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Lot 3004 - A160 Gemälde Alter Meister - Freitag, 30. März 2012, 15.00 Uhr

ANDREA DI BONAIUTI, zugeschrieben

(1343 Florenz 1378)
Madonna mit Kind mit den Heiligen Bartholomäus und Johannes d. Täufer.
Tempera und Goldgrund auf Holz.
76,2 x 25,4 cm.

Erhöht auf einem imaginären Thron sitzend, hält die Muttergottes ihr golden gekleidetes Kind, das bei ihr Zuwendung sucht und zugleich nach ihrer Brust zu suchen scheint. Letzteres ist als subtile Anspielung an die Milch spendende Muttergottes (Maria lactans) zu verstehen, was in der damaligen Frömmigkeit als Zeichen ihrer barmherzigen Zuwendung an die Menschheit verstanden wurde. Ebenfalls fast gänzlich vom roten goldgewirkten Teppich hinterfangen, erscheinen links, in ein kostbares weisses Blumen übersätes Gewand gekleidet der Heilige Apostel Bartholomäus mit dem Messer als Zeichen seines furchtbaren Martyriums und rechts, der Täufer, der mit seinem Zeigegestus auf den Erlöserknaben auf Mariens Schoss verweist. Zweifellos darf vorliegendes, bislang noch unveröffentlichtes Gemälde - zentrales Element eines kleinen Flügelaltärchens zur Privatandacht (die Flügel sind verloren oder noch nicht identifiziert) - der florentinischen Malerei des 14. Jahrhunderts zugewiesen werden. Konkret scheint es der Bildwelt der Künstler um Giovanni Bonsi und ganz besonders des Andrea di Bonaiuti, also der florentinischen Malerei um ca. 1350-70 entsprungen zu sein. Tatsächlich verbindet sich die Bildidee der Überhöhung der Maria, die über einem imaginären Bildraum schwebend erscheint, mit solchen, wie sie von Andrea di Bonaiuti auf ähnliche Weise formuliert wurden, so beispielsweise für das Marienbildchen - ebenfalls Mittelteil eines Flügelaltärchens - das sich ehemals in der Geyer Sammlung in Berlin befand und aus einer Arbeit von Andrea Bonaiutis Werkstatt hervorgegangen ist (Tripps, Johannes: Tendencies of Gothic in Florence: Andrea Bonaiuti, in A Corpus of Florentine Painting, IV/VII/1 Andrea di Bonaiuti, Florenz 1996, S. 208-209, PL XXXI). Die ungefähre zeitliche Einordnung dieses Werkes gegen 1360 ergibt sich aus dem Vergleich des weitestgehend vorzüglich erhaltenen schönen Madonnengesichts mit dem jugendlichen Antlitz der von Andrea di Bonaiuti gegen 1365-70 gemalten Maria Magdalena in einer New Yorker Privatsammlung (siehe Tripps, 1996, S. 168-171). Unverkennbar folgt unsere Madonna einem Ideal, wie es im Magdalenen Gesicht vorgeformt ist und kann auch mit dem Antlitz der Madonna eines sich ehemals in einer Bologneser Sammlung befindlichen Flügelaltärchens (siehe Tripps, 1996, S. 172-175) verglichen werden. Beide Werke lassen Andrea di Bonaiutos Auseinandersetzung mit der sienesischen Kunst, insbesondere mit den anmutigen Frauentypen der Simone Martini Nachfolge, wie sie uns auch auf seinen zwei Täfelchen mit den Heiligen Domitilla und Agnes in der Galleria dell'Accademia in Florenz (siehe Tripps,1996, S. 172-175) zu Tage treten, erklären. Wenngleich wir uns zum heutigen Zeitpunkt nicht autorisiert fühlen, vorliegende Tafel direkt Andrea di Bonaiuti zuzuweisen - zu gross sind die stilistischen Unterschiede für die beiden männlichen Heiligen zu vergleichbaren Figuren in Bonaiutis Werk -, so mag eine sorgfältige Freilegung der vermutlich bereits im 18.Jh. etwas rekonstruierend übergangenen Heiligengesichter eine neue Grundlage für eine gesicherte Zuweisung an diesen berühmten Florentiner Maler schaffen, dem auch die eindrückliche Schau der damaligen Dominikaner Spiritualität an den Wänden und im Gewölbe des Kapitelsaals von Santa Maria Novella in Florenz zu verdanken ist. Wir danken Prof. Dr. Gaudenz Freuler für diesen Katalogeintrag.

CHF 120 000 / 150 000 | (€ 123 710 / 154 640)


Verkauft für CHF 162 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr