Lot 1082* - A166 Möbel & Skulpturen - Donnerstag, 19. September 2013, 10.00 Uhr
BOULLE-PENDULE "TETE DE POUPEE",
Louis XIV/Régence, das Werk sign. GAUDRON A PARIS (wohl Pierre Gaudron, Meister 1691), Paris um 1715/25.
Dunkelrotes Schildpatt und fein gravierte Zinn- und Messingeinlagen. Bastionsförmiges Gehäuse mit bogenförmigem Kranz und Rechtecksockel auf Tatzenfüssen. Feiner Zifferring mit römischen Stunden- und arabischen Minutenzahlen. 2 feine vergoldete Zeiger. Feines Ankerwerk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Feine, vergoldete Beschläge und Applikationen in Form von Wunderlampen, Rosetten und Trauben. 27x17x50 cm.
Provenienz: Aus einer belgischen Sammlung. Eine nahezu identische Pendule aus dem Time Museum wurde bei Sotheby's New York am 13.10.2004 (Katalognr. 528) verkauft. Eine weitere wurde in unserer Dezember-Auktion 2009 (Katalognr. 1100) verkauft. Die Pendule "tête de poupée" verdankt ihren Namen der Form. Die konkaven und konvexen Schwünge und Bauchungen, bekrönt von einem Gesims oder einem abgerundeten Fronton sind charakteristisch für die Formensprache des Louis XIV. Einige bekannte Beispiele für diesen Typus befinden sich im Schloss von Versailles, in der Wallace Collection in London, im Paul Getty Museum in Kalifornien etc. Der repräsentative Entwurf für dieses Modell wird Boulle zugeschrieben und befindet sich im Musée des Arts décoratifs. Laut W. Lympius ist der Hinweis für die frühe Entstehung vor ca. 1675 der Pendule der Zeigerbutzen: "Er ist bis in die Mitte graviert, was zeigt, das ein Zeigerplättchen nicht vorgesehen war. [...] Im unteren Teil des Blattes tummeln sich zwei Putten über dem Signaturschild. Zwischen den beiden Köpfen [...] findet sich ein durch das Zifferblatt gehendes Loch. Es ist ein Relikt ganz früher, niederländischer Pendeluhren. Da diese an der Wand hingen, konnte man mit einem Holzstäbchen das Pendel anstossen. Wie die frühen niederländischen Uhren hat auch diese [...] ein samtbespanntes Zifferblatt, welches original erhalten ist." Nach einem Vortrag von Wolfgang Lympius, gehalten auf der Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie am 6.10.2000 in Gotha. P. Gaudron arbeitete von 1698 bis 1710 mit seinem Vater Antoine I. zusammen, 1710-1728 mit seinem Bruder Antoine II., und fertigte vor allem Stutzuhren und sogenannte "oignons" (dicke Taschenuhren), bis er sich wegen seiner fortschreitenden Erblindung aus dem Unternehmen zurückzog. P. Gaudron war auch als belesener Büchersammler bekannt. Lit.: J.D. Augarde, Les ouvriers du temps, Genf 1996; S. 319f. (biogr. Angaben). H.L. Tardy, Dictionnaire des horlogers français, Paris 1972; S. 249 (biogr. Angaben).
CHF 30 000 / 50 000 | (€ 30 930 / 51 550)
Verkauft für CHF 36 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr