Lot 3510 - A185 PostWar & Contemporary - Samstag, 30. Juni 2018, 14.00 Uhr
KARIN KNEFFEL
(Marl 1957–lebt und arbeitet Düsseldorf)
Ohne Titel. 2005.
Öl auf Leinwand.
Verso signiert und datiert: Karin Kneffel 2005.
120 x 190 cm.
Provenienz:
- Galerie Christine König, Wien.
- Bei obiger Galerie vom heutigen Besitzer erworben, seitdem Privatsammlung Schweiz.
1957 in Marl geboren, studiert Karin Kneffel zunächst Germanistik und Philosophie in Münster und Duisburg. Erst mit 24 Jahren entschliesst sie sich zum Studium an der Kunstakademie Düsseldorf, wo sie zunächst in der Klasse von Johannes Brus und Norbert Tadeusz ist und dann Meisterschülerin von Gerhard Richter wird. 1987 schliesst sie ihr Studium in Düsseldorf erfolgreich ab. Es folgen einige Stipendien u.a.1991 das Karl Schmidt-Rottluff Stipendium und 1996 das Stipendium der Villa Massimo in Rom. Im Jahr 1998 übernimmt sie eine Gastprofessur an der Hochschule für Künste in Bremen, 2 Jahre später an der Iceland Academy of the Arts, Reykjavik. Von 2000 bis 2008 erfolgt die Professur an der Hochschule für Künste Bremen und im Anschluss die Berufung an die Akademie der Bildenden Künste München.
Bekannt wird Karin Kneffel zunächst durch ihre Tier- und Früchtedarstellungen. In einer Zeit Anfang der 1980er Jahre, in der die Neuen Wilden mit Elvira Bach und Helmut Middendorf en vogue sind, entscheidet sich Kneffel bewusst für kleinformatigen Tierdarstellungen von Ziegen, Rindern und Schafen. Sie legt sich auf das Format von 20x20 cm fest, wodurch jedes Tier, egal ob Ziege oder Kuh, in der selben Grösse darstellt wird. Zudem ermöglichen diese Tierporträts der jungen Malerin die traditionelle Gattung des Porträts zu erforschen, dabei aber gänzlich frei zu sein, da es keine Gefühle und Wünsche der Porträtierten zu berücksichtigen gilt.
Bei ihren Früchtestillleben fokussiert sie sich auf Details, wodurch das klassische Stillleben weiterentwickelt wird. Diese sind durch eine faszinierende, fast geheimnisvolle Aura umgeben, die durch die zahlreichen Spiegelungen und Lichtreflexionen entsteht.
Mit der Hinwendung zu Motiven der Architektur- und Kunstgeschichte verschmelzen Vergangenheit und Gegenwart miteinander. So greift sie bei Architektur-Motiven auf alte Fotos zurück, nutzt diese als Grundlage, versetzt den Raum dann aber immer durch kleine Änderungen in die Gegenwart. Ihre Innenraumansichten bestechen durch Spiegelungen und verschiedene Bildebenen, die Karin Kneffel, wie wir in dem vorliegenden Werk sehen, meisterlich vereint.
Wir schauen auf einen glänzenden Marmorfussboden, in dem sich Fenster und eine grosse Skulptur spiegeln. Am Oberrand findet sich eine weitere Spiegelung eines Dalmatiners, der aber nicht in die Kompositionen zu passen scheint, weil er sich, sehr typisch für Kneffel, auf einer anderen Bildebene befindet. Obwohl die einzelnen Kompositionselemente eindeutig sind und einfach erscheinen, so stellt die Künstlerin mit den unterschiedlichen Bildebenen und der Überlagerung von Perspektiven den Betrachter vor eine grosse Herausforderung. Auf den ersten Blick glaubt er die Komposition einfach erfassen zu können, doch dann wird er durch die unterschiedlichen Perspektiven und Bildebenen verunsichert. Erschwerend kommt hinzu, dass er die verschiedenen Zeit- und Tiefenebenen wahrnimmt, das Fehlen der räumlichen Auswirkung aber eine weitere Irritation bewirkt.
Karin Kneffel gehört zu den bedeutendsten Künstlerinnen der deutschen Gegenwartskunst. Oftmals dem Realismus zugeordnet, gibt es kaum einen Maler, der unseren Realimus-Begriff und unsere Wahrnehmung so gekonnt verunsichert und hinterfragt.
- Galerie Christine König, Wien.
- Bei obiger Galerie vom heutigen Besitzer erworben, seitdem Privatsammlung Schweiz.
1957 in Marl geboren, studiert Karin Kneffel zunächst Germanistik und Philosophie in Münster und Duisburg. Erst mit 24 Jahren entschliesst sie sich zum Studium an der Kunstakademie Düsseldorf, wo sie zunächst in der Klasse von Johannes Brus und Norbert Tadeusz ist und dann Meisterschülerin von Gerhard Richter wird. 1987 schliesst sie ihr Studium in Düsseldorf erfolgreich ab. Es folgen einige Stipendien u.a.1991 das Karl Schmidt-Rottluff Stipendium und 1996 das Stipendium der Villa Massimo in Rom. Im Jahr 1998 übernimmt sie eine Gastprofessur an der Hochschule für Künste in Bremen, 2 Jahre später an der Iceland Academy of the Arts, Reykjavik. Von 2000 bis 2008 erfolgt die Professur an der Hochschule für Künste Bremen und im Anschluss die Berufung an die Akademie der Bildenden Künste München.
Bekannt wird Karin Kneffel zunächst durch ihre Tier- und Früchtedarstellungen. In einer Zeit Anfang der 1980er Jahre, in der die Neuen Wilden mit Elvira Bach und Helmut Middendorf en vogue sind, entscheidet sich Kneffel bewusst für kleinformatigen Tierdarstellungen von Ziegen, Rindern und Schafen. Sie legt sich auf das Format von 20x20 cm fest, wodurch jedes Tier, egal ob Ziege oder Kuh, in der selben Grösse darstellt wird. Zudem ermöglichen diese Tierporträts der jungen Malerin die traditionelle Gattung des Porträts zu erforschen, dabei aber gänzlich frei zu sein, da es keine Gefühle und Wünsche der Porträtierten zu berücksichtigen gilt.
Bei ihren Früchtestillleben fokussiert sie sich auf Details, wodurch das klassische Stillleben weiterentwickelt wird. Diese sind durch eine faszinierende, fast geheimnisvolle Aura umgeben, die durch die zahlreichen Spiegelungen und Lichtreflexionen entsteht.
Mit der Hinwendung zu Motiven der Architektur- und Kunstgeschichte verschmelzen Vergangenheit und Gegenwart miteinander. So greift sie bei Architektur-Motiven auf alte Fotos zurück, nutzt diese als Grundlage, versetzt den Raum dann aber immer durch kleine Änderungen in die Gegenwart. Ihre Innenraumansichten bestechen durch Spiegelungen und verschiedene Bildebenen, die Karin Kneffel, wie wir in dem vorliegenden Werk sehen, meisterlich vereint.
Wir schauen auf einen glänzenden Marmorfussboden, in dem sich Fenster und eine grosse Skulptur spiegeln. Am Oberrand findet sich eine weitere Spiegelung eines Dalmatiners, der aber nicht in die Kompositionen zu passen scheint, weil er sich, sehr typisch für Kneffel, auf einer anderen Bildebene befindet. Obwohl die einzelnen Kompositionselemente eindeutig sind und einfach erscheinen, so stellt die Künstlerin mit den unterschiedlichen Bildebenen und der Überlagerung von Perspektiven den Betrachter vor eine grosse Herausforderung. Auf den ersten Blick glaubt er die Komposition einfach erfassen zu können, doch dann wird er durch die unterschiedlichen Perspektiven und Bildebenen verunsichert. Erschwerend kommt hinzu, dass er die verschiedenen Zeit- und Tiefenebenen wahrnimmt, das Fehlen der räumlichen Auswirkung aber eine weitere Irritation bewirkt.
Karin Kneffel gehört zu den bedeutendsten Künstlerinnen der deutschen Gegenwartskunst. Oftmals dem Realismus zugeordnet, gibt es kaum einen Maler, der unseren Realimus-Begriff und unsere Wahrnehmung so gekonnt verunsichert und hinterfragt.
CHF 45 000 / 65 000 | (€ 46 390 / 67 010)
Verkauft für CHF 106 100 (inkl. Aufgeld)
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