ZELLER, JOHANN BAPTIST
* 20.7.1877 Eggerstanden, † 5.10.1959 Appenzell
Vitazeile Senntummaler. Letzter Vertreter der klassischen Appenzeller Bauernmalerei Tätigkeitsbereiche Ölmalerei Lexikonartikel Nach ersten Malversuchen in den 1890er Jahren findet Johann Baptist Zeller ab 1902 zu seinem unverwechselbaren Stil. Johannes Müller soll ihn eine kurze Zeit lang im Malen unterrichtet haben. 1902–1915 lebt er in Steinegg (AI) und signiert seine Werke mit «I.B. Zeller, Steinegg». Zeller heiratet 1899 Anna Maria Knechtle, die 1911 bei der Geburt des neunten Kindes stirbt. Die Zeit bis zum Tod seiner ersten Frau gilt als Zellers künstlerisch fruchtbarste Phase. Während einer entbehrungsreichen Odyssee mit den fünf überlebenden Kindern durch die halbe Ostschweiz hält er sich als Taglöhner und Kleinbauer über Wasser und malt nur wenige Bilder. 1914 zweite Ehe. 1915 Privatkonkurs. 1916 Scheidung. 1924 Heirat mit Maria Edwina Grob. 1937 Rückkehr nach Appenzell. Der grösste Teil seines Werks entsteht nach 1937. 1941 wird er als zeitgenössischer Ostschweizer Bauernmaler an die Ausstellung Schweizer Volkskunst in der Kunsthalle Basel eingeladen. In der Folge verschiedene Engagements an sogenannten Schweizer Wochen in grossen Warenhäusern. 1941 erscheint das Kinderbuch Uf den Alpe obe. Es Bilderbuech vom Joh. Baptist Zeller. Mit Värse vom Ruedolf Hägni im Kaufhaus Brann, Zürich. Ab zirka 1945 wird Zeller mit Aufträgen aus dem Souvenir-Gewerbe überhäuft. Zellers Bilder stehen in der Bauernmalerei-Tradition von Franz Anton Haim und Johannes Müller und sind geprägt von einer tiefen Verwurzelung des Malers in der appenzellischen Landschaft und kleinbäuerlichen Kultur. Der Bildaufbau entspricht dem damaligen Kanon der Bauernmalerei: Im Vordergrund ist in der Regel eine Alpfahrt dargestellt, während auf der zweiten Ebene, die oft bis an den mit Bergen begrenzten Horizont reicht, der Alltag, das heisst Männer, Frauen und Kinder des Bauernstandes bei täglichen Verrichtungen auf ihren Heimwesen, detail- und wirklichkeitsgetreu wiedergegeben werden. Ein Teil der frühen Werke ist geprägt durch pinienartige Bäume, die im Vordergrund des linken und rechten Bildrands platziert sind, die ganze Bildhöhe einnehmen und einem offenen Bühnenvorhang gleich den Blick auf die dahinterliegende Szenerie freigeben. Im Unterschied zu seinen Vorbildern Haim und Müller zeichnet Johann Baptist Zeller sich durch noch grössere Realitätsnähe und Lebendigkeit in der Zeichnung aus. Zudem setzt er nun neu starke Farbkontraste ein, die zu einer grösseren Plastizität der Landschaften und zu mehr Dynamik in den dargestellten Szenen führen.
Um 1930 malt er auf ausdrücklichen Kundenwunsch hin das erste Winterbild in der Appenzeller Bauernmalerei. Die Ausstellung Schweizer Volkskunst in der Kunsthalle Basel (1941) beschert Zeller zahlreiche Aufträge. Seine Farbenpalette wird heller; der Detailreichtum der Alltagsszenen weicht auf Wunsch der vorwiegend auswärtigen Kundschaft den zunehmend dominanten Darstellungen der Alpfahrt. Auf Hintergrundszenen wird fast ganz verzichtet; an die Stelle von realen Landschaften treten idealtypische Fantasielandschaften. Ebenfalls auf Kundenwunsch hin malt er öfter ab Fotos. Als Bildträger verdrängen Truhen, Kästchen oder Porzellanteller die traditionellen runden (Fahreimerbödeli) und rechteckigen Malplatten. Der Bauernmaler mutiert zum Maler von Reiseandenken im Miniaturformat. Parallel dazu entstehen aber auch in seinen letzten Lebensjahren immer wieder Werke von herausragender Qualität. In dieser Zeit lässt Zellers Sehkraft nach, was dazu führt, dass seine Bilder vom charakteristischen Hellgrün der Wiesen dominierten Bilder noch heller und lichter werden. Werke: Appenzell, Museum Appenzell; Basel, Museum der Kulturen; Stein, Appenzeller Volkskunde Museum; Urnäsch, Appenzeller Brauchtumsmuseum.
SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz
Roland Inauen, 2019 https://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4023935
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