Lot 3034* - A186 Gemälde Alter Meister - Freitag, 28. September 2018, 14.00 Uhr
ANTWERPENER MEISTER, UM 1610–15
Kopfstudie eines Mönchs nach oben blickend.
Öl auf Holz.
47,5 × 37,7 cm.
Provenienz:
Europäische Privatsammlung.
Peter Paul Rubens verwendete diese virtuos nach einem lebenden Modell gemalte Kopfstudie als Vorlage für den Heiligen Dominikus auf dem Altargemälde „Die Heiligen Dominikus und Franziskus von Assisi als Beschützer der Welt vor dem Zorn Christi“, welches um 1618 entstand und sich heute im Musée des Beaux Arts in Lyon (Inv. Nr. A 194) befindet (siehe Abb. 1).
Ebenso basiert der Kopf des Heiligen Augustinus auf Rubens‘ gleichnamigem Altargemälde von ca. 1615 (heute in der Real Accademia de Bellas Artes de San Fernando in Madrid, Inv. Nr. 685) auf der hier angebotenen und erst kürzlich der Forschung bekannt gewordenen Arbeit (siehe Vlieghe, Hans: Corpus Rubenianum Ludwig Burchard. Part VIII: Saints, Bd. 1, London/New York 1972 S. 97-98, Nr. 66, Abb. 117).
In Rubens‘ Nachlassinventar, welches nach seinem Tod für den Verkauf erstellt wurde, befanden sich mehrere Kopfstudien: „Une quantité de visages au vif, sur toile, & fonds de bois, tant de Mons. Rubens …“(Denucé, J.: De Antwerpsche „Konstkamers,“ Inventarissen van Kunstverzamelingen te Antwerpen in de 16. en 17. eeuwen, Antwerpen 1932, S. 70). Einige davon stellten Köpfe von Mönchen dar, was aus einem Dokument im Zusammenhang mit der Auktion des Nachlasses von 1641 hervorgeht: „Dry Trognien van capucinen, geteeckent no. 916, no. 998 ende no. 999, by den heer afflyvigen geteeckent“ („Drei Tronien von Capuziner Mönchen, beschrieben unter Nr. 916, Nr. 998 und Nr. 999, vom Verstorbenen gemalt“. Diese wurden für 48 Gulden verkauft. Siehe: Pierre Génard, „De Nalatenschap van P.P. Rubens“, Antwerpsch Archievenblad - Bulletin des Archives d'Anvers, 2, 1865, S. 87, Nr. LXII).
Die Kopfstudien entstanden meist nach lebenden Modellen um ca. 1610-20 (Held, Julius S.: The Oil-Sketches of Peter Paul Rubens. A Critical Catalogue (2 Bd.), Washington/Princeton 1980, Bd. 1, S. 597-599), nachdem Rubens im Herbst 1608 von seinem langjährigen Aufenthalt in Italien nach Antwerpen zurückgekehrt und kurz darauf zum Hofmaler der Erzherzöge ernannt worden war.
Bemerkenswert bei der hier angebotenen Kopfstudie ist die angewendete Technik, die auf eine Fernansicht der Darstellung abzielt. Wie auch bei Rubens‘ Kopfstudie des heiligen Ambrosius in der National Gallery of Scotland, Edinburgh (Inv. Nr. NG 2097), finden sich bei unserer Studie weisse Farberhöhungen innerhalb des linken Auges und am Ohr des Dargestellten, sowie braune Pinselstriche an dessen oberen Lippe. Diese final aufgetragenen Akzente waren nicht etwa als anatomische Details gedacht, sondern suggerieren, aus der Ferne betrachtet, die entsprechende Plastizität des Kopfes (Kunsthistorische Analyse Dr. Jaco Rutgers, 15.6.2018/ 12.7.2018). Aber auch die farblich alternierende Nuancierung des Inkarnats aus partiell deckenden weissen und orangenen Partien auf rosafarbenem Untergrund lassen die Haut des Dargestellten lebendig wirken.
Eine kürzlich durchgeführte dendrochronologische Analyse der Holztafel durch Prof. Dr. J. Klein belegt das Fälldatum jenes Baumes, aus dem die Tafel gefertigt wurde, zwischen 1594 – 1604 und somit eine Bearbeitung der Platte ab 1602/1612.
Mit dem Auftauchen dieser ausdruckstarken und künstlerisch meisterhaften Kopfstudie wird uns ein wertvoller Einblick in den Schaffensprozess von Peter Paul Rubens, dem einst führenden Historienmaler Antwerpens, präsentiert, dessen Werke weit über die Grenzen Flanderns hinaus gefragt waren. Aus heutiger Sicht besticht diese Studie auch durch ihre Modernität, die sich aus der Reduktion einzelner Pinselstriche auf die wesentlichen Merkmale des lebenden Modells ergibt.
Europäische Privatsammlung.
Peter Paul Rubens verwendete diese virtuos nach einem lebenden Modell gemalte Kopfstudie als Vorlage für den Heiligen Dominikus auf dem Altargemälde „Die Heiligen Dominikus und Franziskus von Assisi als Beschützer der Welt vor dem Zorn Christi“, welches um 1618 entstand und sich heute im Musée des Beaux Arts in Lyon (Inv. Nr. A 194) befindet (siehe Abb. 1).
Ebenso basiert der Kopf des Heiligen Augustinus auf Rubens‘ gleichnamigem Altargemälde von ca. 1615 (heute in der Real Accademia de Bellas Artes de San Fernando in Madrid, Inv. Nr. 685) auf der hier angebotenen und erst kürzlich der Forschung bekannt gewordenen Arbeit (siehe Vlieghe, Hans: Corpus Rubenianum Ludwig Burchard. Part VIII: Saints, Bd. 1, London/New York 1972 S. 97-98, Nr. 66, Abb. 117).
In Rubens‘ Nachlassinventar, welches nach seinem Tod für den Verkauf erstellt wurde, befanden sich mehrere Kopfstudien: „Une quantité de visages au vif, sur toile, & fonds de bois, tant de Mons. Rubens …“(Denucé, J.: De Antwerpsche „Konstkamers,“ Inventarissen van Kunstverzamelingen te Antwerpen in de 16. en 17. eeuwen, Antwerpen 1932, S. 70). Einige davon stellten Köpfe von Mönchen dar, was aus einem Dokument im Zusammenhang mit der Auktion des Nachlasses von 1641 hervorgeht: „Dry Trognien van capucinen, geteeckent no. 916, no. 998 ende no. 999, by den heer afflyvigen geteeckent“ („Drei Tronien von Capuziner Mönchen, beschrieben unter Nr. 916, Nr. 998 und Nr. 999, vom Verstorbenen gemalt“. Diese wurden für 48 Gulden verkauft. Siehe: Pierre Génard, „De Nalatenschap van P.P. Rubens“, Antwerpsch Archievenblad - Bulletin des Archives d'Anvers, 2, 1865, S. 87, Nr. LXII).
Die Kopfstudien entstanden meist nach lebenden Modellen um ca. 1610-20 (Held, Julius S.: The Oil-Sketches of Peter Paul Rubens. A Critical Catalogue (2 Bd.), Washington/Princeton 1980, Bd. 1, S. 597-599), nachdem Rubens im Herbst 1608 von seinem langjährigen Aufenthalt in Italien nach Antwerpen zurückgekehrt und kurz darauf zum Hofmaler der Erzherzöge ernannt worden war.
Bemerkenswert bei der hier angebotenen Kopfstudie ist die angewendete Technik, die auf eine Fernansicht der Darstellung abzielt. Wie auch bei Rubens‘ Kopfstudie des heiligen Ambrosius in der National Gallery of Scotland, Edinburgh (Inv. Nr. NG 2097), finden sich bei unserer Studie weisse Farberhöhungen innerhalb des linken Auges und am Ohr des Dargestellten, sowie braune Pinselstriche an dessen oberen Lippe. Diese final aufgetragenen Akzente waren nicht etwa als anatomische Details gedacht, sondern suggerieren, aus der Ferne betrachtet, die entsprechende Plastizität des Kopfes (Kunsthistorische Analyse Dr. Jaco Rutgers, 15.6.2018/ 12.7.2018). Aber auch die farblich alternierende Nuancierung des Inkarnats aus partiell deckenden weissen und orangenen Partien auf rosafarbenem Untergrund lassen die Haut des Dargestellten lebendig wirken.
Eine kürzlich durchgeführte dendrochronologische Analyse der Holztafel durch Prof. Dr. J. Klein belegt das Fälldatum jenes Baumes, aus dem die Tafel gefertigt wurde, zwischen 1594 – 1604 und somit eine Bearbeitung der Platte ab 1602/1612.
Mit dem Auftauchen dieser ausdruckstarken und künstlerisch meisterhaften Kopfstudie wird uns ein wertvoller Einblick in den Schaffensprozess von Peter Paul Rubens, dem einst führenden Historienmaler Antwerpens, präsentiert, dessen Werke weit über die Grenzen Flanderns hinaus gefragt waren. Aus heutiger Sicht besticht diese Studie auch durch ihre Modernität, die sich aus der Reduktion einzelner Pinselstriche auf die wesentlichen Merkmale des lebenden Modells ergibt.
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Verkauft für CHF 336 500 (inkl. Aufgeld)
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