Lot 3002 - A186 Gemälde Alter Meister - Freitag, 28. September 2018, 14.00 Uhr
FLORENZ, UM 1440 (Maler aus dem Malerkollektiv der Fresken des Chiostro degli Aranci der Badia Fiorentina ?)
Madonna im Rosenhag.
Tempera auf Holz.
43 x 40,7 cm.
Provenienz:
Schweizer Privatsammlung.
Dieses reizvolle Madonnenbild offenbart uns einen Blick in ein intimes himmlisches Stelldichein. Ganz an den Bildvordergrund gerückt und so in ihrer plastischen Wirkung verstärkt, sitzt die in stiller Meditation verträumt wirkende Muttergottes mit ihrem Kind am Boden auf einem roten Kissen (Madonna dell’Umiltà). Vier Engel halten einen Baldachin, durch den die darunter sitzende göttliche Zweiheit in ihrer himmlischen Hoheit überhöht ist.
Als besonderes Merkmal dieser Tafel ist die Verwendung von Nadelholz hervorzuheben. Der Restaurator Dr. Christian Heydrich (Basel), der das Bild eingehend geprüft hat, attestiert dem Bild einen guten Erhaltungszustand und führt aus, dass Nadelhölzer in der toskanischen Kunst seit dem 13. Jahrhundert vom Maestro della Maddalena (um 1265/1290) bis hin zu Raphael (1483 - 1520) vereinzelt immer wieder als Bildträger dienten.
Hinsichtlich der Autorschaft ging Federico Zeri von einem Künstler in der Nachfolge von Piero della Francesca (um 1412 - um 1492; Scheda 17936) aus. Prof. Gaudenz Freuler vermutet hingegen eher einen Maler, der der florentinischen Bildtradition gegen Ende des 4. Jahrzehnts des 15. Jahrhunderts verbunden war. Er zieht Parallelen mit der einst Fra Angelico (um 1395/1400 - 1455) selbst zugeschriebenen, heute aber mehrheitlich dessen Weggefährten, Benozzo Gozzoli (um 1421/1424 - 1497), zugewiesenen Madonnenbildes der ehemaligen Sammlung Cook in der National Gallery in London.
Besonders bemerkenswert ist auch die Pose des Christusknaben bei unserer Tafel, die von der klassischen Antike inspiriert, den berühmten Spinario aufzugreifen scheint. Für Freuler ist die hier angebotene Tafel im Zusammenhang des Malerkollektivs aus dem engeren Umkreis des Fra Angelico zu verstehen, das 1436-39 den Freskenzyklus mit Szenen des Benedikt im Chiostro degli Aranci (Kreuzgang der Orangenbäume) der Abteikirche Badia Fiorentina gemalt hat. Die Autorschaft dieser Fresken ist nicht eindeutig geklärt ebenso wie auch die Händescheidung innerhalb des in diesem Projekt involvierten Malerkollektives. Die einzige gesicherte Tatsache ist, dass der in Florenz tätige, aus Portugal stammende Maler Giovanni di Consalvo (um 1436/1439) in dieses Projekt involviert gewesen sein muss, wofür er Bezahlungen in Empfang genommen hatte. Lange glaubte man die Fresken eben diesem Portugiesen zuweisen zu können. Eine ausgewogene Analyse zu diesem Freskenzyklus bot unlängst Laurence B. Kanter in seinem Beitrag anlässlich der Fra Angelico Ausstellung im Metropolitan Museum in New York (Fra Angelico, New York, 2005, S. 291 ff.). Darin machte der Autor geltend, dass das künstlerische Konzept für die einzelnen Szenen - zumindest für die Szene vom Wunder des vergifteten Brotes, sowie für das Wunder des vergifteten Weins auf Fra Angelico zurückgeht, die Ausführung jedoch meist Zanobi Strozzi (1412 - 1468/1486) überlassen wurde. Einen dritten Meister im Bunde sah er im Freskant der beiden Totila Szenen, für die er Giovanni di Consalvo geltend machte und für den er das Werk des sogenannten Meisters der Predella Shearman postulierte.
Gaudenz Freuler stellt zur Diskussion, dass Consalvo partiell ins Projekt eingebunden war und für einzelne Bereiche verantwortlich war, so beispielsweise für den in schönster Lichtmalerei konzipierte Kopf des Placidus, der von Maurus vor dem Ertrinken gerettet wird. Dieser ist in den Augenpartien stilistisch sehr mit unserem Christusknaben zu vergleichen.
Die stilistischen Bezüge zu verschiedenen Bereichen der Fresken im Chiostro degli Aranci und ein gewisser künstlerischer Zusammenhang in der Gesichtsbildung zu einem weiteren florentinischen Exponenten aus dem Umkreis des Fra Angelico, zu Andrea di Giusto (um 1400 - 1450), binden diese Tafel an die florentinische Malerei des vierten Jahrzehnts des 15. Jahrhunderts. Es ist dies auch der Moment, als der junge Piero della Francesca (um 1412 - um 1492) in Florenz weilte und sich dort an den neuesten im Umkreis des Fra Angelico und Domenico Veneziano (um 1410 - um 1461) vorgetragenen künstlerischen Strömungen orientierte.
Schweizer Privatsammlung.
Dieses reizvolle Madonnenbild offenbart uns einen Blick in ein intimes himmlisches Stelldichein. Ganz an den Bildvordergrund gerückt und so in ihrer plastischen Wirkung verstärkt, sitzt die in stiller Meditation verträumt wirkende Muttergottes mit ihrem Kind am Boden auf einem roten Kissen (Madonna dell’Umiltà). Vier Engel halten einen Baldachin, durch den die darunter sitzende göttliche Zweiheit in ihrer himmlischen Hoheit überhöht ist.
Als besonderes Merkmal dieser Tafel ist die Verwendung von Nadelholz hervorzuheben. Der Restaurator Dr. Christian Heydrich (Basel), der das Bild eingehend geprüft hat, attestiert dem Bild einen guten Erhaltungszustand und führt aus, dass Nadelhölzer in der toskanischen Kunst seit dem 13. Jahrhundert vom Maestro della Maddalena (um 1265/1290) bis hin zu Raphael (1483 - 1520) vereinzelt immer wieder als Bildträger dienten.
Hinsichtlich der Autorschaft ging Federico Zeri von einem Künstler in der Nachfolge von Piero della Francesca (um 1412 - um 1492; Scheda 17936) aus. Prof. Gaudenz Freuler vermutet hingegen eher einen Maler, der der florentinischen Bildtradition gegen Ende des 4. Jahrzehnts des 15. Jahrhunderts verbunden war. Er zieht Parallelen mit der einst Fra Angelico (um 1395/1400 - 1455) selbst zugeschriebenen, heute aber mehrheitlich dessen Weggefährten, Benozzo Gozzoli (um 1421/1424 - 1497), zugewiesenen Madonnenbildes der ehemaligen Sammlung Cook in der National Gallery in London.
Besonders bemerkenswert ist auch die Pose des Christusknaben bei unserer Tafel, die von der klassischen Antike inspiriert, den berühmten Spinario aufzugreifen scheint. Für Freuler ist die hier angebotene Tafel im Zusammenhang des Malerkollektivs aus dem engeren Umkreis des Fra Angelico zu verstehen, das 1436-39 den Freskenzyklus mit Szenen des Benedikt im Chiostro degli Aranci (Kreuzgang der Orangenbäume) der Abteikirche Badia Fiorentina gemalt hat. Die Autorschaft dieser Fresken ist nicht eindeutig geklärt ebenso wie auch die Händescheidung innerhalb des in diesem Projekt involvierten Malerkollektives. Die einzige gesicherte Tatsache ist, dass der in Florenz tätige, aus Portugal stammende Maler Giovanni di Consalvo (um 1436/1439) in dieses Projekt involviert gewesen sein muss, wofür er Bezahlungen in Empfang genommen hatte. Lange glaubte man die Fresken eben diesem Portugiesen zuweisen zu können. Eine ausgewogene Analyse zu diesem Freskenzyklus bot unlängst Laurence B. Kanter in seinem Beitrag anlässlich der Fra Angelico Ausstellung im Metropolitan Museum in New York (Fra Angelico, New York, 2005, S. 291 ff.). Darin machte der Autor geltend, dass das künstlerische Konzept für die einzelnen Szenen - zumindest für die Szene vom Wunder des vergifteten Brotes, sowie für das Wunder des vergifteten Weins auf Fra Angelico zurückgeht, die Ausführung jedoch meist Zanobi Strozzi (1412 - 1468/1486) überlassen wurde. Einen dritten Meister im Bunde sah er im Freskant der beiden Totila Szenen, für die er Giovanni di Consalvo geltend machte und für den er das Werk des sogenannten Meisters der Predella Shearman postulierte.
Gaudenz Freuler stellt zur Diskussion, dass Consalvo partiell ins Projekt eingebunden war und für einzelne Bereiche verantwortlich war, so beispielsweise für den in schönster Lichtmalerei konzipierte Kopf des Placidus, der von Maurus vor dem Ertrinken gerettet wird. Dieser ist in den Augenpartien stilistisch sehr mit unserem Christusknaben zu vergleichen.
Die stilistischen Bezüge zu verschiedenen Bereichen der Fresken im Chiostro degli Aranci und ein gewisser künstlerischer Zusammenhang in der Gesichtsbildung zu einem weiteren florentinischen Exponenten aus dem Umkreis des Fra Angelico, zu Andrea di Giusto (um 1400 - 1450), binden diese Tafel an die florentinische Malerei des vierten Jahrzehnts des 15. Jahrhunderts. Es ist dies auch der Moment, als der junge Piero della Francesca (um 1412 - um 1492) in Florenz weilte und sich dort an den neuesten im Umkreis des Fra Angelico und Domenico Veneziano (um 1410 - um 1461) vorgetragenen künstlerischen Strömungen orientierte.
CHF 30 000 / 50 000 | (€ 30 930 / 51 550)
Verkauft für CHF 58 100 (inkl. Aufgeld)
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