Lot 1301* - A137 Möbel, Porzellan & Dekoration - Donnerstag, 22. Juni 2006, 10.00 Uhr
KAMINPENDULE "LE CHASSEUR AMERINDIEN",
Directoire, das Modell wohl von J.S. DEVERBERIE (Jean-Simon Deverberie, gest. 1824), Paris um 1795/1800.
Bronze matt- und glanzvergoldet sowie brüniert. Auf Wagen über Uhrwerk sitzender Jäger mit Pfeil und Bogen sowie erlegtem Tier, auf Rechtecksockel mit gequetschten Kugelfüssen. Emailzifferblatt mit arabischen Minuten- und römischen Stundenzahlen. Spindelwerk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Ausserordentlich feine Bronzeapplikationen in Form spielender Kinder. 30x11x51 cm.
Provenienz: Privatsammlung, Belgien. Eine modellogleiche Pendule ist abgebildet in: P. Kjellberg, La pendule française du Moyen Age au XXe siècle, Paris 1997; S, 354f. (Abb. B und D). Es sind lediglich drei identische Modelle bekannt: Eines ist Bestand der Sammlung Duesberg in Mons, ein weiteres befindet sich im Musée du Nouveau Monde in La Rochelle, das dritte war Bestand der Sammlungen von P. Izarn in Paris. Ende des 18. Jahrhunderts gründete J.S. Deverberie mit J.G. Hertzog die Firma "Deverberie et Compagnie, Manufacturiers d'Horlogerie et de Bronze doré" und integrierte damit, wie viele andere "bronziers", eine Uhrmacherwerkstatt in seinen Betrieb. 1803 geriet er in finanzielle Schwierigkeiten, konnte aber mit seinen Gläubigern - unter anderem der Vergolder J.L. Foubert, Roger l'Ainé, Roger le Jeune, J.B. Trémet, J.C. Herouard, N. Paris, die Witwe Dartois, der "marchand de ressorts" G. Mouginot l'Ainé, der "marbrier" P.J. Gilles und die Uhrmacher Lemoine, Sandoz, Dubuc l'Ainé, Dubuc le Jeune, Mathieu und Marc Croutte - einen Vertrag über Rückzahlung in Raten aushandeln. Am 22.1.1799 liess J.S. Deverberie aus Gründen des Modellschutzes die Zeichnungen verschiedener Modelle in der "Bibliothèque Nationale" registrieren, wie zum Beispiel "Couple enlacé", "Indien et Indienne", "L' Amerique", "L' Afrique" und "Négrillon Porteur". Weitere Zeichnungen sind in der "Bibliothèque d'Art et d'Archéologie" in Paris. J.S. Deverberie gilt als der wichtigste Erfinder der sogenannten "pendules aux nègres", die sich während des Empire grösster Beliebtheit erfreuten und für die er auch passende Girandolen schuf. Neben diesen Modellen schuf Deverberie auch solche mit mythologischen Motiven, wie z.B. Leda und Herkules, eine teilweise emaillierte Skelettuhr und eine vasenförmige Pendule mit beidseitig fixierten Zifferblättern, die in der Mitte eines Tisches plaziert werden konnte. Das einzige noch erhaltene Exemplar hiervon befindet sich im Musée Marmottan in Paris. Lit.: Archiv J.N.R.-J.D.A. Paris (biogr. Angaben).
CHF 30 000 / 50 000 | (€ 30 930 / 51 550)
Verkauft für CHF 52 800 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr