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Lot 3065 - A186 Gemälde Alter Meister - Freitag, 28. September 2018, 14.00 Uhr

LUDOLF BACKHUYSEN

(Emden 1630–1703 Amsterdam)
Fischerboote an der Nordseeküste bei Flut. Um 1655.
Öl auf Leinwand.
Unten mittig auf dem Mast monogrammiert: L.B.
41,5 x 54,6 cm.

Gutachten: Dr. Gerlinde de Beer, 26.7.2018.

Provenienz:
Schweizer Privatbesitz, seit ca. 1990.

Bei dieser kürzlich in einer Schweizer Privatsammlung entdeckten Küstenansicht scheint es sich um die bislang früheste Arbeit Ludolf Backhuysens zu handeln, die Dr. Gerlinde de Beer bislang nicht bekannt war, und die sie um 1655 datiert. Anhand einer Fotografie bestätigt sie die Eigenhändigkeit und vermerkt, dass das Gemälde im unteren linken Teil eine, um 1649/50 datierte Komposition von Simon de Vlieger (1601-1653) aufgreift, die sich in der Gemäldegalerie Berlin befindet ("Die Fregatte 'Amsterdam' vor Den Helder", Öl auf Holz, monogrammiert SDV, 70,5 x 92,5 cm). Von Hendrick J. Dubbels (1621-1707), der zwischen 1649 und 1653 als Mitarbeiter in der Werkstatt de Vliegers tätig war, ist ebenfalls eine Version dieser Komposition nach Simon de Vlieger bekannt, welche sich heute als Leihgabe des Museums Wuyts-van Campen in Lier (bei Antwerpen) im dortigen Rathaus befindet (Öl auf Leinwand, 72 x 89 cm; siehe Middendorf, Ulrike: Hendrik Dubbels, Freren 1989, Kat. Nr. 92, S. 149).

Es ist möglich, dass Backhuysen das hier angebotene Gemälde nach dem Vorbild de Vliegers schuf, zumal der Künstlerbiograph Arnold Houbraken (1660-1719) berichtet, dass Backhuysen verschiedene Werkstätten in Amsterdam besucht hatte, um den beschäftigten Malern abzuschauen, wie sie das eine oder andere behandelten (siehe De Beer, Gerlinde: Ludolf Backhuysen. Sein Leben und Werk, Zwolle 2002, S. 37). Ebenso wahrscheinlich scheint es, dass Backhuysen die Version von Dubbels kannte, da Houbraken zufolge bei ihm studierte.

Unser Gemälde greift wesentliche Elemente der späteren Malerei Backhuysens voraus und veranschaulicht gleichzeitig die schöpferische Kraft des am Anfang seiner langen, erfolgreichen Laufbahn stehenden Künstlers. Während sowohl de Vliegers Vorbild im Berliner Museum, als auch die Wiederholung von Dubbels auf bräunliche Farbwerte abgestimmt sind, greifen die frische, graublaue Farbigkeit unseres Gemäldes und die kräftigen, dekorativen Farben der Figuren die auf Kontraste abzielende Seemalerei Backhuysens voraus, mit der er das Marinebild um 1660 neu prägte. Bemerkenswert ist auch die Betonung einzelner Teilbereiche, wie hier die stärker bewegte Brandung und die Akzentuierung der Komposition auf die Figuren, welche durch eine lebhafte Bewegtheit deutliche Individualität erhalten. Darin zeigt sich die Kunst Backhuysens, der das Vorbild weniger kopierte, sondern es vielmehr nach seiner eigenen Auffassung neuinterpretierte.

Dr. Gerlinde de Beer wird das Gemälde voraussichtlich im Dezember 2019 in "The Golden Age of Dutch Marine Painting. The Collection Inder Rieden" publizieren.

CHF 12 000 / 18 000 | (€ 12 370 / 18 560)


Verkauft für CHF 29 300 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr