Lot 3411 - A187 PostWar & Contemporary - Samstag, 08. Dezember 2018, 14.00 Uhr
LOTHAR CHAROUX
(Wien 1912–1987 São Paulo)
Vibraçao. 1971.
Acryl auf Masonit.
Unten rechts signiert und datiert: charoux 1971. Verso mit dem Etikett mit Adress- und Werkangaben.
50 x 30 cm.
Wir danken der Familie des Künstlers für die Authentifizierung dieser Arbeit, Oktober 2018.
Provenienz:
- Nachlass Lothar Charoux (verso mit dem Etikett)
- Privatsammlung Schweiz
Lothar Charoux wird 1912 in Wien geboren. Sein Onkel, der Bildhauer Siegfried Charoux weckt und fördert sein Interesse für Kunst. Mit 16 Jahren verlässt Charoux Österreich und emigriert nach Brasilien, wo er bis zu seinem Tod 1987 in Sâo Paulo lebt. Er studiert Malerei am Liceu de Artes e Oficios de Sâo Paulo bei Waldemar de Costa. Geprägt durch seinen Onkel und seinen Lehrer wendet sich Charoux zunächst dem Expressionismus zu. Sein Frühwerk besteht grösstenteils aus Landschaften und Porträts. Zunehmend setzt er sich mit architektonischen Fragen auseinander und ist fasziniert von den Spannungsverhältnissen zwischen Flächen und Linien sowie zwischen Figur und Hintergrund.
So führt ihn seine künstlerische Entwicklung zusehends zur Konkreten Kunst, was in der Mitgliedschaft bei der „Grupo Ruptura“ gipfelt. 1952 unterschreiben sieben Künstler, einer davon Lothar Charoux, das von Waldemar Cordeiro verfasste Manifest, das erstmals in Brasilien eine eindeutige Abgrenzung Konkreter zu Gegenständlicher Kunst benennt. Die Veröffentlichung führt zu einer regen, öffentlich ausgetragenen Diskussion zwischen diesen zwei Kunstauffassungen. Wortführer der gegenständlichen Kunst wird der Kunstkritiker Sérgio Milliet, der 4 Tage nach der Gründung der „Grupo Ruptura“ in einer Tageszeitung eine Gegenargumentation veröffentlicht. Im gleichen Jahr findet im Museu de Arte Moderna de Sâo Paulo die Ausstellung „Ruptura“ statt.
In ihrem Manifest stellt die Gruppe fest, dass die neuen Werte in der Bildenden Kunst Raum und Zeit, sowie Bewegung und Materie sind. Diese eröffnen in ihren Augen dem Künstler Freiheiten und ungeahnte Möglichkeiten der künstlerischen Auseinandersetzung. „Sie will eine neue Kunst für ein modernes Land, geprägt von Wahrheit und Rationalität, dargestellt mit mathematischer, geometrischer Formensprache!“ (zit. www.arte-conreta.com). So ist es nur konsequent, dass sie den Bruch (ruptura) mit der bisherigen Kunst bzw. Kunstauffassung fordern, da sie davon überzeugt sind, dass die historische Funktion der Gegenständlichen Kunst erschöpft ist und für die Gegenwart und Zukunft keine Bedeutung mehr hat. Obwohl die Gruppe nach wenigen Jahren auseinanderbricht, hat mit ihr die Konkrete Kunst und damit verbunden eine lebhafte Auseinandersetzung Einzug gehalten.
Lothar Charoux gehört zu den wichtigsten Vertretern der Konkreten Kunst in Brasilien. Die zwei angebotenen Werke bestechen durch ihren meisterlichen Einsatz der Linie als Ordnungsprinzip, aber auch als Raumgestalter. Das An- und Abschwellen der Linien schafft Tiefe und Dynamik, und der Betrachter nimmt die unterschiedlichen Ebenen der Gemälde wahr.
Bei der farbigen Komposition auf hellem Grund von 1971 gelingt es dem Künstler meisterlich, die verschiendenen Farben in eine elegante, harmonische Komposition zu führen. Die Ebenen des Bildes verschwimmen und strahlen eine grosse Ruhe aus. Farbe, Komposition und Hintergrund werden zu einer Einheit.
Das zweite, blau-weisse Gemälde (Los 3413), lebt von den Kontrasten. Dem blauen Hintergrund setzt Charoux ein weisses Liniengeflecht vor, das in sich wiederum von gegensätzlichen Formen geprägt ist – gleichmässige, vertikale Linien werden durch Kreise durchbrochen, die wiederum durch Karos ausgefüllt werden.
So unterschiedlich beide Werke auf den ersten Blick scheinen, zeigen sie eindrücklich Lothar Charouxs Faszination von mathematischer Exaktheit und seine Liebe am Spiel mit Form und Farbe, um Raum zu schaffen. Charoux gelingt in der Auseinandersetzung mit den Ideen der Konkreten Kunst ein ganz eigener Ansatz für seine Werke, die diesen eine ebenso grosse Wiedererkennbarheit wie Einzigartigkeit verleihen.
Provenienz:
- Nachlass Lothar Charoux (verso mit dem Etikett)
- Privatsammlung Schweiz
Lothar Charoux wird 1912 in Wien geboren. Sein Onkel, der Bildhauer Siegfried Charoux weckt und fördert sein Interesse für Kunst. Mit 16 Jahren verlässt Charoux Österreich und emigriert nach Brasilien, wo er bis zu seinem Tod 1987 in Sâo Paulo lebt. Er studiert Malerei am Liceu de Artes e Oficios de Sâo Paulo bei Waldemar de Costa. Geprägt durch seinen Onkel und seinen Lehrer wendet sich Charoux zunächst dem Expressionismus zu. Sein Frühwerk besteht grösstenteils aus Landschaften und Porträts. Zunehmend setzt er sich mit architektonischen Fragen auseinander und ist fasziniert von den Spannungsverhältnissen zwischen Flächen und Linien sowie zwischen Figur und Hintergrund.
So führt ihn seine künstlerische Entwicklung zusehends zur Konkreten Kunst, was in der Mitgliedschaft bei der „Grupo Ruptura“ gipfelt. 1952 unterschreiben sieben Künstler, einer davon Lothar Charoux, das von Waldemar Cordeiro verfasste Manifest, das erstmals in Brasilien eine eindeutige Abgrenzung Konkreter zu Gegenständlicher Kunst benennt. Die Veröffentlichung führt zu einer regen, öffentlich ausgetragenen Diskussion zwischen diesen zwei Kunstauffassungen. Wortführer der gegenständlichen Kunst wird der Kunstkritiker Sérgio Milliet, der 4 Tage nach der Gründung der „Grupo Ruptura“ in einer Tageszeitung eine Gegenargumentation veröffentlicht. Im gleichen Jahr findet im Museu de Arte Moderna de Sâo Paulo die Ausstellung „Ruptura“ statt.
In ihrem Manifest stellt die Gruppe fest, dass die neuen Werte in der Bildenden Kunst Raum und Zeit, sowie Bewegung und Materie sind. Diese eröffnen in ihren Augen dem Künstler Freiheiten und ungeahnte Möglichkeiten der künstlerischen Auseinandersetzung. „Sie will eine neue Kunst für ein modernes Land, geprägt von Wahrheit und Rationalität, dargestellt mit mathematischer, geometrischer Formensprache!“ (zit. www.arte-conreta.com). So ist es nur konsequent, dass sie den Bruch (ruptura) mit der bisherigen Kunst bzw. Kunstauffassung fordern, da sie davon überzeugt sind, dass die historische Funktion der Gegenständlichen Kunst erschöpft ist und für die Gegenwart und Zukunft keine Bedeutung mehr hat. Obwohl die Gruppe nach wenigen Jahren auseinanderbricht, hat mit ihr die Konkrete Kunst und damit verbunden eine lebhafte Auseinandersetzung Einzug gehalten.
Lothar Charoux gehört zu den wichtigsten Vertretern der Konkreten Kunst in Brasilien. Die zwei angebotenen Werke bestechen durch ihren meisterlichen Einsatz der Linie als Ordnungsprinzip, aber auch als Raumgestalter. Das An- und Abschwellen der Linien schafft Tiefe und Dynamik, und der Betrachter nimmt die unterschiedlichen Ebenen der Gemälde wahr.
Bei der farbigen Komposition auf hellem Grund von 1971 gelingt es dem Künstler meisterlich, die verschiendenen Farben in eine elegante, harmonische Komposition zu führen. Die Ebenen des Bildes verschwimmen und strahlen eine grosse Ruhe aus. Farbe, Komposition und Hintergrund werden zu einer Einheit.
Das zweite, blau-weisse Gemälde (Los 3413), lebt von den Kontrasten. Dem blauen Hintergrund setzt Charoux ein weisses Liniengeflecht vor, das in sich wiederum von gegensätzlichen Formen geprägt ist – gleichmässige, vertikale Linien werden durch Kreise durchbrochen, die wiederum durch Karos ausgefüllt werden.
So unterschiedlich beide Werke auf den ersten Blick scheinen, zeigen sie eindrücklich Lothar Charouxs Faszination von mathematischer Exaktheit und seine Liebe am Spiel mit Form und Farbe, um Raum zu schaffen. Charoux gelingt in der Auseinandersetzung mit den Ideen der Konkreten Kunst ein ganz eigener Ansatz für seine Werke, die diesen eine ebenso grosse Wiedererkennbarheit wie Einzigartigkeit verleihen.
CHF 7 000 / 9 000 | (€ 7 220 / 9 280)
Verkauft für CHF 8 750 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr