Sie haben noch kein Login?

Klicken Sie hier um sich zu registrieren »


Wenn Sie bereits registriert sind - Login:




Lot 3263 - A180 Gemälde des 19. Jahrhunderts - Freitag, 31. März 2017, 15.30 Uhr

GUSTAVE COURBET

(Ornans 1819–1877 La Tour–de–Peilz)
La femme au missel (wohl Bildnis von Zélie Courbet). Um 1840-1849.
Öl auf Leinwand.
Unten mittig signiert: G. Courbet.
55,5 x 46,5 cm.

Gutachten: Jean-Jacques Fernier, 6.3.2006.

Provenienz:
- Sammlung David Benador, Genf.
- Sammlung Emile Chambon, Genf (verso Inschrift auf Keilrahmen).
- Nachlassauktion Sammlung Emile Chambon.
- Galerie Hugues Rosset, 2006 (Gemäss Auskunft des Besitzers).
- Schweizer Privatsammlung.

Literatur:
- Benador, Jacques: Courbet peintre et Communard, in: Plaire, Nr. 2, Paris 1945.
- Hilbi, Georg M.: Transformation, Sublimation und Individuation im modernen Portrait. Fallstudien zu Albert Anker, Gustave Courbet und Hans Emmenegger, Diss. Universität Zürich 2013, S. 46-60, Abb. 13.

Dieses kürzlich wiederentdeckte schöne Brustbild einer jungen Frau stammt aus der Sammlung des renommierten Genfer Galeristen David Benador und ging später in die Sammlung des Genfer Kunstmalers Emile Chambon (1905-1993) über, welcher ein grosser Verehrer von Courbet und dessen Werken war. Die im dreiviertel Profil dargestellte Dame in schwarzer Kleidung hält in ihrer linken Hand ein Gebetsbuch und ihr Blick ist leicht nach oben gerichtet, sodass eine starke Aura der Frömmigkeit ausgestrahlt wird. Ihr Gesichtsausdruck wirkt freundlich und sanft und ihr Inkarnat ist durch die für Courbet typisch herbe Graublau- und Rosaschattierung nuanciert.

Courbet war stark mit seiner Familie verbunden und stellte seine Verwandten oft in Studien und grösseren Kompositionen dar, so beispielsweise in dem berühmten Gemälde "Das Begräbnis von Ornans" von 1849, in dem er seine drei Schwestern unter den Trauernden darstellte. Aufgrund ihrer Gesichtszüge lässt sich auch unsere Porträtierte als Familienmitglied von Gustave Courbet identifizieren. Jean-Jacques Fernier vermutet dabei, dass es sich um eine der Schwester des Künstlers, wie beispielsweise die 1824 geborene Zoé Courbet, oder seine Kusine Clémentine handelt. Dabei datiert er das Porträt in das Frühwerk des Malers um 1840. Georg M. Hilbi, der unser Porträt in die späten 1840er Jahre, also um 1848-49 datiert, vermutet ebenfalls, dass die Dargestellte aus dem engen Familienkreis Courbets stammt und identifiziert sie aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit Bildnissen, die zwischen 1845 und 1850 entstanden sind, als Zélie Courbet (1828-1875), der zweiten Schwester des Künstlers. Zélie zeichnete sich wohl aufgrund ihrer schwächlichen körperlichen Konstitution durch eine lebenslange Affinität zur Frömmigkeit aus, was in diesem Bildnis besonders stark zum Ausdruck kommt. Hilbi hebt zudem hervor, dass unser Porträt als Vorlage für eine Figur aus dem "Begräbnis von Ornans" gedient haben könnte, worauf der schwarze Umhang mit Kapuze als Trauerbekleidung hindeutet. Courbet porträtierte seine Modelle oft zuerst in individuellen Einzelbildnissen als Studien für seine grossformatigen Werke, auch wenn er nicht alle Studien zu fertigen Figuren umsetzte. Im Begräbnis von Ornans ist unmittelbar hinter der Figur der Zélie ein unvollständiges Frauengesicht mit schwarzer Kapuze erkennbar, welche dem hier angebotenen Bildnis sehr nahe kommt.

CHF 50 000 / 70 000 | (€ 51 550 / 72 160)


Verkauft für CHF 96 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr