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Lot 3234* - A186 Gemälde des 19. Jahrhunderts - Freitag, 28. September 2018, 16.00 Uhr

NARCISSE DIAZ DE LA PEÑA

(Bordeaux 1807–1876 Menton)
Premières Tentations. 1857.
Öl auf Leinwand.
Unten links signiert und datiert: N. Diaz 57.
60 × 73 cm.

Provenienz:
- Auktion Sotheby's, New York, 20.11.1925, Los 63.
- Sammlung E. P. Albee
- Kunsthaus Bühler, Stuttgart.
- Durch Erbfolge an heutige Besitzer, europäische Privatsammlung.

Literatur:
Miquel, Pierre Roland: Narcisse Diaz de la Pena. 1807–1876. Paris 2006, Bd. II, Kat. Nr. 2881, S. 472 (mit Abb.).

Die künstlerischen Anfänge des Spaniers, Narcisse Diaz de la Pena, finden sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als er seinen Lebensunterhalt um 1823 mit seiner Tätigkeit in der Werkstatt der bekannten Porzellanmanufaktur Sèvres bestritt und sich der dekorativen Verzierung feinkeramischer Erzeugnisse widmete. Sein Wissen zur barocken allegorischen Sprache, die er sich zu jener Zeit aneignete, taucht von Zeit zu Zeit auch in seinen Bildern mit figurativen Themen auf – obgleich sich bei Diaz vorwiegend die Zuwendung zur Landschaftsmalerei findet. Auch in der hier zum Verkauf stehenden Darstellung, die eine Gruppe von Frauen und mit einem Hund spielenden Putten vor einer bewaldeten Landschaft mit einem Gewässer und Blick in die Ferne zeigt, kommt eine allegorische Bildsprache zum Ausdruck.

Liest man das Gemälde in der barocken allegorischen Sprache, so ist die Gruppe der Frauen und Putten auf der rechten Seite als Venus (stehend) mit zwei Nymphen und drei Putten zu identifizieren. Der muschelförmige Korb kann als ein Attribut der Venus verstanden werden: die im Schaum des Meeres geborene Göttin, von der man sagt, sie sei auf einer Muschel auf der Insel Kythera angekommen, von wo aus sie nach Zypern ging.

Auch die blühenden Blumen im Korb lassen sich in der Regel als ein Symbol der Venus verstehen, die in der barocken Ikonographie häufig einen Rosenkranz trägt: "Sie trägt einen Rosenkranz, weil diese Bluhmen schön und angenehm sind, allein auch bald verwelken, und den sie abpflückenden zuweilen verwunden; wie die Liebe oft auch bald vergeht, und das Gemüth verletzet" (Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon, 1770). Der Hund, ein Symbol der Treue, fügt sich fast unmerkbar in das Bildgefüge ein und unterstreicht die Vertrautheit, die unter den Frauen zu bestehen scheint.

Gegenüber der Figurengruppe auf der linken Seite befindet sich eine Frau, die mit dem Kopf auf der linken Hand abgestützt dasitzt und nachdenklich auf eine Blume schaut, die sie in ihrer rechten Hand hält. Ihre Pose erinnert an die typische Geste der Melancholie, wie sie auch schon in Albrecht Dürers (1471–1528) berühmter Radierung „Melancholie I“ von 1514 – nur spiegelverkehrt – zu sehen ist.

Doch wie lässt sich die „Melancholie“ mit dem Thema des Bildes in Verbindung bringen? Ein Deutungsansatz ist durch die Leier gegeben, die hinter ihr auf dem Boden liegt. Als ein Attribut der „Erato“, der Muse der Poesie, der Liebe, des Tanzes und des Gesangs, bewegt die Leier "durch ihre melancholischen und zärtlichen Lieder das Herz selbst des brüchigsten Mädchens [...]" (ebd.).

Doch auch ein weiterer Deutungsansatz bietet sich an: Eine zweite Muse ist bekannt, deren Attribut ebenfalls eine Leier darstellt. Terpsichore, die Muse des Tanzes, die darüber hinaus auch die bildenden Künste entdeckte. Liest man die Darstellung basierend auf diesen Informationen, so würde das bedeuten, dass hier auf die Melancholie des Künstlers angespielt wird, der die Vergänglichkeit weltlicher Angelegenheiten und die Vergänglichkeit und Unvollkommenheit seiner Kunst (die Leier als Symbol seines Werkes liegt auf dem Boden) betrachtet und die Versuchungen der Welt ablehnt.

Dieses bemerkenswerte Gemälde gilt als eines der grössten Werke des Künstlers und ist von musealem Stellenwert.

CHF 30 000 / 40 000 | (€ 30 930 / 41 240)


Verkauft für CHF 34 100 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr