Lot 3214* - A172 Gemälde des 19. Jahrhunderts - Freitag, 27. März 2015, 17.00 Uhr
IVAN KONSTANTINOVICH AIVAZOVSKY
(1817 Feodosija 1900)
Schiffe vor der Kaukasischen Küste. 1889.
Öl auf Leinwand.
Unten rechts signiert und datiert: Aïvasovsky 1889.
64 × 96 cm.
Provenienz:
Europäische Privatsammlung.
Von Aivasovsky, so war im Katalog zur ersten grossen Ausstellung ausserhalb Russlands zu lesen, könne man sagen, er habe den Höhepunkt der klassischen Marinemalerei dargestellt. Ein "Virtuose der entfesselten Elemente" sei er gewesen bei seinen Schilderungen von "aufgewühlten Wassermassen und sturmdurchtosten Wolken" (siehe Ausst. Kat. Aiwasowsky. Der Maler des Meeres, Bank Austria Kunstforum Wien, 2011, S. 26). Tatsächlich bleibt Aivasovsky mit seinen Darstellungen des von innen leuchtenden, wunderbar transparenten Wassers wohl unübertroffen. Er war ein äusserst aufmerksamer Beobachter der von ihm so geliebten See, die seine heimatliche Halbinsel Krim umspühlt, und er kannte sie in jedem Zustand. So gibt es neben den tobenden Wellenbergen auch "Gemälde, auf denen die Himmel weit und hoch sind, mal von Wolken gefiedert, mal vom flach stehenden Gestirn ins Gold getaucht; wo die Küsten sich zu ausladenden Buchten weiten, die für Städte und Häfen ebenso liebliche wie nützliche Lagerungen bieten; wo auf sanfter Meeresfläche große Segler sich eindrucksvoll über den Horizont heben; (...) ein malerisches Ritual der Beschwörung, (...) als wolle er einen Natur wie Kultur umfassenden Frieden zu einer ubiquitären Möglichkeit steigern." (siehe ebd., S. 32). Die Beschwörung des Friedens durch Malerei. Ein wundervoller Untertitel für unsere "Schiffe vor der Kaukasischen Küste", mit denen uns der Künstler einen Panoramablick auf majestätische Gipfel des Kaukasus gewährt, jenes etwa 1100 Kilometer langen und bis zu 5642 hohen Gebirgszugs, der das Schwarze vom Kaspischen Meer trennt. Zahlreiche militärische Auseinandersetzungen zwischen Russland, den kaukasischen Bergvölkern und dem Osmanischen Reich hatte dieses strategisch wichtige Gebiet zu Lebzeiten des Malers gesehen. Die Gewitterwolken, die über den schneebedeckten Gipfeln in die Höhe quellen, könnten für den Künstler also nicht nur eine dekorative Funktion, sondern eine symbolische Bedeutung gehabt haben. Direkt vor uns Betrachtern liegt, ebenso breit dargestellt wie die Berge und von ihnen nur durch einen schmalen Küstenstreifen geschieden, die ruhige See wie flüssiges Silber; schimmernd, lumineszierend, spiegelglatt. Vier Schiffe, zwei nach rechts, zwei nach links gerichtet, schweben auf dem Wasser. Das grösste, wohl eine als Küstenfrachtschiff eingesetzte Schonerbrigg (oder Brigantine) auf der rechten Bildseite, hat auf dem hinteren Grossmast und auf der von diesem Mast nach schräg links oben ragenden so genannten "Gaffel" eine weiss-blau-rote Fahne gehisst. Es ist die Flagge des Russischen Kaiserreichs, die 1883, also nur wenige Jahre vor der Entstehung dieses Gemäldes, zur offiziellen Flagge Russlands erklärt wurde. Viele Bedeutungen wurden den Farben zugeschrieben: So soll weiss für die Freiheit, blau für die Gottesmutter, rot für die Macht des Zaren stehen. Auch die Einheit der ostslawischen Völker wurde in dem von romantisch-nationalistische Bewegungen geprägten 19. Jahrhundert in dieser Trikolore gesehen. Weiter links im Hintergrund ist ein Schiff auszumachen, das durch zwei kleine Schornsteine Rauchschwaden in den Himmel entlässt, also mit Dampf betrieben wird; ein sehr verhaltener Hinweis des ansonsten eher konservativen Aivasovsky auf die aufkommende und zukünftige Industrialisierung seiner Heimat. So sind "Natur und Kultur im Dunst des Spätlichtes zur Eintracht versöhnt. Ein überwirklich Schönes bettet alles in einen Glanz, der die Sehnsucht und Sehsucht des Betrachters mit Ruhe erfüllt. Es sind (...) grandiose Idyllen, aus Licht gesponnen. Ein stillgestellter Abschied von der Epoche der Vormoderne" (siehe ebd., S. 32).
Europäische Privatsammlung.
Von Aivasovsky, so war im Katalog zur ersten grossen Ausstellung ausserhalb Russlands zu lesen, könne man sagen, er habe den Höhepunkt der klassischen Marinemalerei dargestellt. Ein "Virtuose der entfesselten Elemente" sei er gewesen bei seinen Schilderungen von "aufgewühlten Wassermassen und sturmdurchtosten Wolken" (siehe Ausst. Kat. Aiwasowsky. Der Maler des Meeres, Bank Austria Kunstforum Wien, 2011, S. 26). Tatsächlich bleibt Aivasovsky mit seinen Darstellungen des von innen leuchtenden, wunderbar transparenten Wassers wohl unübertroffen. Er war ein äusserst aufmerksamer Beobachter der von ihm so geliebten See, die seine heimatliche Halbinsel Krim umspühlt, und er kannte sie in jedem Zustand. So gibt es neben den tobenden Wellenbergen auch "Gemälde, auf denen die Himmel weit und hoch sind, mal von Wolken gefiedert, mal vom flach stehenden Gestirn ins Gold getaucht; wo die Küsten sich zu ausladenden Buchten weiten, die für Städte und Häfen ebenso liebliche wie nützliche Lagerungen bieten; wo auf sanfter Meeresfläche große Segler sich eindrucksvoll über den Horizont heben; (...) ein malerisches Ritual der Beschwörung, (...) als wolle er einen Natur wie Kultur umfassenden Frieden zu einer ubiquitären Möglichkeit steigern." (siehe ebd., S. 32). Die Beschwörung des Friedens durch Malerei. Ein wundervoller Untertitel für unsere "Schiffe vor der Kaukasischen Küste", mit denen uns der Künstler einen Panoramablick auf majestätische Gipfel des Kaukasus gewährt, jenes etwa 1100 Kilometer langen und bis zu 5642 hohen Gebirgszugs, der das Schwarze vom Kaspischen Meer trennt. Zahlreiche militärische Auseinandersetzungen zwischen Russland, den kaukasischen Bergvölkern und dem Osmanischen Reich hatte dieses strategisch wichtige Gebiet zu Lebzeiten des Malers gesehen. Die Gewitterwolken, die über den schneebedeckten Gipfeln in die Höhe quellen, könnten für den Künstler also nicht nur eine dekorative Funktion, sondern eine symbolische Bedeutung gehabt haben. Direkt vor uns Betrachtern liegt, ebenso breit dargestellt wie die Berge und von ihnen nur durch einen schmalen Küstenstreifen geschieden, die ruhige See wie flüssiges Silber; schimmernd, lumineszierend, spiegelglatt. Vier Schiffe, zwei nach rechts, zwei nach links gerichtet, schweben auf dem Wasser. Das grösste, wohl eine als Küstenfrachtschiff eingesetzte Schonerbrigg (oder Brigantine) auf der rechten Bildseite, hat auf dem hinteren Grossmast und auf der von diesem Mast nach schräg links oben ragenden so genannten "Gaffel" eine weiss-blau-rote Fahne gehisst. Es ist die Flagge des Russischen Kaiserreichs, die 1883, also nur wenige Jahre vor der Entstehung dieses Gemäldes, zur offiziellen Flagge Russlands erklärt wurde. Viele Bedeutungen wurden den Farben zugeschrieben: So soll weiss für die Freiheit, blau für die Gottesmutter, rot für die Macht des Zaren stehen. Auch die Einheit der ostslawischen Völker wurde in dem von romantisch-nationalistische Bewegungen geprägten 19. Jahrhundert in dieser Trikolore gesehen. Weiter links im Hintergrund ist ein Schiff auszumachen, das durch zwei kleine Schornsteine Rauchschwaden in den Himmel entlässt, also mit Dampf betrieben wird; ein sehr verhaltener Hinweis des ansonsten eher konservativen Aivasovsky auf die aufkommende und zukünftige Industrialisierung seiner Heimat. So sind "Natur und Kultur im Dunst des Spätlichtes zur Eintracht versöhnt. Ein überwirklich Schönes bettet alles in einen Glanz, der die Sehnsucht und Sehsucht des Betrachters mit Ruhe erfüllt. Es sind (...) grandiose Idyllen, aus Licht gesponnen. Ein stillgestellter Abschied von der Epoche der Vormoderne" (siehe ebd., S. 32).
CHF 480 000 / 550 000 | (€ 494 850 / 567 010)
Verkauft für CHF 595 000 (inkl. Aufgeld)
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