt (Bergström, Ingvar: Flower-Pieces of Radial Composition in European 16th und 17th Century Art, in: Album Amicorum J.G. van Gelder, Den Haag 1973, S. 22ff.).
Professor Bott, der die Eigenhändigkeit des Gemäldes anhand einer Fotografie bestätigt, verweist auf die kompositorische Nähe der vorliegenden Tafel zu jener, die sich im Staatlichen Puschkin Museum in Moskau befindet (vgl. Kat. Gemälde Puschkin Museum 1948, Nr. 2587). Seine Entstehung dürfte somit vermutlich ins Frühwerk des Künstlers zu datieren sein. Wie auch im Moskauer Bild, zeigt auch das hier offerierte ein Arrangement verschiedenster Blumen in einer braunen Engobevase sowie eine, in beiden Kompositionen an gleicher Stelle, nach rechts ausladende, weisse Schneeglockenrispe, wobei die minutiös gemalten Blumen Binoits unverkennbare Farbvielfalt aufweisen.
Die Vase ist zentral im Bild und auf einer hellgrauen Tischplatte platziert, während der nahezu schwarze Hintergrund jene Vielfalt der Blüten hervorhebt, die sich gleichsam in ihren Farben spiegelt. Das von links auf die Komposition einfallende Licht betont den Strauss, der von den alternierend rot, blau und weiss gefärbten Blüten rhythmisiert wird, wobei eine hellrosafarbene und nach rechts geneigte Tulpe den Gesamteindruck dominiert. Das derart einfallende Licht spiegelt sich in zartem Rot auf der braunen Vase und wirft zugleich einen Schatten auf jene Blumen, die sich im unteren, rechten Teil des Arrangements befinden, unter anderem eine seltene Schachblume. Auch der Rosenzweig rechts der Vase droht zunächst im Schatten zu verschwinden, bis seine Blüten, aus dem Schatten hervortretend, über den vorderen Rand des Tisches lugen und dem Betrachter so zum Greifen nahe scheinen.
Wie im Moskauer Bild finden sich auch in diesem Stillleben Insekten, die die Szenerie beleben. So ist am unteren linken Rand des Tisches ein Maikäfer zu erkennen und oben rechts ein Marienkäfer, die gleich der unterschiedlichen Welkstadien der kostbaren Schnittblumen ebenfalls auf die Vergänglichkeit der Zeit verweisen.
Provenienz:
Europäische Privatsammlung.
Das hier angebotene Gemälde aus einer europäischen Privatsammlung stellt ein gut erhaltenes und charakteristisches Beispiel des Hanauer Stilllebenmalers Peter Binoit dar. Unten links findet sich das Monogramm des Malers „P B“, welches er in fast allen seinen Werken verwendete.
Über die Anfänge des in 1590 in Köln geborenen Peter Binoits und dessen spätere Übersiedlung nach Frankfurt sind uns so gut wie keine Daten überliefert. Das früheste erhaltene Stillleben ist eine auf Kupfer gemalte Porzellanvase mit Blumen, das mit seinem Monogramm und einer Datierung versehen ist: P/B Fe 1611 (Öl auf Kupfer, 48 x 32 cm, Hessisches Landesmuseum, Darmstadt, in: Bott, Gerhard: Ein Stück von allerlei blumenwerk - einstück von früchten – zwei stück auf tuch mit hecht. Die Stillebenmaler Soreau, Codino und Marrell in Hanau und Frankfurt 1600 – 1650, Hanau 2001, WV. B. 1, S. 196). Es ist nicht geklärt, ob dieses Gemälde im Atelier des in Hanau anerkannten Meisters Daniel Soreau (1586 – 1619) entstand, denn urkundliche Hinweise, die den Aufenthalt Binoits in Frankfurt belegen, sind erst aus der Zeit nach dem Tod Soreaus bekannt. Binoit heiratete in Hanau am 15. Februar 1627 die Nichte Soreaus, Sarah Soreau, welche die Tochter seines in Frankfurt lebenden Bruders Simon Soreau war (Bott, ebenda, 2001, S. 25).
Binoit musste allerdings bereits vor seiner Heirat in Hanau zu Ansehen gelangt sein, denn am 7. September 1623 wurde "Peter Benoi, ein Malergesell" bei einer Taufe in der reformierten Kirche der Alstadt Hanau als Pate für Maria Neidhart, Tochter des Schneiders Hector Neidhart, eingetragen (ebd.). Aber auch der Künstler selbst belegt seinen Aufenthalt in Frankfurt in dem Gemälde einer Porzellanvase mit Blumen im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt (ebd., WV.B 14; Abb. 43, S. 50), das er wie folgt bezeichnet hat: "P. Binoit. Francfort 1620".
Bei der Komposition des frühsten Blumenstilllebens von 1611 und bei späteren Gemälden greift Binoit auf druckgrafische Vorlagen zurück, die in Frankfurt in dieser Zeit erschienen waren. So finden sich in den Kupferstichen von Jacob Hoefnagel (1573 – um 1632) "Architeypa Studiaque Patris Goergil Hoefnagelil", die nach Originalen seines Vaters Joris Hoefnagel (1542 – 1600) gestochen wurden, ähnliche üppige Blumensträusse in Vasen, die alle symmetrisch arrangiert zu sein scheinen. Ingvar Bergström bezeichnet dieses Arrangement als "radial composition", das sich als Besonderheit der Blumenmalerei in Frankfurt und Hanau identifizieren lässt (Bergström, Ingvar: Flower-Pieces of Radial Composition in European 16th und 17th Century Art, in: Album Amicorum J.G. van Gelder, Den Haag 1973, S. 22ff.).
Professor Bott, der die Eigenhändigkeit des Gemäldes anhand einer Fotografie bestätigt, verweist auf die kompositorische Nähe der vorliegenden Tafel zu jener, die sich im Staatlichen Puschkin Museum in Moskau befindet (vgl. Kat. Gemälde Puschkin Museum 1948, Nr. 2587). Seine Entstehung dürfte somit vermutlich ins Frühwerk des Künstlers zu datieren sein. Wie auch im Moskauer Bild, zeigt auch das hier offerierte ein Arrangement verschiedenster Blumen in einer braunen Engobevase sowie eine, in beiden Kompositionen an gleicher Stelle, nach rechts ausladende, weisse Schneeglockenrispe, wobei die minutiös gemalten Blumen Binoits unverkennbare Farbvielfalt aufweisen.
Die Vase ist zentral im Bild und auf einer hellgrauen Tischplatte platziert, während der nahezu schwarze Hintergrund jene Vielfalt der Blüten hervorhebt, die sich gleichsam in ihren Farben spiegelt. Das von links auf die Komposition einfallende Licht betont den Strauss, der von den alternierend rot, blau und weiss gefärbten Blüten rhythmisiert wird, wobei eine hellrosafarbene und nach rechts geneigte Tulpe den Gesamteindruck dominiert. Das derart einfallende Licht spiegelt sich in zartem Rot auf der braunen Vase und wirft zugleich einen Schatten auf jene Blumen, die sich im unteren, rechten Teil des Arrangements befinden, unter anderem eine seltene Schachblume. Auch der Rosenzweig rechts der Vase droht zunächst im Schatten zu verschwinden, bis seine Blüten, aus dem Schatten hervortretend, über den vorderen Rand des Tisches lugen und dem Betrachter so zum Greifen nahe scheinen.
Wie im Moskauer Bild finden sich auch in diesem Stillleben Insekten, die die Szenerie beleben. So ist am unteren linken Rand des Tisches ein Maikäfer zu erkennen und oben rechts ein Marienkäfer, die gleich der unterschiedlichen Welkstadien der kostbaren Schnittblumen ebenfalls auf die Vergänglichkeit der Zeit verweisen.
CHF 80 000 / 120 000 | (€ 82 470 / 123 710)
Verkauft für CHF 96 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr