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Lot 3017* - A168 Gemälde Alter Meister - Freitag, 28. März 2014, 15.00 Uhr

JAN GOSSAERT genannt MABUSE

(Maubeuge 1478–1532 Antwerpen)
Maria mit Kind. Um 1530.
Öl auf Holz.
44,5 × 34 cm.

Provenienz:
- Sammlung Dr. Alfred Hausammann, Zürich, um 1955-2002.
- Auktion Christie's, London, 10.7.2002, Los 97 (als "Sudio of Gossaert").
- Englische Privatsammlung.

Ausstellungen:
- Schaffhausen 1955, Meisterwerke Flämischer Malerei, Museum zu Allerheiligen, Nr. 45 (verso Etikette).
- Zürich 1960-2001, Leihgabe Dr. Hausammann zwischen 1960 bis 2001, Kunsthaus Zürich (verso auch Etikette).
- Rotterdam 1965, Gossaert genaamd Mabuse, Museum Boymans-Van Beuningen/Brügge, Groeningemuseum.
Literatur:
- Ausst. Kat. Meisterwerke flämischer Malerei, Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen 1955, Kat. Nr. 45, S. 28. - Henri Pauwels, H. R. Hoetink und Sadja Herzog (Hg.) Ausst. Kat. Jan Gossaert genaamd Mabuse, Museum Boymans-Van Beuningen, Rotterdam / Groeningemuseum, Brügge, Rotterdam 1965, Kat. Nr. 30, S. 183-186.
- Sadja Herzog: Jan Gossart called Mabuse (ca. 1478-1532): A Study of His Chronology with a Catalogue of His Works, 3. vols., PhD diss. Bryn Mawr College, Bryn Mawr 1968, S. 371-372, Nr. 94 (unter "misattributions").
- Jochen Sander: Anmerkungen zu Gossaert, in: Hamburger, Jeffrey F. / Korteweg, Anne S. (Hg.): Tributes to James H. Marrow: Studies in Late Medieval and Renaissance Painting and manuscript Illumination, Turnhout 2006, S. 421 (426) - 430 (dort als eigenhändiges Werk aufgeführt und um die Mitte der 1520er Jahre datiert). - Maryan W. Ainsworth et al. (Hg.): Man, Myth, and Sensual Pleasures. Jan Gossart's Renaissance. The Complete Works, New York 2010, Kat. Nr. 19, S. 182-183 mit Abb (dort als eigenhändiges Werk aufgeführt und um 1530 datiert).

Dieses bedeutende und qualitätsvolle Gemälde mit Maria und dem Kind von Jan Gossaert wurde kürzlich anlässlich der Vorbereitung des Werkverzeichnisses und der grossen Ausstellung zum Werk des flämischen Meisters im Metropolitan Museum in New York von der Kuratorin Dr. Maryan W. Ainsworth im Original eingehend geprüft und sie konnte sich von der Eigenhändigkeit überzeugen.

Dabei stellt dieses Gemälde eine besondere Seltenheit dar, da das überschaubare Oeuvre des Flamen ca. 60 Werke umfasst und sich der Grossteil in namhaften Museen befindet unter anderem dem Metropolitan Museum of Art, New York, der National Gallery in London, der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin, dem Museo del Prado in Madrid, und der Eremitage in St. Petersburg. Nur noch zwei Gemälde dieser Thematik sind in Privatbesitz, zu denen die hier angebotene Arbeit zählt.

Jan Gossaert, nach seinem Geburtsort Maubeuge im Hennegau auch Mabuse genannt, zählt zu den herausragenden Malern der Renaissance nördlich der Alpen. Sein Oeuvre verbindet die Tradition der altniederländischen Malerei von Jan van Eyck bis Memling mit den künstlerischen Errungenschaften der italienischen Renaissance und setzt diese in eine ideale Symbiose höchster Perfektion um. Gossaert, der im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts tätig war, fertige sowohl sakrale wie auch profane Gemälde an, die er für bedeutende Auftraggeber seiner Zeit schuf. So stand er im Dienst Philipps von Burgund, dem er auch 1508/09 nach Italien folgte und wo sich Gossaert mit den Meisterwerken der italienischen Renaissance auseinandersetzen konnte.

Das hier angebotene Gemälde Jan Gossaerts mit der Maria und dem Kind befand sich seit circa Mitte der 1950er Jahren in der Sammlung Dr. Alfred Hausammanns in Zürich und war ab 1960 als Leihgabe im Kunsthaus Zürich bis 2001 ausgestellt. Zusätzlich wurde das Gemälde in zwei Ausstellungen gezeigt. 1955 in Schaffhausen in "Meisterwerke flämischer Malerei" und 1965 in Rotterdam und Brügge in der Ausstellung "Jan Gossaert genaamd Mabuse". Fälschlicherweise wurde das Gemälde in der Folgezeit von Sadja Herzog als eine Arbeit eines Nachfolgers verstanden. 2002 kam das Gemälde mit dieser Beschreibung in London zur Versteigerung.

Die aktuellen Besitzer veranlassten eine behutsame und professionelle Restaurierung, bei der die alten Übermalungen entfernt und das ursprüngliche Erscheinungsbild wieder zum Vorschein gebracht wurde. Neben der international anerkannten Gossaert -Kennerin, Dr. Ainsworth, die das Gemälde als eigenhändiges Werk Gossaerts im Ausstellungskatalog von 2010, der gleichzeitig als Oeuvreverzeichnis fungiert, aufführt, besteht zudem für Dr. Jochen Sander, Kurator für deutsche, flämische und holländische Malerei im Städel Museum, Frankfurt, kein Zweifel an der Ausführung Jan Gossaerts.

Die hier gezeigte Komposition zeigt die Muttergottes vor einer spätgotischen Thronarchitektur aus teilweise filigranem, teilweise massivem Gestein, vor ihr auf grünem Samt sitzt das Jesuskind, beide dem Betrachter frontal zugewandt. Während Maria in einer kontemplativen Haltung, den Blick nach unten gerichtet, ihr Kind beschützend umgreift, zieht das Christuskind durch die ausladende Gestik und den direkten Blickkontakt die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich, und seine kindliche Bewegungsfreudigkeit wird in liebevollerweise zum Ausdruck gebracht.

Stilistisch und kompositorisch sieht Maryan W. Ainsworth bei unserem Gemälde starke Parallelen zu der signierten und 1531 datierten Darstellung der Maria mit dem Jesusknaben vor einer Landschaft im Cleveland Museum (Abb.1, Öl auf Holz, 48,9 x 38,4 cm, siehe Ainsworth, ebd., Nr. 20), weshalb sie eine Datierung unserer Tafel um 1530 vorschlägt. Gossaert malte einige weitere vergleichbare Kompositionen mit Maria und dem Kind, die alle in sein Spätwerk um 1525-30 zu datieren sind. So die Versionen in der National Gallery in London (ebd., Nr. 13), in der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin (Abb. 2, Inv. Nr. 650, ebd., Nr. 15) und im Museo de Bellas Artes de Bilbao (ebd., Nr. 18). Es kann davon ausgegangen werden, dass sich diese Thematik der Maria mit dem Kind einer wachsenden Nachfrage erfreute und die Gemälde für die private Andacht eines gläubigen Auftraggebers konzipiert waren.
Dr. Sander vergleicht unser Gemälde stilistisch auch mit Gossaerts 1527 datierten Danae in der Alten Pinakothek in München, insbesondere mit den "Knopfaugen" des Christusknaben sowie dem Kopftypus der Madonna, weshalb er auch eine etwas frühere Datierung Mitte der 1520er Jahre in Betracht zieht (Sander ebd., S. 430, Fussnote 22).

Bemerkenswert ist sicherlich der Erhaltungszustand dieses hier angebotenen Gemäldes, worauf schon Jochen Sander in seinem Artikel hingewiesen hat (siehe Literatur). Er hebt hervor, dass die wohl auf zwei vertikal angeordneten Eichenholzbrettern gemalte Tafel weitgehend im Originalzustand erhalten geblieben ist. Durch die jüngst durchgeführte Reinigung sind feine Lasuren in den Schattenpartien des Inkarnats zum Vorschein gekommen. Durch Infrarot-Reflektographie lassen sich zusätzlich an einigen Stellen Unterzeichnungen erkennen, die den Arbeitsprozess des Malers nachvollziehen lassen.

CHF 1 800 000 / 2 200 000 | (€ 1 855 670 / 2 268 040)


Verkauft für CHF 2 377 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr