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Lot 3028 - A184 Gemälde Alter Meister - Freitag, 23. März 2018, 15.00 Uhr

CHRISTIAAN LUYCKS

(1623 Antwerpen nach 1658)
Memento Mori Stillleben mit Musikinstrumenten, Büchern, Noten, Skelett, Schädel und Rüstung.
Öl auf Leinwand.
73,5 × 92,5 cm.

Provenienz:
Schweizer Privatbesitz.

Mit ausführlicher Analyse von Dr. Jürg Meier, dem wir für seine wissenschaftliche Unterstützung danken. Ferner danken wir Dr. Fred G. Meijer für die Bestätigung der Autorschaft anhand einer Fotografie.

Dieses kürzlich in einer Schweizer Privatsammlung entdeckte Gemälde identifiziert Dr. Fred G. Meijer eindeutig, als ein Hauptwerk des Antwerpener und später in Frankreich tätigen Malers Carstian Luyckx, aus dessen Oeuvre bisher hauptsächlich schlichtere Vanitas Stillleben bekannt sind. Noch vor kurzem wurde seine Werkgruppe dem französischen Maler Simon Renard de Saint-André (um 1613-1677) zugeschrieben, was nun allerdings durch Dr. Meijer widerlegt werden konnte.

Das hier angebotene Stillleben nimmt einen besonderen Stellenwert im Oeuvre dieses faszinierenden Künstlers ein und ist eine bedeutende Bereicherung. Die Darstellung unterscheidet sich in seiner kompositorischen Vielfalt und Intention von den bislang bekannten Vanitas Stillleben des Künstlers und vermittelt einen neuen Einblick in seine künstlerische Tätigkeit. Das Stillleben übt an der Eroberungspolitik von Ludwig XIV. deutlich Kritik und ist ein Dokument der persönlichen Betroffenheit eines von den Kriegswirren in den spanischen Niederlanden tangierten Malers um 1667/68.

Dr. Jürg Meier erläutert die historischen Zusammenhänge, die der Darstellung zugrunde liegen, wie folgt: „Nachdem König Ludwig XIV. 1661 die Regierung übernommen hatte, ergab sich 1665 eine erste Möglichkeit das französische Territorium in einem Krieg gegen Spanien zu vergrössern. Nach dem Tod des spanischen Königs Philipp IV. am 17. September 1665 meldete Ludwig XIV., der mit dessen ältester Tochter Maria Theresia (1638-1683) verheiratet war, Ansprüche auf Teile der spanischen Niederlande an, darunter auch auf die Markgrafschaft Antwerpen. Als Begründung diente ihm einerseits die von Spanien nicht bezahlte und in einem Vertrag zugesicherte Mitgift in der Höhe von 500‘000 Goldécus und andererseits das brabantische Devolutionsrecht, gemäss welchem die Töchter aus erster Ehe vorrangig erbberechtigt waren. An der Spitze von drei Armeen von total ca. 82‘000 marschierte der König am 24. Mai 1667 in den spanischen Niederlanden ein und liess späterhin auch noch die Franche Comté besetzen. Spanien war nicht in der Lage den Angriff abzuwehren. Durch das Vordringen Frankreichs fühlten sich die holländischen Generalstaaten bedroht und schlossen daher 1668 eine Allianz mit England und Schweden, um Ludwig XIV. im Frieden von Aachen vom 2.Mai 1668 zu zwingen wesentliche Teile seiner Eroberungen in den spanischen Niederlanden und die Franche-Comté an Spanien zurückzugeben.
Obschon ein französischer Vorstoss unter Marschall Turenne gegen Antwerpen scheiterte, scheint das Kriegsgeschehen den Antwerpener Maler Carstian Luyckx so beeindruckt zu haben, dass er um 1668/69 ein Memento Mori Stillleben mit einem direkten Bezug zur Zeitgeschichte malte.”

Die ganzfigurige Darstellung des Todes als Skelett löscht mit seiner linken Hand die Kerze als Symbol des Lebens und hält in seiner Rechten ein Blatt mit der Devise „Statutum est omnibus hominibus semel mori” (Es wurde daher beschlossen, dass jeder einmal zu sterben hat), die auf den unausweichlichen Tod jedes einzelnen verweist, wobei die drei Totenköpfe der Szene eine besondere Eindringlichkeit verleihen. Das Buch zu seinen Füssen ermahnt uns mit einer Darstellung von teuflischen Gestalten vor der Hölle und dem Fegefeuer. Im Zentrum des Stilllebens findet sich ein steinerner Sockel, der die Inschrift „Pallida mors aequo pulsat pede pauperum tabernas regumque turres” (Der bleiche Tod klopf mit gleichem Fuss an die Schenken der Armen und die Türme der Reichen) trägt. Weitere lateinische Phrasen auf dem Sockel gehen über die Vanitas Thematik hinaus und verweisen bereits auf den tieferen Sinnesgehalt dieses Stilllebens, die von verschiedenen Attributen und Symbolen von Krieg, Militär und der Macht von Ludwig dem XIV. untermauert wird: Im Zentrum liegt auf einem steinernen Sockel die mit Lilien geschmückte französische Königskrone samt Zepter. Darüber hängt eine französische Reiterstandarte einer königlichen Gardeeinheit mit dem königlichen Doppelwappen Bourbon-Navarra umrahmt von den Ordensketten des Heiligen Michael und des Heiligen Geistes „Homo natus de muliere brevis vivens” (Der vom Weibe geborene Mensch lebt nur kurze Zeit). Zur Ausrüstung eines königlichen Gardekavalleristen gehörte auch die unten abgebildete fahnengeschmückte Trompete. Der rechts platzierte akkurat wiedergegebene Offiziersharnisch dürfte nach einer originalen Vorlage gemalt worden sein und nimmt mit Krone, Standarte und Trompete Bezug auf die französische Invasion von 1667/68. Dasselbe gilt für die drei exponiert gemalten Totenschädel, die vermutlich auf die Kriegsopfer verweisen. Vanitas Darstellungen dieser Art mit einer Sanduhr sowie eine kostbare Kutschenuhr samt Schlüssel sowie zwei Uhren sind eher selten und machen auf die verrinnende Zeit überaus deutlich aufmerksam. Der Maler nahm einige weitere aussagekräftige Gegenstände ins Bild auf, die auf die unterschiedlichen Bevölkerungsschichten Bezug nehmen, aber letztendlich ihr gemeinsames Schicksal des Leidens in Kriegszeiten symbolisiert. Dreschflegel, Hirtenstab und der hölzerne Essnapf stehen somit nicht nur für die Bauernschaft, sondern generell für die gesamte Bevölkerung. Bischofsmitra und Krummstab erinnern daran, dass auch die Kirche in Kriegszeiten in Not gerät. Schliesslich künden Musikinstrumente wie Laute, Geige und Flöte oder ein Liederbuch sowie Spielkarten von der Gefährdung und dem Verlust der Lebensfreude, der mit den Kriegen einhergeht und schliesslich im Tode endet.

CHF 30 000 / 40 000 | (€ 30 930 / 41 240)


Verkauft für CHF 538 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr