Lot 3422* - A181 PostWar & Contemporary - Samstag, 01. Juli 2017, 13.30 Uhr
ERNST WILHELM NAY
(Berlin 1902–1968 Köln)
Mit vielfältigem Gelb. 1958.
Öl auf Leinwand.
Unten rechts signiert und datiert: Nay 58, sowie auf dem Keilrahmen signiert, datiert und betitelt: Nay - mit vielfältigem Gelb - 1958.
100 x 81 cm.
Provenienz:
- Galerie Günther Franke, München.
- Bei obiger Galerie erworben, seitdem Sammlung Dr. Hans Werner Riedel und Dr. Ralf Dieter Loher-Riedel, München.
Ausstellung: München 1958, E.W. Nay. Galerie Günther Franke, 16. August - 20. September (mit Abb.).
Literatur: Scheibler, Aurel/Gohr, Siegfried: Ernst Wilhlem Nay. Werkverzeichnis der Ölgemälde. Bd. II 1952-1968, Köln 1990, Nr. 889.
Ernst Wilhelm Nay wird 1902 als zweites von sechs Kindern in Berlin geboren. Nach dem Abitur und einer abgebroche Buchhandelslehre, beginnt er 1923 Abendkurse für Aktzeichnen. Im darauffolgenden Jahr bewirbt sich der Autodidakt bei Carl Hofer an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin, wo er ein Jahr später ein Stipendium erhält und 1928 seinen Abschluss als Meisterschüler Hofers macht. Früh nimmt er an Gruppenausstellungen bedeutender Galerien wie der Galerie Nierendorf in Berlin, Alfred Flechtheim in Düsseldorf oder Cassirer in Berlin teil. Zudem ist er in diversen Secessions-Ausstellungen in Deutschland vertreten. Unter der nationalsozialistischen Diktatur zählt Nay zu den „entarteten Künstlern“, und obwohl es ihm offiziell untersagt ist, gelingt es ihm, Malutensilien zu besorgen und weiterzumalen. 1940 wird er zum Kriegsdienst nach Frankreich eingezogen. Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges stellt Nay wieder aus, und seine Werke werden von namhaften Museen angekauft. Die Galerie Franke in München, in der auch das vorliegende Gemälde ausgestellt wurde, wird seine ständige Galerie. Er nimmt zwischen 1955 und 1964 an den drei documenta in Kassel teil und wird mit zahlreichen Kunstpreisen wie dem Ströher- und dem Lichtwark-Preis augezeichnet. 1968 verstirbt Ernst Wilhelm Nay.
Nay ist in den 1950er Jahren der führende Vertreter seiner Künstlergeneration. Wie bei kaum einem anderen Künstler ist sein gesamtes Werk zeitlich und thematisch in klar abgegrenzte Schaffensphasen zu gliedern, von denen die „Scheibenbilder“ von 1954/1963 die grösste und bedeutendste Gruppe darstellen. Alle Schaffensphasen bauen aufeinander auf und stehen in Bezug zueinander. Ernst Wilhelm Nay hat eine sehr klare Vision von seinem künstlerischen Schaffen, und bei aller oberflächlichen Zufälligkeit unterliegen seine Werke einem strengen Ordnungssystem, bei dem drei Aspekte bestimmend sind. Erstens geht es nur um das Bild selbst und nicht um mögliche Interpretationen oder Motive. Zweitens wirkt der Künstler auf Form und Farbe ein- auch hier geht es nicht um ein Motiv, und drittens gehört die Intuition und Inspiration des Künstlers selbst zum Gestaltungsprozess.
Das vorliegende Gemälde von 1958 gehört zu den „Scheibenbildern“, die bei aller Inspiration des Künstlers seinen Gestaltungswillen eindrücklich unter Beweis stellen. Kolorit und Form unterliegen einer Ordnung, die Nay meisterlich nutzt, um Spannung und Dynamik zu erzeugen. „Die Schichtung der ganzen, halben oder unreglmässigen Scheibenformen verhindern einen harmlosen Ausgleich. Auch in den brillanten, verführerisch schön instrumentierten 'Scheibenbildern' bewahrt Nay die Energie der Reibung, des Gegensatzes und des Widerstreites, die Bedingung und Elixier seines Erfindens bestimmen. Nicht Dekoration, sondern die grundlegende Spannung innerhalb des Farbkreises treibt die Inspiration an.“ (zit. Siegfried Gohr, in: Scheibler, Aurel/Gohr, Siegfried: Ernst Wilhlem Nay. Werkverzeichnis der Ölgemälde. Bd. II 1952-1968, Köln 1990, S. 22)
1958 entwicklelt Nay die Scheibenbilder weiter, wofür „Mit vielfältigem Gelb“ ein herausragendes Beispiel ist. Die einzelnen Scheiben in einer Komposition werden reduziert. Sie sind weniger streng, sondern können an den Rändern ausgefranst sein. Zudem fällt dem Pinselduktus eine grössere Bedeutung zu. Gohr beschreibt es wie folgt: „ Blühende Pinselspuren, pastose Flecken, geschmeidig hingestrichene Flächen, Schraffuren, etc. geben dem Bildkörper neben dem Geschehen in der Farbe eine neue Dimension (…).“ (ebenda, S. 23)
- Galerie Günther Franke, München.
- Bei obiger Galerie erworben, seitdem Sammlung Dr. Hans Werner Riedel und Dr. Ralf Dieter Loher-Riedel, München.
Ausstellung: München 1958, E.W. Nay. Galerie Günther Franke, 16. August - 20. September (mit Abb.).
Literatur: Scheibler, Aurel/Gohr, Siegfried: Ernst Wilhlem Nay. Werkverzeichnis der Ölgemälde. Bd. II 1952-1968, Köln 1990, Nr. 889.
Ernst Wilhelm Nay wird 1902 als zweites von sechs Kindern in Berlin geboren. Nach dem Abitur und einer abgebroche Buchhandelslehre, beginnt er 1923 Abendkurse für Aktzeichnen. Im darauffolgenden Jahr bewirbt sich der Autodidakt bei Carl Hofer an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin, wo er ein Jahr später ein Stipendium erhält und 1928 seinen Abschluss als Meisterschüler Hofers macht. Früh nimmt er an Gruppenausstellungen bedeutender Galerien wie der Galerie Nierendorf in Berlin, Alfred Flechtheim in Düsseldorf oder Cassirer in Berlin teil. Zudem ist er in diversen Secessions-Ausstellungen in Deutschland vertreten. Unter der nationalsozialistischen Diktatur zählt Nay zu den „entarteten Künstlern“, und obwohl es ihm offiziell untersagt ist, gelingt es ihm, Malutensilien zu besorgen und weiterzumalen. 1940 wird er zum Kriegsdienst nach Frankreich eingezogen. Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges stellt Nay wieder aus, und seine Werke werden von namhaften Museen angekauft. Die Galerie Franke in München, in der auch das vorliegende Gemälde ausgestellt wurde, wird seine ständige Galerie. Er nimmt zwischen 1955 und 1964 an den drei documenta in Kassel teil und wird mit zahlreichen Kunstpreisen wie dem Ströher- und dem Lichtwark-Preis augezeichnet. 1968 verstirbt Ernst Wilhelm Nay.
Nay ist in den 1950er Jahren der führende Vertreter seiner Künstlergeneration. Wie bei kaum einem anderen Künstler ist sein gesamtes Werk zeitlich und thematisch in klar abgegrenzte Schaffensphasen zu gliedern, von denen die „Scheibenbilder“ von 1954/1963 die grösste und bedeutendste Gruppe darstellen. Alle Schaffensphasen bauen aufeinander auf und stehen in Bezug zueinander. Ernst Wilhelm Nay hat eine sehr klare Vision von seinem künstlerischen Schaffen, und bei aller oberflächlichen Zufälligkeit unterliegen seine Werke einem strengen Ordnungssystem, bei dem drei Aspekte bestimmend sind. Erstens geht es nur um das Bild selbst und nicht um mögliche Interpretationen oder Motive. Zweitens wirkt der Künstler auf Form und Farbe ein- auch hier geht es nicht um ein Motiv, und drittens gehört die Intuition und Inspiration des Künstlers selbst zum Gestaltungsprozess.
Das vorliegende Gemälde von 1958 gehört zu den „Scheibenbildern“, die bei aller Inspiration des Künstlers seinen Gestaltungswillen eindrücklich unter Beweis stellen. Kolorit und Form unterliegen einer Ordnung, die Nay meisterlich nutzt, um Spannung und Dynamik zu erzeugen. „Die Schichtung der ganzen, halben oder unreglmässigen Scheibenformen verhindern einen harmlosen Ausgleich. Auch in den brillanten, verführerisch schön instrumentierten 'Scheibenbildern' bewahrt Nay die Energie der Reibung, des Gegensatzes und des Widerstreites, die Bedingung und Elixier seines Erfindens bestimmen. Nicht Dekoration, sondern die grundlegende Spannung innerhalb des Farbkreises treibt die Inspiration an.“ (zit. Siegfried Gohr, in: Scheibler, Aurel/Gohr, Siegfried: Ernst Wilhlem Nay. Werkverzeichnis der Ölgemälde. Bd. II 1952-1968, Köln 1990, S. 22)
1958 entwicklelt Nay die Scheibenbilder weiter, wofür „Mit vielfältigem Gelb“ ein herausragendes Beispiel ist. Die einzelnen Scheiben in einer Komposition werden reduziert. Sie sind weniger streng, sondern können an den Rändern ausgefranst sein. Zudem fällt dem Pinselduktus eine grössere Bedeutung zu. Gohr beschreibt es wie folgt: „ Blühende Pinselspuren, pastose Flecken, geschmeidig hingestrichene Flächen, Schraffuren, etc. geben dem Bildkörper neben dem Geschehen in der Farbe eine neue Dimension (…).“ (ebenda, S. 23)
CHF 120 000 / 180 000 | (€ 123 710 / 185 570)
Verkauft für CHF 186 500 (inkl. Aufgeld)
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