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Lot 117* - A174 Sammlung italienische Buchmalerei - Freitag, 18. September 2015, 13.30 Uhr

1. MEISTER DER CHORBÜCHER DES SIENESER DOMS


Provenienz: - 1966 New York, Mortimer Brandt Collection. - Seit ca. 1995-96 im heutigen Besitz. Bibliographie: - Harry Bober, The Mortimer Brandt Collection of Medieval Manuscript Illuminations, Memphis Tenessee 1965, S. 28-29. - An Exhibition of Italian Panels and Manuscripts from the Thirteenth and Fourteenth Centuries in Honor of Richard Offner, The Wadsworth Atheneum, Hartford 1965, S. 48. - Ada Labriola, in: Miklòs Boskovits (Hrsg) Miniature a Brera 1100-1422, Mailand 1997, S. 90-91. - Ada Labriola, in A. Labriola, C. De Benedictis, G. Freuler, La miniatura senese 1270-1420, Siena 2002, S. 30 ff. und 262-265. - Friedrich G. Zeileis, Più ridon le carte (3.ed.), Rauris 2014, S.156-157. Vorliegende Bildinitiale E mit dem die Apostel segnenden Christus könnte vermutlich die Aussendung der Apostel zum Thema gehabt und die Respons der ersten Nokturn des Commune der Apostel eingeleitet haben: Ecce ego mitto vos sicut oves in medio luporum... Anlässlich ihrer Erstpublikation im Katalog der Mortimer Brandt Collection wurde die Bildinitiale irrtümlich mit der Buchkunst um Giovanni di Gaibana in Zusammenhang gebracht. Aspekte der Initialauffassung, etwa der lachsfarbene karierte Hintergrund des Binnenfelds, aber auch der in der sienesischen Duecentomalerei um Guido da Siena angesiedelte Figuralstil, schliessen eine paduanische Autorschaft jedoch aus. Wie Ada Labriola treffend festgestellt hat (1997, S. 90-91; 2002, S. 23), ist die Miniatur das Werk eines sienesischen Buchmalers um 1270, des sogenannten ersten Meisters der Chorbücher des Sieneser Doms. Die hier zu beobachtenden starken Anklänge an die abstrahierenden Stilformeln des sienesischen Tafelmalers Guido da Siena, wie sie etwa im Franziskusgesicht des 1270 gemalten Dossale in der Sieneser Pinakothek (inv.7, Abb.1) zu erkennen sind (vgl. die graphischen Abstrahierungen der Fleischfalten über den Backenknochen und Stirnrunzeln) sind ein klares Indiz dafür, dass vorliegende Miniatur dem Frühwerk des sienesischen Buchmalers zuzurechnen und mindestens ein Jahrzehnt vor den Bildinitialen in den Chorbüchern von Siena (ca. 1285-1295) entstanden ist, als sein Malstil vermutlich unter dem Eindruck von Malern wie Dietisalvi Speme flüssiger wurde und auch die graphischen Abstraktionen in der Artikulierung der Gesichter zurückgebunden wurden. Ausdruck dieser späteren Entwicklung des in Rede stehenden Illustrators ist auch eine in diesem Haus verkaufte Bildinitiale mit der Ausgiessung des Heiligens Geistes (Zürich, Koller, 27.3.2009, Los Nr. 3527). Die hier angebotene Bildinitiale gehört zweifellos zu den eindrücklichsten Bildinitialen unseres Meisters, dürfte als eines seiner frühesten Werke gelten und vermutlich noch vor seinen Miniaturen im Graduale im Archivio Capitolare in Arezzo (Corale D) und jenen im Graduale in der Biblioteca Apostolica Vaticana (ms Vat. Rossiano 612) entstanden sein.

CHF 14 000 / 18 000 | (€ 14 430 / 18 560)


Verkauft für CHF 30 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr