Lot 3036 - A136 Gemälde Alter Meister - Freitag, 24. März 2006, 15.00 Uhr
ADRIAEN PIETERSZ. VAN DE VENNE
(Delft 1589–1662 Den Haag)
Geweldige Boticheyt (Ungeheure Plumpheit): Ein Scherenschleifer beim Schleifen des Kopfes eines Bauern mit Zuschauern.
Öl auf Holz.
Unten rechts signiert: AP (ligiert) vandeVenne und mit dem Motto Geweldige Botticheyt auf einer Bandrolle .
40 x 56 cm.
Provenienz: - Auktion Nahuys und Royer in Amsterdam, 14. November 1883, Lot 169. - Auktion Coster in Brüssel, 4. April 1907, Lot 244. - Auktion Henrici in Berlin, 29. Juni 1920, Lot 89. - Auktion Joest, Godesberg e.a., in Köln, 19. Oktober 1920, Lot 138. - Auktion Frankfurt, 25. April 1928, Lot 188. - Auktion bei Lempertz, Köln, 5. Mai 1937, Lot 274. - Auktion Küpper und Bödiger, in Bonn, 14. Juni 1956, Lot 21, mit Abb. - Auktion Hausswedell Hamburg, 11./12. Februar 1956. - Auktion Galerie Fischer Luzern, 20. November 1976, Nr. 2005. - Vom Sammler an obiger Auktion erworben. Literatur : - Plokker A.: Adriaen Pietersz. van de Venne, De Grisailles met Spreukbanden, 1984, S. 111, Nr. 39. - Bol, L.J.: Adriaen Pietersz. van de Venne. Painter and Draughtsman, 1989, SS. 77/8; S. 92, note 3. In Geweldige Botticheyt treibt van de Venne Spott mit der Dummheit von Bauern. Ein Scherenschleifer wird gezeigt, der die Köpfe von dummen Bauern zurechtschleift. Dabei bedient sich van de Venne der doppelten Bedeutung des holländischen Wortes "bot" (= stumpf) , das als unscharf (bei Messer und Scheren) oder als dumm,stumpfsinnig (bei Menschen) verstanden wird. Van der Venne bedient sich des Themas des Kopfschleifers auch in Tafereel van de belacchende Werelt (eine Serie von lächerlichen Situationen in Wort und Bild) aus dem Jahre 1635 - ein mit einem Stich illustrierter Text (A. Plokker, op.cit., S. 47, Abb. 10 A). Das hier angebotene Gemälde wiederholt seitenverkehrt die Komposition des Stiches, mit nur vereinzelten Änderungen. Es stellt eine spätere Variante in Öl des jetzt verschollenen Stichentwurfes dar. Der Stich markiert dabei einen terminus post quem für das hier angebotene Werk, wofür Bol, op.cit., S. 77 eine Datierung in die späteren Haager Jahren vorgeschlagen hat. In dieser Zeit scheinen vor allem die seltenen farbigen Bauernszenen mit Spruchbändern entstanden zu sein. Mindestens sechs Interpretationen des Themas der Kopf-Scherenschleifer von van de Venne sind bekannt Vgl. A. Plokker, op.cit., S. 47/48). Die bekannteste ist diejenige im Palais des Beaux Arts in Lille (A. Plokker, op.cit., Nr. 10). Die früheste Fassung ist das Gemälde von 1612 im Museum in Göteborg (A. Plokker, op.cit., S. 48, note 8). Mit seinen Bauernszenen mit Spruchbändern hat Adriaen Pietersz. van de Venne einen wichtigen Beitrag zu den Themen in der Holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts geliefert. Die Gruppe von Gemälden zeigt das humanistische Interesse für Volksgebräuche, wie es von Erasmus von Rotterdam in seinen "Lof der Zotheid" zum ersten Mal aufgezeigt und von Pieter Brueghel dem Älteren auch in der Malerei eingeführt wird. Marina Aarts
CHF 25 000 / 35 000 | (€ 25 770 / 36 080)
Verkauft für CHF 28 800 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr