Lot 3046* - A164 Gemälde Alter Meister - Freitag, 22. März 2013, 15.00 Uhr
MEISTER VON FRANKFURT
(1460 geboren, tätig in Antwerpen bis um 1518)
Allegorie der Liebe.
Öl auf Holz.
24,8 x 128,3 cm.
Provenienz: - Privatsammlung, Wien. - Auktion Christie's, London, 7.7.2000, Los 23. - Sammlung Wolfgang Joop. Dr. Jean-Michel Massing identifiziert diese Darstellung als eine Allegorie der Liebe, die höchstwahrscheinlich von der Dichtkunst inspiriert wurde und die in Manuskripten jener Zeit häufig zu finden ist. In einer weiten Landschaft finden sich Frauen, die Schlingen gelegt haben, um Männer einzufangen, um sie für die Liebe zu gewinnen. Es wird dabei die Macht der Frauen über die Männer symbolisiert, die links im Bilde noch frei mit Flügeln dargestellt sind, während sie sich in der rechten Bildhälfte in einem Garten, der durch einen tiefen Wassergraben von der restlichen Landschaft getrennt ist, eng umschlugen mit Damen wiederfinden. Links im Bilde findet sich ein Narr, der die beflügelten Herren aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, darunter Bettler wie Edelmänner, anregt, sich zu verlieben. Zwei der Herren weisen auf die Szene in der Mitte des Bildes hin, in der eine Frau dabei ist, einen fliegenden Mann einzufangen, und verdeutlichen damit ihr Bewusstsein über die Gefahren der Liebe. Im rechten Teil der Tafel finden sich drei Paare, die sich in einem Garten der Liebe befinden. Dabei sind den Herren die Flügel abhanden gekommen, ihre Schlingen wurden aber nicht gelöst und finden sich weiterhin an ihren Beinen und sie werden von den Damen geführt. Das sich umarmende und im Grass liegende Paar, bei dem die Frau in ihrer Position überlegen zu sein scheint, erinnert an einen frühen Stich des Meisters des Liebesgartens, in dem die Geschlechter getauscht wurden. Die verführten Männer ganz rechts scheinen von den Damen völlig gezähmt zu sein. Das Thema des Liebesgartens war in jener Zeit sehr beliebt und wurde meistens in einem horizontalen Format dargestellt, da es oft als Verzierung von Hochzeitstruhen diente. Die hier angebotene Tafel könnte somit wohl als spalliera, dem oberen Verzierungsteil einer Hochzeitstruhe, oder als Verzierung eines Tasteninstruments, beispielsweise eines Klavichords, gedient haben. Stilistisch wird diese hier angebotene Darstellung mit dem Meister von Frankfurt in Verbindung gebracht und besonders mit dessen "Schützenfest" im Museum voor Schone Kunsten in Antwerpen verglichen (siehe Friedländer, Max Jakob: Early Netherlandish Painting, Leiden / Brüssel, 2. Aufl. 1971 (1924-37), Band VII, Abb. 118), in dem ähnlich bekleidete und sich teilweise umarmende Männer und Frauen in einem Garten versammelt sind. Die Drapierung und die Merkmale der Figuren sind vergleichbar mit unserem Gemälde und tauchen ebenso im Mittelteil des Altarwerks mit der Heiligen Familie in der Walker Art Gallery in Liverpool (ebd., Abb. 107) auf. Die hügelige Landschaft im Hintergrund und die üppige grüne Wiese mit zahlreichen Blumen im Vordergrund sind weitere charakteristische Merkmale des Künstlers. Hinter dem Meister von Frankfurt verbirgt sich ein in Antwerpen um 1460 geborener und zwischen 1480 und 1518 dort tätiger Künstler, der einer bedeutenden Werkstatt vorstand. Zu seinen Auftraggebern zählten Kaufleute, die wohlhabende Bürgerschaft Antwerpens, Mitglieder des Hauses Habsburg sowie die Dominikanerkirche in Frankfurt. Friedländer benannte diesen Meister nach zwei Altären in Frankfurt, die um 1500-1556 entstanden sind. So der Annenaltar aus der Frankfurter Dominikanerkirche, der sich heute im Historischen Museum in Frankfurt befindet, und das Kreuzigungsretabel, vermutlich aus der Frankfurter Barfüsser Kirche, heute im Städelschen Kunstinstitut Frankfurt (ebd., S. 54ff.). Ein Porträt des Künstlers im Alter von 36 und seiner jungen Frau im Alter von 27 von 1496 mit dem Wappen der Malergilde von Antwerpen weist darauf hin, dass der Meister dort tätig war. Anders als seine Zeitgenossen wie Quentin Massys (1466-1530) oder Joos van Cleve (um 1485-1540) ist sein Oeuvre weniger vom Manierismus geprägt, als vom Naturalismus der flämischen Malerei des 15. Jahrhunderts und lehnt sich an Werken von Jan van Eyck (um 1390-1441), Robert Campin (um 1378-1444), Rogier van der Weyden (um 1400-1464) und vor allem Hugo van der Goes (1440-1482) an.
CHF 250 000 / 350 000 | (€ 257 730 / 360 820)
Verkauft für CHF 744 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr