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Lot 1308 - A172 Möbel, Porzellan & Dekoration - Donnerstag, 26. März 2015, 13.30 Uhr

PRUNK-VITRINE MIT "VERNIS MARTIN",

Napoléon III, wohl von P. MILLET (tätig 1853-1918), Paris, Ende 19. Jh.
Holz allseitig ausserordentlich fein gelackt mit "vernis martin"; Kartuschen mit Venus und Amoren sowie jungen Frauen in idealisierter Wolkenlandschaft und bunte, feine Blumen auf braun/rotem Fond. Geschweifter, allseitig bombierter und trapezförmiger Korpus mit jochförmig abschliessendem Kranz mit vorstehenden Eckstollen auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. 2/3 der eintürigen Front verglast, die Seiten analog gestaltet. Die Rückwand inwendig verspiegelt. Ausserordentlich reiche, vergoldete Bronzebeschläge und -applikationen in Form von "espagnolettes", Kartuschen, Blumen, Blättern und Zierfries. 142x54x215 cm.


Provenienz: Schweizer Privatsammlung. Die Bezeichnung "vernis Martin" geht auf die Malerdynastie Martin zurück. Eigentlicher Chef "du Clan" und Begründer der berühmten Werkstatt ist Guillaume Martin (1689-1749). Er führte zusammen mit seinem Bruder Etienne-Simone ein Atelier in der Grande Rue du Faubourg Saint-Denis. Aus den Jahren 1710 bis 1730 sind nahezu keine Quellen vorhanden, aber folgende Tatsache beweisen den Erfolg des Familienunternehmens: Guillaume Martin vom "vernisseur en verny de la Chine tant sur bois, ebenne, yvoir qu'autres tant pour toilette de femmes qu'autres ouvrages" zum "maistre vernisseur", "maistre peintre" und "maistre peintre vernisseur", 1725 erhielt er sogar den Titel "Vernisseur du Roy" als Anerkennung für die Erfindung des weissen Firnisses, eines sehr hellen, besonders transparenten Lackes. Die Farben "beau bleu de Prusse", "petit vert" und "jonquille" sind weitere Schöpfungen des Ateliers Martin. Während der 1710er und 1730er Jahre fertigte die Werkstatt vor allem Encoignuren und Kommoden. Die Jahre 1730 bis 1749 waren ungemein produktiv und erfolgreich; das Atelier Martin lieferte dem Königshof Kommoden sowie Encoignuren und ein "clavecin" für Mesdames in Versailles. Im nach dem Tod von Guillaume Martin verfassten Inventar fällt die unglaubliche Anzahl an Möbeln auf, wie auch die Vielfalt: Kommoden, Poudreusen, Encoignuren und Tische, Dosen, Schatullen, Paravents, Sänften und Kutschen. Die Firma Millet wurde im Jahr 1853 gegründet und führte ihr Atelier in der Rue Jacques-Coeur, später am Boulevard Beaumarchais. Sie genoss einen exzellenten Ruf und war auf die Herstellung von Bronzen und Kopien der königlichen Prunkmöbel spezialisiert, wie z.?B. das "Grand Cabinet à bijoux" von Marie-Antoinette oder das königliche Zylinderbureau von J.H. Riesener. 1889 erhielt Millet die Goldmedaille der "Exposition Universelle" und 1900 den Grossen Preis, weitere "Diplômes d'Honneur" folgten. 1906 wurde das florierende Unternehmen verkauft und blieb bis 1918 tätig. Lit.: D. Ledoux-Lebard, Le mobilier français du XIXe siècle, Paris 1989; S. 484-486.

CHF 20 000 / 30 000 | (€ 20 620 / 30 930)

Verkauft für CHF 20 400 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr