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Lot 111* - A174 Sammlung italienische Buchmalerei - Freitag, 18. September 2015, 13.30 Uhr

MAESTRO DELLA MATRICOLA DEI BECCAI


Provenienz: - London Christie's, Juni 1995. - Ebendort vom heutigen Besitzer erworben. Bibliographie: - Friedrich G. Zeileis, Più ridon le carte (3.ed.), Rauris 2014, S. 278. Zitierte und weiterführende Literatur: - Alessandro Galli, in: Miklòs Boskovits (Hrsg) Miniature a Brera 1100-1422, Mailand 1997, S. 180-185. - Marina Subbioni, La miniatura Perugina del Trecento, Perugia 2003, S. 39 ff. Die Bildinitiale M mit einer expressiv gehaltenen Interpretation der Verkündigung leitet die erste Respons zur ersten Nokturn des entsprechenden Festes (Mariä Verkündigung, 25. März) ein: Missus est Gabriel Angelus ad Mariam Virginem... Die in ein blaues quadratisches, mit weissen Filigranranken und Goldperlen ornamentiertes blaues Initialfeld gesetzte Initiale ist gleich wie das Binnenfeld in schlichtem Ocker gehalten. Durchaus etwas zudringlich wirkend und mit festem Schritt tritt Gabriel der stehenden Jungfrau entgegen, die den himmlischen Boten mit der erhobenen Rechten grüsst. Der Zusammenhang mit der umbrischen Buchmalerei, insbesondere mit Perugia, wurde für diese Bildinitiale bereits seit ihrer Versteigerung vor zwanzig Jahren richtig erkannt, die genauere Zuweisung an einen spezifischen Meister steht aber noch aus. Ihr Buchmaler zeichnet sich durch einen etwas archaisch wirkenden Malstil aus, der sich aus Elementen der grossen Freskomalerei in Assisi, dem nach seinen emotionsgeladenen Fresken in Santa Chiara in Assisi benannten Giotto-Exegeten, Maestro Expressivo di Santa Chiara, den aus Siena zugewanderten, hauptsächlich in Perugia wirkenden Tafelmaler Meo da Siena und, was die Buchmalerei angeht, den Primo Miniatore di Perugia. Die Hand dieses frühen Exegeten Giottos auf Pergament erkennen wir in den Malereien der Matrikel der Vasai (Rom, Biblioteca del Senato, Ms 1 fol 2v, Abb.2), die augenfällig Giottos Madonnen rezipiert, in den Miniaturen der Matrikel der Notare (1310) in der Biblioteca Braidense in Mailand (ms. AC XIV 43, Abb.1), die, was die Susanna betrifft, auch die Kenntnis transapliner Buchmalerei voraussetzt. Diesen peruginischen Buchmaler taufte Marina Subbioni jüngst (2003) aufgrund seiner Mitwirkung an der Illustration der Matrikel der Schneider (London, British Library,Ms. Add 21965 ), die sich aber meiner Meinung nach bloss auf die Miniatur mit der Jungfrau (fol. 4v) beschränkt, "Maestro della Matricola dei Sarti". Die Stilverwandschaft zwischen der Verkündigungsmadonna unserer Initiale und der thronenden Jungfrau der Matrikel der Vasai, aber auch zwischen den Miniaturen der Matrikel der Notare gleich wie jenen der verlorenen Matrikel der Beccai (ehemals Perugia Biblioteca Augusta) ist unübersehbar und bekräftigt unsere Zuweisung an den Illustratoren dieser kleinen Werkgruppe, den Filippo Todini (1989) nach dem verlorenen Manuskript, Maestro della Matricola dei Beccai nannte. Der Maestro della Matricola dei Beccai präsentiert sich so gerade wegen der manchmal übertriebenen, fast etwas hölzern wirkenden Mimik seiner expressiv gesteigerten Figuren als Alter Ego seines Zeitgenossen Venturella di Pietro.

CHF 6 000 / 9 000 | (€ 6 190 / 9 280)


Verkauft für CHF 8 750 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr