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Lot 3253 - A183 Impressionismus & Moderne - Freitag, 08. Dezember 2017, 16.00 Uhr

FERNAND LÉGER

(Argentan 1881–1955 Gif-sur-Yvette)
Nature morte au parapluie et au chapeau melon. 1926.
Gouache auf Papier.
Unten rechts monogrammiert und datiert: F.L.26.
38,4 x 28,4 cm.

Die Authentizität dieses Werks wurde von Irus Hansma bestätigt, Muri b. Bern, 23. August 2017. Es wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Papierarbeiten von Fernand Léger aufgenommen.

Provenienz:
- (wohl) Léonce Rosenberg, Paris.
- Galerie Simon, Paris (verso Rückstände der Etikette).
- Privatbesitz St. Gallen, vor ca. 40 Jahren durch Erbschaft erhalten.

Anfang des 20. Jh. gehören Melone und Schirm wesentlich zur Bekleidung des Mannes. Léger zeigt uns diese alltäglichen Begleiter des mittelständigen Arbeiters in diesem schönen Stillleben. Der Hut ruht auf einem Stuhl, der Schirm in einem Ständer. Die Objekte sind von einander isoliert und nur durch Farbgebung und Raumgestaltung verbunden. Fernand Léger begibt sich Anfang bis Mitte der 20er Jahre in die Nähe des Purismus. Er zeigt Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs – Dinge mit einem bestimmten sozialen Wert – mit akribischer Schärfe, ausserhalb von Raum und Atmosphäre und losgelöst von ihrem Gebrauch.
Das ins Zentrum Rücken des Objekts ist eine direkte Folge der Auseinandersetzung Légers mit dem Medium des Films und dessen neuen technischen Möglichkeiten. 1924 schafft er zusammen mit Dudley Murphy, George Antheil und Man Ray den bedeutenden Kurzfilm „Ballet mecanique“, der einer künstlerischen Revolution gleichkommt und für viel Aufsehen sorgt. Dieser ist dadaistisch und surrealistisch geprägt, es gibt explizit kein Drehbuch, wie dies zu Beginn in einem Einleitungstext erklärt wird: „Le Ballet Mécanique a été composé par le peintre Fernand Léger en 1924. C’est le premier film sans scénario.“ Zu Beginn des Films wird eine kubistisch gestaltete Figur mit Stock und Melone gezeigt mit dem Schriftzug „Charlot présente le Ballet Mécanique“. Charlot ist die französische Bezeichnung der amerikanischen Sozialfigur Tramp, der sich Charlie Chaplin bedient.

In dem Film werden losgelöst verschiedene Bewegungsabläufe von Figuren, Objekten und Maschinen in ungewöhnlichen Perspektiven durch viele Wiederholungen gezeigt. Dabei werden die einzelnen Objekte bewusst in ungewöhnlichen Ausschnitten dargestellt.

In einer Vorlesung, die Léger 1925 an der Sorbonne hält, erklärt er: „1923-24 schuf ich Gemälde, deren wichtige Elemente Gegenstände waren, ausserhalb jeder Art von Atmosphäre und ohne Normalitätsbezug, Objekte, welche vom Subjekt, das ich aufgegeben habe, isoliert sind. Das Subjekt im Gemälde wurde bereits zerstört, genauso wie der Avant-Garde Film das Drehbuch zerstörte. So dachte ich, dass das Objekt, welches vernachlässigt und wenig ausgeschöpft wurde, der Ersatz für das Subjekt ist. (Übersetzt nach zit. in Cassou/Leymarie, Fernand Léger Drawings and Gouaches, New York 1973, S. 87).
„In den Jahren 1926 und 1927 ist es Légers Hauptanliegen, das Objekt jedem Zwang zu entziehen, aus seiner gewohnten Stellung im Zentrum, aus der monolithischen Darstellung herauszulösen, es schliesslich vollkommen zu befreien. (…) Diese Platzierung des Gegenstandes ist, wenn sie auch auf den ersten Blick willkürlich erscheinen mag, genauestens austariert und ausgearbeitet. (…) Léger hat damit wie er es ausdrückte "die Kaffekanne auf den Kopf gestellt", und zwar vollständig. Er entfernt den Tisch, den Braque und Picasso noch beibehalten haben" und nimmt den Gegenstand aus seiner "konzentrischen Situation heraus, um ihn in eine zentrifugale Lage in den Raum zu bringen".“ (Georges Bauquier, in: Schmalenbach/Moeller, Fernand Leger, Kunsthalle München, 1988/89, zu Nr. 22).
Es gibt von diesem Sujet auch eine Bleistiftstudie von 1925 (Cassou/Leymarie 1973, Nr. 124, S. 92) und ein Gemälde (Bauquier Bd. III 1993, Nr. 462, S. 122), das wie die Gouache 1926 datiert ist, und welches bei Léonce Rosenberg und bei Heinz Berggruen war, danach in den A. Conger Goodyear Fund kam und schliesslich 1959 zum Museum of Modern Art New York ging, wo es sich noch heute befindet.

CHF 80 000 / 120 000 | (€ 82 470 / 123 710)


Verkauft für CHF 216 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr