Lot 3008 - A158 Gemälde Alter Meister - Freitag, 23. September 2011, 15.00 Uhr
MEISTER DER BARMHERZIGKEITEN
(tätig in Passau oder Salzburg um 1460/70)
Beidseitig bemalter Flügel eines Altars: Der Hl. Laurentius vor Kaiser Valerian / Weibliche Heilige, die einem Armen ein Hemd reicht.
Öl auf Holz.
73,5 x 47,5 cm.
Gutachten: Ludwig Meyer, Archiv für Kunstgeschichte 21.7.2011.
Diese beidseitig bemalte Tafel weist Ludwig Meyer eindeutig dem Meister der Barmherzigkeiten zu und bringt diese mit zwei ebenfalls beidseitig bemalten Tafeln im Städtischen Museum Simeonstifts in Trier sowie einer dritten ehemals in der Sammlung Jack Linsky, New York, heute im Metropolitan Museum, New York, in Verbindung. Die Namensgebung dieses Meisters basiert auf Ernst Buchner, dem langjährigen Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, der diesem Künstler die drei bislang bekannten und oben erwähnten Tafeln zugewiesen hat und den Namen so in die Kunstliteratur einführte (siehe hierzu Buchner, Ernst: Der Meister der Barmherzigkeiten in: Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 1959, Bd. 6, S. 6-10, Abb. 12-22).
Der Künstler war in Passau oder Salzburg um 1460/70 tätig. Mit dem Auftauchen unserer Tafel ist für Ludwig Meyer die Rekonstruktion und nach seiner Meinung Komplettierung zweier Altartafeln (mit vier Bildern aussen und 4 Goldgrundbildern innen) gesichert und somit waren in geschlossenem Zustand 4 Szenen der Barmherzigkeit zu sehen: A: Oben links "die Nackten kleiden" (unsere Tafel) B: Unten links "die Durstigen tränken" (ehemals Sammlung Jack Linsky, New York) C: Oben rechts " die Hungrigen speisen" (Städt. Museum, Trier) D: Unten rechts "die Pilger beherbergen" (Städt. Museum, Trier) Beim Öffnen des Altars ergab sich folgende Reihenfolge: A: Oben links "der Hl. Laurentius vor Kaiser Valerian" (unsere Tafel) B: Unten links "der Hl. Laurentius auf dem Rost" (ehemals Sammlung Jack Linsky, New York) C: Oben rechts "Johannes d. T. bei seiner Hinrichtung" (Städt. Museum, Trier) D: Unten rechts "der Kopf des Täufers beim Gastmahl des Herodes" (Städt. Museum, Trier).
Meyer hebt hervor, dass somit der Altar zwei Märtyrern geweiht war, die linke Seite dem Hl. Laurentius, Erzdiakon der Kirche, die rechte Seite dem ersten Märtyrer der Kirche, Johannes d. Täufer. Die Heilige, welche die Barmherzigkeiten austeilt, bleibt weiterhin für Meyer nicht identifizierbar. Die Hl. Elisabeth von Thüringen, wie im Sitzungsbericht erwähnt, scheidet mangels fürstlicher Kleidung und Krone aus. Die Hl. Hedwig scheidet aus den gleichen Gründen aus. Ob die Hl. Erentrudis gemeint sein kann, ist zumindest fraglich. Sie war die erste Äbtissin auf dem Nonnberg in Salzbug und starb 718. Ob letztendlich das Altarwerk vier Tafeln umfasste oder wie eher üblich für Darstellungen der Barmherzigkeit aus einer Folge von 6 bzw. 8 Szenen bestand, ist bis heute leider nicht geklärt. Dr. Ralf van Bühren sind bislang Zyklen mit nur vier Werken dieser Thematik nicht bekannt und er vermerkt, dass diese im Mittelalter nur in Ausnahmefällen und aus Platzgründen in der Buchmalerei gewählt wurden (vgl. Bibel von Floreffe, um 1150; vgl. Abb. 2 und S. 230 Bühren, Ralf van: Die Werke der Barmherzigkeit in der Kunst des 12. und 18. Jahrhunderts. Zum Wandel eines Bildmotivs vor dem Hintergrund neuzeitlicher Rhetorikrezeption, Hildesheim 1998, Abb. 2, S. 230).
Wir danken Ludwig Meyer vom Archiv für Kunstgeschichte für seine Hilfe bei der Katalogisierung dieser Tafel sowie Dr. Ralf van Bühren für seine wissenschaftlichen Anregungen zur Thematik.
Diese beidseitig bemalte Tafel weist Ludwig Meyer eindeutig dem Meister der Barmherzigkeiten zu und bringt diese mit zwei ebenfalls beidseitig bemalten Tafeln im Städtischen Museum Simeonstifts in Trier sowie einer dritten ehemals in der Sammlung Jack Linsky, New York, heute im Metropolitan Museum, New York, in Verbindung. Die Namensgebung dieses Meisters basiert auf Ernst Buchner, dem langjährigen Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, der diesem Künstler die drei bislang bekannten und oben erwähnten Tafeln zugewiesen hat und den Namen so in die Kunstliteratur einführte (siehe hierzu Buchner, Ernst: Der Meister der Barmherzigkeiten in: Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 1959, Bd. 6, S. 6-10, Abb. 12-22).
Der Künstler war in Passau oder Salzburg um 1460/70 tätig. Mit dem Auftauchen unserer Tafel ist für Ludwig Meyer die Rekonstruktion und nach seiner Meinung Komplettierung zweier Altartafeln (mit vier Bildern aussen und 4 Goldgrundbildern innen) gesichert und somit waren in geschlossenem Zustand 4 Szenen der Barmherzigkeit zu sehen: A: Oben links "die Nackten kleiden" (unsere Tafel) B: Unten links "die Durstigen tränken" (ehemals Sammlung Jack Linsky, New York) C: Oben rechts " die Hungrigen speisen" (Städt. Museum, Trier) D: Unten rechts "die Pilger beherbergen" (Städt. Museum, Trier) Beim Öffnen des Altars ergab sich folgende Reihenfolge: A: Oben links "der Hl. Laurentius vor Kaiser Valerian" (unsere Tafel) B: Unten links "der Hl. Laurentius auf dem Rost" (ehemals Sammlung Jack Linsky, New York) C: Oben rechts "Johannes d. T. bei seiner Hinrichtung" (Städt. Museum, Trier) D: Unten rechts "der Kopf des Täufers beim Gastmahl des Herodes" (Städt. Museum, Trier).
Meyer hebt hervor, dass somit der Altar zwei Märtyrern geweiht war, die linke Seite dem Hl. Laurentius, Erzdiakon der Kirche, die rechte Seite dem ersten Märtyrer der Kirche, Johannes d. Täufer. Die Heilige, welche die Barmherzigkeiten austeilt, bleibt weiterhin für Meyer nicht identifizierbar. Die Hl. Elisabeth von Thüringen, wie im Sitzungsbericht erwähnt, scheidet mangels fürstlicher Kleidung und Krone aus. Die Hl. Hedwig scheidet aus den gleichen Gründen aus. Ob die Hl. Erentrudis gemeint sein kann, ist zumindest fraglich. Sie war die erste Äbtissin auf dem Nonnberg in Salzbug und starb 718. Ob letztendlich das Altarwerk vier Tafeln umfasste oder wie eher üblich für Darstellungen der Barmherzigkeit aus einer Folge von 6 bzw. 8 Szenen bestand, ist bis heute leider nicht geklärt. Dr. Ralf van Bühren sind bislang Zyklen mit nur vier Werken dieser Thematik nicht bekannt und er vermerkt, dass diese im Mittelalter nur in Ausnahmefällen und aus Platzgründen in der Buchmalerei gewählt wurden (vgl. Bibel von Floreffe, um 1150; vgl. Abb. 2 und S. 230 Bühren, Ralf van: Die Werke der Barmherzigkeit in der Kunst des 12. und 18. Jahrhunderts. Zum Wandel eines Bildmotivs vor dem Hintergrund neuzeitlicher Rhetorikrezeption, Hildesheim 1998, Abb. 2, S. 230).
Wir danken Ludwig Meyer vom Archiv für Kunstgeschichte für seine Hilfe bei der Katalogisierung dieser Tafel sowie Dr. Ralf van Bühren für seine wissenschaftlichen Anregungen zur Thematik.
CHF 35 000 / 45 000 | (€ 36 080 / 46 390)
Verkauft für CHF 282 000 (inkl. Aufgeld)
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