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Lot 1151 - A142 Möbel, Porzellan & Dekoration - Donnerstag, 20. September 2007, 10.00 Uhr

ARBEITSTISCH "A FLEURS", sog. "table à écrire",

Louis XV, sign. BVRB (Bernard Van Risenburgh, Meister 1735), Innungsstempel, Paris um 1745/50.
Rosenholz und Palisander fein eingelegt "en bois de bout"; Blumen, Blätter und Reserven. Rechteckiges, mehrfach geschweiftes, randgefasstes und an den Ecken abgerundetes Blatt auf wellig ausgeschnittener Zarge mit hohen, geschweiften Beinen. Seitlich je 1 Schublade. Vergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Restaurationen. 71x44x72 cm.

Provenienz: Schweizer Privatbesitz. Feiner Tisch von hoher Qualität. Unser Arbeitstisch weist die für B. II Van Risenburgh typische Marketerie "en bois de bout" auf, d.h. im rechten Winkel in Faserrichtung gesägte Furnierblätter. Diese Technik ermöglichte eine nahezu vollendete Präzision des Marketeriebildes aus Blumen, Blättern, Zweigen und Kartuschen. Die dunklen Satin- und Rosenholzeinlagen heben stark vom hellen, gefriesten Fond ab und verleihen dem Gesamtbild eine ausserordentliche Leichtigkeit. Van Risenburghs Marketerie "en bois de bout" findet sich an einer Vielzahl seiner Werke - an Guéridons (siehe jenes aus unserer Juni-Auktion 2004, Katalognr. 1096), an Bureau-Plats (siehe jenes aus unserer September-Auktion 2006, Katalognr. 1135), an Encoignuren, Kommoden und Sekretären "à abattant". Von hoher Bedeutung sind auch die feinen, qualitativ hochwertigen Bronzebeschläge und -sabots im klassischen "style rocaille", die sich - wie bei unserem Arbeitstisch - durch eine für jene Zeit einmalige "souplesse" und Eleganz auszeichnen. Die Zentralkartuschen an den Seiten, die feinen Eckbronzen und nicht zuletzt die "baguettes" der geschweiften Beine mit den blätterbeschmückten Sabots runden das Gesamtbild perfekt ab. Bernard II Van Risenburgh lernte die Handwerkskunst im Atelier seines Vaters. Das ausserordentliche Talent, stilistische Merkmale der Jahrzehnte 1730-1760 innovativ zu kombinieren und zu entwickeln, die atemberaubende Leichtigkeit der Verwendung verschiedenster Edelhölzer und Lackpanneaux aus Europa und Asien und das bewusste Anwenden von hervorragenden Bronzen allerhöchster Güte machten aus ihm bald den wesentlichsten Pariser Ebenisten jener Zeit. Durch die Zusammenarbeit mit den Händlern Hébert, Darnault und Poirier, die seit den 1730er Jahren japanische und chinesische Lackpanneaux nach Paris importierten oder sie direkt bei Ateliers kauften, die zu dieser Zeit in Paris entstanden und sich auf die Herstellung solcher Panneaux spezialisierten, entstanden die wohl bedeutendsten Kommoden und Bureaux von B. II Van Risenburgh. Die erste quellenmässig gesicherte Lieferung eines solchen Lackmöbels für den "Garde-Meuble Royal" fand 1737 statt. In den darauf folgenden Jahren erfreuten sich diese Luxusmöbel ausserordentlich grosser Beliebtheit und wurden in die wichtigsten Adelshäuser von Paris und dem Deutschen Reich geliefert; man denke an die Kommoden für Max Emanuel von Bayern (heute ausgestellt im Pavillon von Pagodenburg im Park des Schlosses Nymphenburg bei München) oder an den als Meisterwerk zu bezeichnenden Sekretär "de pente en lacque européenne", gefertigt für den "Electeur Charles Albert" von Bayern (heute Bestand des Residenzmuseums in München). Die mit Königsholz marketierten Möbel der Jahrzehnte 1730-50 zeichneten sich vor allem durch das Diamantschliffmuster und das feine Gitterwerk aus. Nach 1740 begann B. II Van Risenburgh mit der für ihn typischen und ausserordentlich feinen Blumenmarketerie. Die ersten Möbel dieser Art, signiert BVRB, wurden von Hébert für die Dauphine und den Dauphin in Versailles geliefert. Als weitere Spezialität, die B. II Van Risenburgh während der letzten Jahre seines Schaffens entwickelte, waren die mit Sèvres-Porzellanplaketten versehenen Gross- und Kleinmöbel, die er in Zusammenarbeit mit Poirier fertigte. Die verschiedenen "chiffonières" sowie "tables cabarets" gehörten zu den teuersten Kleinmöbeln der Epoche. Sein Sohn, Bernard III, führte die Werkstatt nach dem Tode seines Vaters weiter und konnte, obwohl er die Meisterwürde nicht erhielt, aufgrund der Rechte seiner Mutter als Meisterwitwe verschiedene klassizistische Möbel für den Pariser Adel fertigen. Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 128-142 (biogr. Angaben). A. Pradère, Die Kunst des französischen Möbels, München o.J.; S. 183. J.N. Ronfort/J.D. Augarde/B. Langer, Nouveaux Aspects de la Vie et de l'Oeuvre de Bernard (II) Vanrisamburgh, in: Estampille/L'Objet d'Art 290 (1995); S. 29-52. 199 (biogr. Angaben).

CHF 40 000 / 70 000 | (€ 41 240 / 72 160)


Verkauft für CHF 72 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr