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Lot 3022* - A136 Gemälde Alter Meister - Freitag, 24. März 2006, 15.00 Uhr

BARTHOLOMAEUS SPRANGER

(Antwerpen 1546–1611 Prag)
Geisselung Christi. Um 1570.
Öl auf Kupfer.
22,5 × 17 cm.

Dieses kleine Kupferbild der Geisselung Christi wurde kürzlich in einer privaten Sammlung in Frankreich entdeckt und wird im März bei der Galerie Koller in Zürich versteigert.

Das Bild ist nicht nur ein Werk von grosser Schönheit, sondern auch von erheblicher kunstgeschichtlicher Bedeutung. Es ist das erste bekannte kleinformatige Werk von Bartholomaeus Spranger aus seinen Jahren in Rom und schliesst damit eine wichtige Lücke in seinem Gesamtwerk. Bis jetzt waren kleinformatige Werke dieser Zeit nur durch Dokumente bekannt.

Das Gemälde hat beinahe Miniaturgrösse und ist auf einem teuren Träger aus Kupfer gemalt, auf welchem sich das reichhaltige, aber doch zurückhaltende Kolorit mehr als 400 Jahre ausgezeichnet erhalten hat. Unabhängig voneinander haben alle Spranger-Experten die Authentizität des Bildes bestätigt und sind darüber hinaus einig über die Entstehungszeit um 1570 als sich Spranger in Rom befand. Stilistisch kann das Bild mit dem einzigen bekannten römischen Altarwerk des Künstlers Martyrium des Heiligen Johannes (um 1574), welches sich in der Kirche von San Giovanni a Porta Latina in Rom befindet, verglichen werden. Das Altarwerk wie das kleine Kupferbild sind wichtige Zeugnisse für Sprangers künstlerische Entwicklung und zeigen einerseits die Verpflichtung zum römischen Manierismus und andererseits den Einfluss aus Parma, ganz besonders durch Parmigianino. Kleine Juwele wie dieses Bild sind aus der ganzen späteren Schaffenszeit Sprangers bekannt. Die berühmtesten sind die mythologischen Szenen, welche er in Wien und Prag ab 1575 ausführte, und welche in reichhaltiger Farbenpalette vom grossen Gefühl für sinnliche Eleganz zeugen. Das hier erwähnte Bild ist wie oben erwähnt einige Jahre früher - wohl im Auftrag eines wichtigen römischen Mäzens - entstanden. Vielleicht besteht eine Verbindung zur von Karel van Mander erwähnten Passionsserie, welche für Papst Pius V. ausgeführt wurde und heute als verloren gilt. Bartholomaeus Spranger kam erstmals im Juli 1566 nach Rom. Dort wurde er dem Kardinal Alessandro Farnese vorgestellt, der ihm eine Position in seinem Pallazzo della Cancelleria anbot. Im Jahre 1569/1570 wurde er gefragt, Federico Zuccaro bei der Ausführung der Dekoration der Villa Farnese in Caprarola zu assistieren. Die Bekanntschaft mit Zuccaro's Arbeit war von nachhaltiger Wichtigkeit für Spranger. Wieder in Rom wurde Spranger von Kardinal Farnese Papst Pius V. vorgestellt, welcher ihn zum päpstlichen Hofmaler berief. Diese Stellung konnte Spranger nicht lange behalten, da Papst Pius V. 1572 starb. Spranger blieb bis 1575 in Rom und zog dann nach Wien, um für den Kaiser Maximilian zu arbeiten. Ab 1580 gehörte er zu den berühmtesten Malern des rudolfinischen Hofes in Prag. Hier entstand das Werk seiner Reifezeit, welches zum Sinnbild der rudolfinischen sinnlichen Eleganz und des höfischen Intellekts wurde.

CHF 550 000 / 800 000 | (€ 567 010 / 824 740)


Verkauft für CHF 1 040 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr