Lot 3007 - A186 Gemälde Alter Meister - Freitag, 28. September 2018, 14.00 Uhr
BATTISTA DI BIAGIO SANGUIGNI
(Empoli 1393–1451 Florenz)
Thronende Madonna Lactans. Um 1420.
Tempera und Goldgrund auf Holz.
138,3 × 53,3 cm.
Provenienz:
- Sammlung F. von Lenbach, München.
- Schweizer Privatsammlung.
Literatur:
- Miklòs Boskovits: Un’ Adorazione dei Magi e gli inizi dell’Angelico, Bern 1976, S. 38 und S. 37, Abb. 24 b.
- Serena Skerl Del Conte: Una tesi di laurea su “il Maestro del 1419 e Paolo Uccello”, in: Arte a Friuli e Trieste 3, 1979, S. 175-181.
- Laurence B. Kanter: Zanobi Strozzi miniatore and Battista di Biagio Sanguigni, in : Arte Cristiana 90, Nr. 812, 2002, S. 329.
- Miklòs Boskovits: Ancora sul Maestro del 1419, in: Arte Cristiana 90, Nr. 812, 2002, S. 334.
Die vorliegende Tafel, die das zentrale Element eines grösseren Altarwerks darstellt, zeigt die thronende Muttergottes mit dem säugenden Kind, die Madonna lactans.
Ein mit Pfauen- und Rankenmuster reich dekoriertes Tuch findet sich über ihren imposanten Thron geschlagen, der sich über den perspektivisch angeordneten Bodenfliessen auftürmt, und farblich das Blau ihres Mantels kontrastiert.
Wenngleich die elegante, spätgotische Formsprache noch jener von Malern wie Lorenzo Monaco (um 1365/1370 - um 1424) oder Gherardo Starnina (um 1354/1360 - um 1413) verpflichtet ist, sind hier unverkennbar bereits gestalterische Aspekte der neuen Frührenaissance auszumachen. So etwa die zentralperspektivischen, auf einen Fluchtpunkt zulaufenden Bodenfliessen oder die auf eine Lichtmalerei ausgerichtete Modellierung der Fleischtöne, wie sie Masaccio (1401 - 1428) und Fra Angelico (um 1395 - 1455) etwa zur gleichen Zeit erprobten. Die in Aufsicht gezeigte Thronarchitektur, die sich räumlich erst durch die erwähnten, auf einen Fluchtpunkt zulaufenden Bodenfliessen artikuliert, sind künstlerische Prinzipien, die auf Fra Angelicos frühen Altar von San Domenico in Fiesole (ca. 1419-21) und Masaccios San Giovenale Altarwerk von ca. 1422 in Cascia di Reggello hinweisen.
Damit hat sich der Künstler von Lorenzo Monacos Spätgotik verabschiedet und strebte eine wohl durch die Skulpturen Lorenzo Ghibertis (um 1378 - 1455) und des jungen Donatello (um 1386 - 1466) angeregte klassischere, monumentale Grösse an. Zweifellos ist die vorliegende Madonna vom gleichen Maler ausgeführt, der einige Jahre zuvor die 1419 datierte Tafel (Cleveland Museum of Art, Inv. Nr. 54.834) und ihre beiden Seitentafeln mit Heiligen gemalt hatte. Diese wurde für den Luccheser Patrizier Domenico Giugni für Santa Maria a Latera geschaffen. Diese datierte Madonna war Ausgangspunkt, um ihrem damals noch nicht identifizierten Schöpfer ein mehr oder minder stilistisch kohärentes Oeuvre zusammenzustellen, das zunächst ein Dutzend Gemälde umfasste. Bis zur überzeugenden Identifikation dieses anfänglich noch anonym geglaubten Malers mit dem in Empoli geborenen, aber in Florenz tätigen Maler Battista di Biagio Sanguini durch Laurence B Kanter (Zanobi Strozzi miniatore and Battista di Biagio Sanguigni, in: Arte Cristiana 90, Nr. 812, 2002, S. 321-331, L.B Kanter: Battista di Biagio Sanguigni and Zanobi Strozzi, in: Ausst. Kat. Fra Angelico. New York 2005, S. 227 ff.), wurde das Oeuvre dieses Künstlers als Werkgruppe des sogenannten Meisters von 1419 (Pudelko: The stylistic development of Lorenzo Monaco, in: The Burlington Magazine, LXXIII, Mai 1938, S. 237; M. Boskovits: Ancora sul Maestro del 1419, in: Arte Cristiana 90, no. 812, 2002, S. 332-340) geführt.
Die Identifikation des Meisters von 1419 mit Sanguigni rückte den Künstler dieser Werkgruppe in ein neues Licht, nämlich in jenes des Fra Angelico und Zanobi Strozzi (1412 - 1468), mit denen er zeitlebens, mindestens seit 1417 nicht nur ein enges privates Verhältnis pflegte. Für letzteren agierte er als Tutor. Sanguignis Verbindung mit den genannten beiden Künstlern konkretisierte sich durch ein wiederholtes Zusammenwirken in der Domäne der Buchmalerei, welche die genannten Maler und Buchmaler für die Illuminierung verschiedener bedeutender Manuskripte zusammenführte.
Wenngleich die Chronologie von Battista di Biagio Sanguigni’s Oeuvre bislang nur im Ansatz geklärt werden konnte, so ist davon auszugehen, dass sich unsere Madonna zwischen die datierte Madonna in Cleveland von 1419 und den dem Heiligen Julian gewidmeten Altar im Museo Civico in San Gimignano ca. 1425 fügt, und folglich um 1420 entstanden ist.
Wir danken Prof. Dr. Gaudenz Freuler für die Unterstützung bei diesem Katalogeintrag.
- Sammlung F. von Lenbach, München.
- Schweizer Privatsammlung.
Literatur:
- Miklòs Boskovits: Un’ Adorazione dei Magi e gli inizi dell’Angelico, Bern 1976, S. 38 und S. 37, Abb. 24 b.
- Serena Skerl Del Conte: Una tesi di laurea su “il Maestro del 1419 e Paolo Uccello”, in: Arte a Friuli e Trieste 3, 1979, S. 175-181.
- Laurence B. Kanter: Zanobi Strozzi miniatore and Battista di Biagio Sanguigni, in : Arte Cristiana 90, Nr. 812, 2002, S. 329.
- Miklòs Boskovits: Ancora sul Maestro del 1419, in: Arte Cristiana 90, Nr. 812, 2002, S. 334.
Die vorliegende Tafel, die das zentrale Element eines grösseren Altarwerks darstellt, zeigt die thronende Muttergottes mit dem säugenden Kind, die Madonna lactans.
Ein mit Pfauen- und Rankenmuster reich dekoriertes Tuch findet sich über ihren imposanten Thron geschlagen, der sich über den perspektivisch angeordneten Bodenfliessen auftürmt, und farblich das Blau ihres Mantels kontrastiert.
Wenngleich die elegante, spätgotische Formsprache noch jener von Malern wie Lorenzo Monaco (um 1365/1370 - um 1424) oder Gherardo Starnina (um 1354/1360 - um 1413) verpflichtet ist, sind hier unverkennbar bereits gestalterische Aspekte der neuen Frührenaissance auszumachen. So etwa die zentralperspektivischen, auf einen Fluchtpunkt zulaufenden Bodenfliessen oder die auf eine Lichtmalerei ausgerichtete Modellierung der Fleischtöne, wie sie Masaccio (1401 - 1428) und Fra Angelico (um 1395 - 1455) etwa zur gleichen Zeit erprobten. Die in Aufsicht gezeigte Thronarchitektur, die sich räumlich erst durch die erwähnten, auf einen Fluchtpunkt zulaufenden Bodenfliessen artikuliert, sind künstlerische Prinzipien, die auf Fra Angelicos frühen Altar von San Domenico in Fiesole (ca. 1419-21) und Masaccios San Giovenale Altarwerk von ca. 1422 in Cascia di Reggello hinweisen.
Damit hat sich der Künstler von Lorenzo Monacos Spätgotik verabschiedet und strebte eine wohl durch die Skulpturen Lorenzo Ghibertis (um 1378 - 1455) und des jungen Donatello (um 1386 - 1466) angeregte klassischere, monumentale Grösse an. Zweifellos ist die vorliegende Madonna vom gleichen Maler ausgeführt, der einige Jahre zuvor die 1419 datierte Tafel (Cleveland Museum of Art, Inv. Nr. 54.834) und ihre beiden Seitentafeln mit Heiligen gemalt hatte. Diese wurde für den Luccheser Patrizier Domenico Giugni für Santa Maria a Latera geschaffen. Diese datierte Madonna war Ausgangspunkt, um ihrem damals noch nicht identifizierten Schöpfer ein mehr oder minder stilistisch kohärentes Oeuvre zusammenzustellen, das zunächst ein Dutzend Gemälde umfasste. Bis zur überzeugenden Identifikation dieses anfänglich noch anonym geglaubten Malers mit dem in Empoli geborenen, aber in Florenz tätigen Maler Battista di Biagio Sanguini durch Laurence B Kanter (Zanobi Strozzi miniatore and Battista di Biagio Sanguigni, in: Arte Cristiana 90, Nr. 812, 2002, S. 321-331, L.B Kanter: Battista di Biagio Sanguigni and Zanobi Strozzi, in: Ausst. Kat. Fra Angelico. New York 2005, S. 227 ff.), wurde das Oeuvre dieses Künstlers als Werkgruppe des sogenannten Meisters von 1419 (Pudelko: The stylistic development of Lorenzo Monaco, in: The Burlington Magazine, LXXIII, Mai 1938, S. 237; M. Boskovits: Ancora sul Maestro del 1419, in: Arte Cristiana 90, no. 812, 2002, S. 332-340) geführt.
Die Identifikation des Meisters von 1419 mit Sanguigni rückte den Künstler dieser Werkgruppe in ein neues Licht, nämlich in jenes des Fra Angelico und Zanobi Strozzi (1412 - 1468), mit denen er zeitlebens, mindestens seit 1417 nicht nur ein enges privates Verhältnis pflegte. Für letzteren agierte er als Tutor. Sanguignis Verbindung mit den genannten beiden Künstlern konkretisierte sich durch ein wiederholtes Zusammenwirken in der Domäne der Buchmalerei, welche die genannten Maler und Buchmaler für die Illuminierung verschiedener bedeutender Manuskripte zusammenführte.
Wenngleich die Chronologie von Battista di Biagio Sanguigni’s Oeuvre bislang nur im Ansatz geklärt werden konnte, so ist davon auszugehen, dass sich unsere Madonna zwischen die datierte Madonna in Cleveland von 1419 und den dem Heiligen Julian gewidmeten Altar im Museo Civico in San Gimignano ca. 1425 fügt, und folglich um 1420 entstanden ist.
Wir danken Prof. Dr. Gaudenz Freuler für die Unterstützung bei diesem Katalogeintrag.
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