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Lot 1674* - A185 Photographie - Donnerstag, 28. Juni 2018, 14.00 Uhr

FRANTISEK DRTIKOL

(1883-1961)
"Girls", 1930.
Getönter Bromsilbergelatine-Abzug. Vintage.
Blattgrösse 21,5 x 28,5 cm; Trägerkarton 40,1 x 36,7 cm.
Rechts unterhalb des Bildes signiert und datiert "Dritkol 1930", unten rechts im Bild blindgeprägter Photographenstempel. Verso handschriftlich bezeichnet und Studioadresse, 2 montierte Ausstellungs-Etiketten.

Literatur:
- Vladimír Birgus und Jan Mlčoch. Tschechische Fotografie des 20. Jahrhunderts. Ausstellungskatalog, Kunst- und Ausstellungshalle Bonn, 13.3.-26.7.2009. Prag, 2009.
- Kicken, Annette und Rudolf. Drtikol Photographs/ Photographie. Ostfildern, 2012 (vgl. S. 72, abweichende Abb. aus derselben Serie).

Ausstellungen:
- XXVe Salon International d'art photographique, Paris Oktober 1930.
- Union photographique champenois exposition international, Troyes, 15.-25. Juni 1933.

Provenienz: Seit mehreren Generationen in Privatbesitz Frankreich.

"Drtikol entwickelte eine unverwechselbare, für den Betrachter sofort wiedererkennbare Bildsprache aus einer eklektischen Mischung expressionistischer Theaterdekors und Stilelementen des Art déco, die sich zwischen koketten Szenerien narrativer Natur und Inszenierungen der nackten Form hin- und herbewegt. Der enthüllte Körper, den Drtikol ablichtet, ist - von seltenen Ausnahmen abgesehen - weiblich und von immer magerer werdender Gestalt. Er vervollständigt oder kontrastiert ein immer dominanter werdendes Wechselspiel von geometrisch geformten Kulissen und Schatten." (Witkovsky, Matthew S. zit. nach Kicken 2012, S. 7) Ab 1930 zeigt er keine menschlichen Modelle mehr, sondern nur noch hölzerne Schattenrissfiguren mit magersüchtig anmutender Erscheinung. "Frantisek Drtikol knüpfte an sein vorangegangenes, sezessionistisch und symbolistisch orientiertes Schaffen an, bereicherte es jedoch (zweifellos auch unter dem Einfluss seines Assistenten Jaroslav Rössler) mit Stilmitteln des Futurismus, Expressionismus und Kubismus... Bei seinen Aktaufnahmen begann er 1923 weibliche und männliche Modelle mit verschiedenen geometrischen Dekorationselementen zu umgeben, mitunter auch mit Lichtringen und -kegeln. Häufig arrangierte er sie zu expressiven Posen, die von modernem Tanz und Theater inspiriert waren... Viele der Akte Drtikols waren für ihre Zeit sehr gewagt und zeigten den nackten Körper in Natürlichkeit und Vollkommenheit." (Birgus/M. 2009, S. 33). In seinen Schattenrissfiguren abstrahiert er die menschliche Gestalt in eine reine, stilisierte Form. Die Faszination für diese Bildkompositionen gehe von der Selbstversunkenheit der Figuren aus: "Ob einzeln und in Gruppen, vor Pflanzen und Hügeln, Drtikol arrangiert seine Figurinen wie Puppen in einem Marionettentheater inmitten eines Waldes. Auch aufgrund seiner Nähe zu dekorativen Strömungen erinnern Drtikols langgestreckte Miniaturen an tschechische Souvenirs der 1920er-Jahre - kleine gläserne Flapper Girls mit zierlichen Beinen und bunten Tupfern verziert, auf die Spitze getriebene Imitationen berühmter Tänzerinnen wie etwa Josephine Baker." Seine Figuren sind weder zerbrechlich noch niedlich, sie sind schlicht winzig. Der Betrachter nehme sie wie aus der Ferne wahr und illustrieren die letzte Phase in Drtikols "Triebökonomie", in der das Begehren vom Menschen ganz auf die Requisiten übergehe und uns schliesslich ins Nirwana führe. (Witkovsky, Matthew S. zit. nach Kicken 2012, S. 9)

CHF 2 500 / 4 000 | (€ 2 580 / 4 120)


Verkauft für CHF 8 750 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr