Lot 3058 - A164 Gemälde Alter Meister - Freitag, 22. März 2013, 15.00 Uhr
EGLON HENDRIK VAN DER NEER
(Amsterdam 1635/36–1703 Düsseldorf)
Edle Dame an einem Tisch mit Laute und Notenblättern. Um 1667.
Öl auf Holz.
Unten links signiert und datiert: E. van der Neer. 1667/9?.
31,6 × 28,8 cm.
Provenienz:
- Auktion Comte Dubarry, Paris (Rémy, Lebrun), 21.11.1774, Los 57, verkauft für 420 livres (mit falscher Angabe zur Technik/Leinwand statt Holz).
- Auktion Clisorius, Paris, (Henry, Sibire), 10.11.1817, Los 27.
- Schweizer Privatsammlung.
Literatur:
- John Smith: A catalogue raisonné of the works by the most eminent Dutch, Flemish and French painters, London 1833, Bd. IV, Nr. 11.
- Cornelis Hofstede de Groot: Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII. Jahrhundert,1912, Bd. 5, Nr. 76.
- Eddy Schavemaker: Eglon van der Neer (1635/36 - 1703): His Life and Work, Doornspijk 2010, C 63, S. 529.
- Quentin Buvelot: Book Review on Eglon van der Neer: His Life and Work by Eddy Schavemaker, Doornspijk 2010, in: The Burlington Magazine, Feb. 2013, S. 106, Abb. Nr. 36.
Dieses kürzlich in einer Schweizer Privatsammlung entdeckte Bildnis einer Dame war Eddy Schavemaker bislang nur aus Dokumentationen bekannt, wie er in seiner Publikation von 2010 (siehe Literatur) vermerkt. In einem Schreiben vom 2. Oktober 2012 bestätigt er anhand einer Fotografie die Eigenhändigkeit sowie die Erwähnung in der Literatur, wofür wir ihm danken, und bezeichnet die Signatur als charakteristisch. Dabei stellt die Entdeckung dieses äusserst qualitätsvollen Gemäldes eine Bereicherung für das bislang bekannte Oeuvre Eglon van der Neers dar und verdeutlicht in eindrücklicher Weise die künstlerische Perfektion des Malers bereits in jungen Jahren. Geboren in Amsterdam als Sohn des berühmten Landschaftsmalers Aert van der Neer (1603-1677), bei dem er wohl anfangs auch in die Lehre ging, erhielt Eglon van der Neer seine künstlerische Ausbildung bei dem anerkannten Amsterdamer Figurenmaler Jacob van Loo (1614-1670). Im Anschluss reiste er nach Südfrankreich, wo er in Orange für den Grafen Friedrich von Dohna (1621-1688), den Gouverneur von Oranien, tätig war. Ende 1658 kehrte er nach Amsterdam zurück, wo er im darauffolgenden Februar Maria Wagensvelt, die Tochter eines wohlhabenden Rotterdamer Notars, heiratete. 1663 siedelte van der Neer mit seiner Familie nach Rotterdam um, wo Adriaen van der Werff (1659-1722) zu seinen Schülern zählte. Während seiner Tätigkeit in Amsterdam und Rotterdam spezialisierte er sich vorwiegend auf Genre- und Porträtdarstellungen. Dabei bezeugen seine Interieurs besonders den Einfluss seiner Zeitgenossen Pieter de Hooch (1629-1684), Gerard ter Borch (1617-1681), Gabriel Metsu (1629-1667) und Frans van Mieris (1635-1681). In seinem Spätwerk entstanden auch einige mythologische und biblische Darstellungen und Landschaften als van der Neer am Hofe in Brüssel als Hofmaler des spanischen Königs Karl II. und später in Düsseldorf als Hofmaler des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz tätig war. Eglon van der Neer hatte eine besondere Vorliebe für elegante Genre-Darstellungen, auf die er sich nach seiner Rückkehr in die Niederlande 1658 und dann in Amsterdam und später auch in Rotterdam spezialisierte. Dabei kleidet er seine Protagonisten in edle Gewänder mit kostbaren Schmuckstücken, wobei er vermochte, die Stofflichkeit der einzelnen Materialien besonders hervorzuheben und diese durch gezielten Lichteinfall realistisch in Szene zu setzen, wie auch bei diesem Gemälde eindrücklich zum Ausdruck kommt. Stilistisch lässt sich die hier angebotene Darstellung mit dem Porträt einer Dame mit Papagei und Dienerin von 1664-66 (Öl auf Leinwand, 30,6 x 27,5 cm, siehe Schavemaker 2010, Nr. 24, S. 461 mit S/W Abbildung) in einer englischen Privatsammlung vergleichen. Das Familienbildnis von 1665, dessen Verbleib unbekannt ist, weist bei der Dame zur Rechten ein vergleichbares Dekoltée mit ähnlichem Perlenschmuck auf (ebd., Nr. S. 461 mit S/W-Abbildung). Die Haltung unserer Dame wird einige Jahre später bei der "Dame eine Laute stimmend" in der Alten Pinakothek, München, aufgegriffen (Öl auf Holz, 42,5 x 36,7 cm, signiert und 1678 datiert, ebd., Nr. 83, S. 485, Abb. 83, Farbtafel XXVII). Bei der dargestellten Dame könnte es sich, wie Eddy Schavemaker vermerkt, um eine Person aus dem näheren Umfeld des Künstlers handeln oder aber von Ter Borchs Gemälden inspiriert sein, da sie Ähnlichkeiten mit Gesina Ter Borch, Gerard Ter Borchs Halbschwester, aufweist, die häufig als Modell für Ter Borchs Genreszenen diente (siehe hierzu auch "Early Development and Influences: Gabriel Metsu, Pieter de Hooch but above all Gerard ter Borch, in: Schavemaker 2010, S. 37-46).
- Auktion Comte Dubarry, Paris (Rémy, Lebrun), 21.11.1774, Los 57, verkauft für 420 livres (mit falscher Angabe zur Technik/Leinwand statt Holz).
- Auktion Clisorius, Paris, (Henry, Sibire), 10.11.1817, Los 27.
- Schweizer Privatsammlung.
Literatur:
- John Smith: A catalogue raisonné of the works by the most eminent Dutch, Flemish and French painters, London 1833, Bd. IV, Nr. 11.
- Cornelis Hofstede de Groot: Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII. Jahrhundert,1912, Bd. 5, Nr. 76.
- Eddy Schavemaker: Eglon van der Neer (1635/36 - 1703): His Life and Work, Doornspijk 2010, C 63, S. 529.
- Quentin Buvelot: Book Review on Eglon van der Neer: His Life and Work by Eddy Schavemaker, Doornspijk 2010, in: The Burlington Magazine, Feb. 2013, S. 106, Abb. Nr. 36.
Dieses kürzlich in einer Schweizer Privatsammlung entdeckte Bildnis einer Dame war Eddy Schavemaker bislang nur aus Dokumentationen bekannt, wie er in seiner Publikation von 2010 (siehe Literatur) vermerkt. In einem Schreiben vom 2. Oktober 2012 bestätigt er anhand einer Fotografie die Eigenhändigkeit sowie die Erwähnung in der Literatur, wofür wir ihm danken, und bezeichnet die Signatur als charakteristisch. Dabei stellt die Entdeckung dieses äusserst qualitätsvollen Gemäldes eine Bereicherung für das bislang bekannte Oeuvre Eglon van der Neers dar und verdeutlicht in eindrücklicher Weise die künstlerische Perfektion des Malers bereits in jungen Jahren. Geboren in Amsterdam als Sohn des berühmten Landschaftsmalers Aert van der Neer (1603-1677), bei dem er wohl anfangs auch in die Lehre ging, erhielt Eglon van der Neer seine künstlerische Ausbildung bei dem anerkannten Amsterdamer Figurenmaler Jacob van Loo (1614-1670). Im Anschluss reiste er nach Südfrankreich, wo er in Orange für den Grafen Friedrich von Dohna (1621-1688), den Gouverneur von Oranien, tätig war. Ende 1658 kehrte er nach Amsterdam zurück, wo er im darauffolgenden Februar Maria Wagensvelt, die Tochter eines wohlhabenden Rotterdamer Notars, heiratete. 1663 siedelte van der Neer mit seiner Familie nach Rotterdam um, wo Adriaen van der Werff (1659-1722) zu seinen Schülern zählte. Während seiner Tätigkeit in Amsterdam und Rotterdam spezialisierte er sich vorwiegend auf Genre- und Porträtdarstellungen. Dabei bezeugen seine Interieurs besonders den Einfluss seiner Zeitgenossen Pieter de Hooch (1629-1684), Gerard ter Borch (1617-1681), Gabriel Metsu (1629-1667) und Frans van Mieris (1635-1681). In seinem Spätwerk entstanden auch einige mythologische und biblische Darstellungen und Landschaften als van der Neer am Hofe in Brüssel als Hofmaler des spanischen Königs Karl II. und später in Düsseldorf als Hofmaler des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz tätig war. Eglon van der Neer hatte eine besondere Vorliebe für elegante Genre-Darstellungen, auf die er sich nach seiner Rückkehr in die Niederlande 1658 und dann in Amsterdam und später auch in Rotterdam spezialisierte. Dabei kleidet er seine Protagonisten in edle Gewänder mit kostbaren Schmuckstücken, wobei er vermochte, die Stofflichkeit der einzelnen Materialien besonders hervorzuheben und diese durch gezielten Lichteinfall realistisch in Szene zu setzen, wie auch bei diesem Gemälde eindrücklich zum Ausdruck kommt. Stilistisch lässt sich die hier angebotene Darstellung mit dem Porträt einer Dame mit Papagei und Dienerin von 1664-66 (Öl auf Leinwand, 30,6 x 27,5 cm, siehe Schavemaker 2010, Nr. 24, S. 461 mit S/W Abbildung) in einer englischen Privatsammlung vergleichen. Das Familienbildnis von 1665, dessen Verbleib unbekannt ist, weist bei der Dame zur Rechten ein vergleichbares Dekoltée mit ähnlichem Perlenschmuck auf (ebd., Nr. S. 461 mit S/W-Abbildung). Die Haltung unserer Dame wird einige Jahre später bei der "Dame eine Laute stimmend" in der Alten Pinakothek, München, aufgegriffen (Öl auf Holz, 42,5 x 36,7 cm, signiert und 1678 datiert, ebd., Nr. 83, S. 485, Abb. 83, Farbtafel XXVII). Bei der dargestellten Dame könnte es sich, wie Eddy Schavemaker vermerkt, um eine Person aus dem näheren Umfeld des Künstlers handeln oder aber von Ter Borchs Gemälden inspiriert sein, da sie Ähnlichkeiten mit Gesina Ter Borch, Gerard Ter Borchs Halbschwester, aufweist, die häufig als Modell für Ter Borchs Genreszenen diente (siehe hierzu auch "Early Development and Influences: Gabriel Metsu, Pieter de Hooch but above all Gerard ter Borch, in: Schavemaker 2010, S. 37-46).
CHF 200 000 / 300 000 | (€ 206 190 / 309 280)
Verkauft für CHF 514 500 (inkl. Aufgeld)
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