Lot 1032* - A174 Möbel, Porzellan & Dekoration - Donnerstag, 17. September 2015, 10.00 Uhr
1 PAAR KONSOLEN "AUX FEMMES AILEES" MIT SPIEGEL,
Louis XV, Rom um 1750.
Holz durchbrochen sowie reich beschnitzt mit geflügelten Frauenfiguren, Blättern, Kartuschen und Zierfries sowie vergoldet. Geschweifte, trapezförmige und profilierte "Fleur de Pêcher"-Platte auf durchbrochener, wellig ausgeschnittener Zarge mit 3 durch Kartuschensteg verbundenen Volutenstützen auf markanten Bocksfüssen. Spiegel mit stark profiliertem, rechteckigem Rahmen mit verspiegeltem Kartuschenfronton. Mit alter Etikette "Ubaldo Giugni Firenze". Vergoldung restauriert. Fehlstellen. 107x47x298 cm.
Provenienz: Privatsammlung, Italien. Ein sehr ähnliches Konsolenpaar wurde in unserer Dezember-Auktion 2005 (Katalognr. 1128) verkauft. Der stark figurale Charakter des hier angebotenen Konsolenpaares offenbart den "gusto barocco" Roms, der nahtlos an die Formensprache der Möbel und Einrichtungsgegenstände vergangener Epochen anschliesst. In diesem Zusammenhang sei vor allem auf die Konsolentische des ausgehenden 17. Jahrhunderts hingewiesen, die in der Grundstruktur als Vorbilder für unser Paar anzusehen sind; es wirkt zwar "leichter" als die pompösen Werke des Hochbarocks und zeigt die meisterhafte Kombination opulenter Eleganz mit ausserordentlich feiner, figuraler Schnitzerei. Analoge Werke befinden sich in den Sammlungen des Quirinale in Rom. Nach einem letzten Sieg von Papst Innozenz VI. über Louis XIV, der versucht hatte, einen "gallischen Klerus" über der päpstlichen Herrschaft durchzusetzen, endete im 18. Jahrhundert die politische Dominanz der "potenza papale"; dies auch auf kulturellem Gebiet, wo es vor allem der Architekt und Bildhauer G.L. Bernini war, der seinen "barocco sentuoso" in ganz Europa mit Erfolg propagierte. Gleichzeitig war die Übernahme des graziler wirkenden Rokoko nur in Ausnahmefällen in prunkvollen Bauten und Kunstwerken erkennbar. So blieb Rom eine Hochburg des von "grandezza" geprägten "barocco", der sich vor allem auch in der Möbelproduktion manifestierte: grosszügige Formen und Proportionen, ausserordentlich kräftige Schnitzerei, enormer Reichtum der dekorativen Elemente. Im Gegensatz zu anderen bedeutenden kulturellen Zentren Italiens wie Genua, Mailand, Venedig, Florenz oder Neapel blieb in Rom der barocke Einfluss auf die klassizistischen Strömungen stark, so dass die Werke der Stadt von einer ausserordentlich kräftigen, monumentalen Formensprache geprägt waren. Die letzten Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts, die neoklassizistische Architektur, Ausgrabungsfunde, Entwürfe ausländischer Zeichner wie R. Adam beeinflussten die lokalen Kunsthandwerker, die diese Einflüsse adaptierten und weiterentwickelten. Die Entwürfe und Zeichnungen von G. B. Piranesi waren die Basis der römischen Arbeiten, die sich durch schier grenzenlose Vielfalt auszeichneten: Maskaronen "alla greca", geflügelte Karyatiden, Sphingen, Füllhörner, Kartuschen. Lit.: E. Cozzi, Il mobile del ottocento - Italia, Novara 1985; S. 68-71 (mit Abb. eines von G. B. Piranesi entworfenen Gueridons). A. Disertori / A.M. Necchi-Disertori, Il mobile del settecento - Italia, Novara 1985; S. 67-71 (kulturhist. Angaben zur Entwicklung Roms). A. Gonzales-Palacios, Fasto Romano - Ausstellungskatalog des Palazzo Sacchetti, Verona 1991 (allg. Angaben zum römischen Kunsthandwerk). Ibid., I mobili italiani, Mailand 1996; (Abb. 44 und 47, analoge Prunkkonsolen).
CHF 28 000 / 48 000 | (€ 28 870 / 49 480)
Verkauft für CHF 35 300 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr