Lot 3025 - A158 Gemälde Alter Meister - Freitag, 23. September 2011, 15.00 Uhr
JAN BRUEGHEL d. J.
(1601 Antwerpen 1678)
Die Kinder des Planeten Saturn.
Öl auf Leinwand.
Unten links signiert: I. Breughel. fec.
78,9 x 98,7 cm.
Gutachten: Dr. Klaus Ertz, 11. Mai 1992. Dieses signierte Gemälde von Jan Brueghel d. J. datiert Klaus Ertz in die späten 40er Jahre des 17. Jahrhunderts und erwähnt in seinem Gutachten als stilistische Vergleiche folgende Werke des Malers: Allegorie der verkehrten Welt, Öl auf Leinwand, 78,8 x 99,1, cm, signiert J. Breughel, Ehem. New York, Verst. Parke Bernet, 29.4.1965, Los 40, (Ertz, Klaus: Jan Brueghel d. J. -Die Gemälde mit kritischem Oeuvrekatalog, Bd. 1, Freren 1984, Nr. 226, mit Abb.); Allegorie der Zwietracht, Öl auf Leinwand, 84 x 115 cm, Altenburg, Staatliches Lindenau Museum, Mitarbeiter: Nachfolge des Peter Paul Rubens (Ertz 1984, Nr. 228, Farbabb. 48); Kinder des Planeten Saturn, Öl auf Holz, 78,7 x 95,2 cm, signiert j Breughel, London, Christie's, 1.12.1978, Los 78 (Ertz 1984, Nr. 231 mit Abb.); Allegorie auf Krieg und Frieden, Öl auf Kupfer, 70 x 87,2 cm, Privatbesitz, Deutschland (Ertz 1984, Nr. 235 mit Abb.). Die Darstellung der Kinder des Planeten Saturn lässt sich mit den historischen Zusammenhängen jener Zeit und dem zu Ende gehenden 30- jährigen Krieg in Verbindung bringen. Zur Thematik erwähnt Ertz in seiner Publikation von 1984 (ebd., S. 50): "Von Drachen gezogen stürmt Saturn [...] auf einem Wagen, der nichts anderes ist als eine Ansammlung von Knochen, über den Himmel. Jahrtausendealte Inhalte in immerwährender Veränderung sind verantwortlich für die Gestalt des alten, knorrigen Mannes wie für das Attribut der Sense in seiner Rechten. So wurde aus dem griechischen Chronos, der seine Kinder verschlang und seinen Vater mit der Sichel [...] entmannte, der aber gleichzeitig auch Schutzpatron des Ackerbaues war und dem Goldenen Zeitalter vorstand, mit der Zeit einer der obersten Götter: Vater Zeit oder Chronos (griechische Zeit). Die Inanspruchnahme vor allem der mittelalterlichen Astrologie in Ost und West, die Zuordnung zum Planeten Saturn und den damit zusammenhängenden astrologischen Deutungen führten dann allmählich zur Charakterisierung Saturns, wie sie uns geläufig ist, wenn wir von den unter dem Sternbild des Saturn Geborenen sprechen. Auch heute steht Saturn für Unheil, Melancholie, für Katastrophen jeder Art. Christliches Vorstellungsvermögen vom Sensenmann verdichtet sich mit der tradierten Entmannungssense in der Gestalt des Saturn letztlich zum Bild des Todes. Die Kinder Saturns sind in der Bildtradition seit dem Mittelalter die armen Bauern, die Bettler, die Krüppel [...]. Das Stillen ist hier sicherlich nicht als Zeichen des Überflusses dargestellt [...],sondern vielmehr als letzte Möglichkeit für das Kind, dem Hunger zu entgehen. Erbarmungswürdige Kreaturen, an die Krüppel Pieter Bruegels d. Ä. erinnernd, schaffen eine Atmosphäre tiefer Hoffnungslosigkeit. Auch wenn der Krieg nicht selbst dargestellt ist, so ist es doch ein Bild, das sicherlich in Kriegszeiten gemalt worden ist." Mit dieser Darstellung etabliert sich Jan Brueghel d. J. auch als Maler anspruchsvoller Themen, die durch eine qualitätsvolle Umsetzung und eine weiche Farbpalette geprägt sind. Die Figurenstaffage scheint laut Ertz von einem anderen Künstler zu stammen.
CHF 70 000 / 90 000 | (€ 72 160 / 92 780)
Verkauft für CHF 78 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr