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Lot 3206 - A174 Gemälde des 19. Jahrhunderts - Freitag, 18. September 2015, 17.00 Uhr

JOSEPH ANTON KOCH und JOHANN MICHAEL WITTMER

(Obergiblen 1768–1839 Rom) (Murnau 1802–1880 München)
Mediterrane Landschaft mit Raub des Ganymed.
Öl auf Leinwand.
Unten links signiert: I. A. Koch. i. / MWittmer f.
128,5 x 99,5 cm.

Provenienz: - Berliner Kunsthandel, 1870er Jahre. - Sammlung Bleichröder, Berlin, durch Vermittlung des Kunsthistorikers Dr. Günthert erworben. - Durch Erbfolge an den Urenkel des bekannten Bankiers und Überführung des Gemäldes in die Schweiz, 1940. - Schweizer Privatbesitz seit 1995. Literatur: - Gramaccini, Norberto: Josef Anton Koch und Johann Michael Wittmer. Händescheidung am Beispiel zweier Fassungen des Gemäldes "Landschaft mit Raub des Ganymed", in: Imitatio. Von der Produktivität künstlerischer Anspielungen und Missverständnisse, Berlin: Reimer, 2001, S. 162-176. - Lutterrotti, Otto von: Joseph Anton Koch (1768 -1839), mit Werkverzeichnis und Briefen des Künstlers (Deutscher Verein für Kunstwissenschaft), Berlin 1940, S. 311. - Schreiner, Ludwig: Die Gemälde des Neuzehnten und Zwanzigsten Jahrhunderts in der Niedersächsischen Landesgalerie Hannover (Katalog der Niedersächsischen Landesgalerie Hannover III) hrsg. von Harald Seiler, München 1973, S. 255. Homers Schilderung (Ilias, 20, 231) von Ganymed, dem Schönsten unter den Sterblichen, liegt dem hier vorgestellten Gemälde zugrunde. Sohn des trojanischen Königs Tros und Bruder des Assarkos und des Ilos, wurde dieser von Zeus seiner außerordentlichen Schönheit wegen in Gestalt eines Adlers auf den Olymp entführt, wo er den Göttern als Mundschenk dienen und in der Gesellschaft der Unsterblichen für immer verweilen sollte. Joseph Anton Koch widmete sich dem Thema vom Raub des Ganymed im Frühjahr 1838 (siehe Schreiner, 1973, Nr. 531, S. 254) und am 20. Juli desselben Jahres berichtet sein Schwiegersohn Johann Michael Wittmer an die Sammlerin Emilie Linders (1797-1867), dass er mit der Untermalung der Leinwand begonnen habe: "Gegenwärtig untermalt er (i.e. Koch) den Raub des Ganymed, den er heuer komponierte und wovon Sie die erste Skizze besitzen" (Schreiner, ebd. 254). Eine unvollendete Version in Öl auf Leinwand zu diesem Thema mit deutlichen Schwächen, heute in der Niedersächsischen Landesgalerie, Hannover, wurde bislang als diejenige eigenhändige Arbeit von Joseph Anton Koch angesehen (115 x 93,5 cm, bezeichnet unten mittig: I K; siehe Holst, Christian von: Joseph Anton Koch 1768-1839. Ansichten der Natur. Staatsgalerie Stuttgart, Stuttgart 1989, Nr. 167, 338-339). Mit dem Auftauchen der hier angebotenen Arbeit in einer Schweizer Privatsammlung, die bislang unbekannt war und erst kürzlich von Prof. Norberto Gramaccini umfassend publiziert wurde, wird die Eigenhändigkeit der Hannoveraner Version in Frage gestellt. Auch Prof. Christian von Holst schliesst sich dieser Annahme an (persönliche Mitteilung Juni 2015, wofür wir ihm danken). Eine Anzahl von insgesamt sechs Zeichnungen zu dieser Thematik, darunter auch die bereits erwähnte ehemals in der Sammlung von Emilie Linders und heute im Kupferstichkabinett in Basel befindliche Version, sind bekannt (siehe Gramaccini, ebd., S. 166). Die unserem Gemälde besonders nahestehende Bleistiftzeichnung ist diejenige in der Albertina in Wien (Abb. 1, 31,4 x 25,4 cm, Inv. 6322). Dort, wie auch bei unserem Gemälde, zeigt sich, wie Gramaccini eindrücklich aufführt, ein ähnliches Umgreifen Ganymeds des Adlerhalses, während die Version in Hannover eher steif und an eine christliche Himmelfahrt erinnern mag und für Gramaccini eindeutig die Hand Wittmers erkennen lässt (ebd. S. 171). Die Landschaftsgestaltung in unserem Gemälde dürfte sicherlich auch von Wittmer geprägt sein, der 1833 im Auftrag des Kronprinzen Maximilian von Bayern Griechenland, die Türkei und Kleinasien bereiste und von dieser Reise zahlreiche Landschaftsskizzen zurückbrachte. Der Raub des Ganymed war das letzte Gemälde, mit welchem sich Joseph Anton Koch vor seinem Schlaganfall beschäftigte, den er Ende 1838 erlitt und an dem er am 12. Januar 1839 verstarb. Dr. Cornelia Reiter †, der wir für ihre Meinung äusserst dankbar sind, geht bei unserer Arbeit von einer Invention Joseph Anton Kochs aus, die von Johann Michael Wittmers ausgeführt wurde. Entsprechend ist auch die Unterschrift unten links am Stein zu deuten: I . A. Koch i. /MWittmer f. - (I. A. Koch Inventor / M. Wittmer fecit).

CHF 30 000 / 40 000 | (€ 30 930 / 41 240)


Verkauft für CHF 36 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr