拍品 3212 - A162 19世纪的绘画作品 - Freitag, 21. September 2012, 05.00 PM
IVAN KONSTANTINOVICH AIVAZOVSKY
(1817 Feodosija 1900)
Broad landscape with settlers. 1856. Oil on canvas. Signed in Cyrillic lower left: Aivazovski. 1856. 93 x 145 cm. Provenance: European private collection. Gianni Caffiero has confirmed the authenticity of the painting on the basis of a photograph. The painting will be included in the catalogue raisonné which is currently being prepared. This painting is most probably the one mentioned in F. I. Bulgakov: Unsere Maler. 1764–1889, Vol. 1, 1890, p. 3. Bulgakov points out that this is the first landscape painting by the artist. It represents the Izumskaja steppe near the border between Russia and Ukraine, with salt harvesters marching from the Crimea to the inner country.
Öl auf Leinwand.
Unten links kyrillisch signiert: Aivazovski. 1856.
93 x 145 cm.
Provenienz: Europäische Privatsammlung. Gianni Caffiero bestätigt die Eigenhändigkeit anhand einer Fotografie, wofür wir ihm danken, und wird das Gemälde in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis des Künstlers aufnehmen. Dieses Gemälde ist mit grösster Wahrscheinlichkeit dasjenige, welches aufgeführt ist bei: F. I. Bulgakov: Unsere Maler. 1764 - 1889, Band 1, St. Petersburg 1890, S. 3. Bei diesem Gemälde handelt es sich gemäss oben aufgeführter Literatur um das erste reine Landschaftsgemälde Aivazovskys. Dargestellt ist die Izumskaja-Steppe nahe der heutigen Grenze zwischen Russland und der Ukraine, durch welche Salzbauern auf ihrem Weg von der Krim ins Innere Russlands ziehen. Ivan Aivazovsky war ein Mann von Welt. Rom, Paris, Lissabon, Amsterdam, Konstantinopel, selbst den Suezkanal sah er auf seinen weiten Reisen. Als Maler der zaristischen Kriegsmarine wurde er für seine wildbewegten Seestücke und Veduten exotischer Städte berühmt. Doch seiner Heimat, der im Schwarzen Meer gelegene Halbinsel Krim, blieb er im Herzen und in seinen Bildern treu. Schon von seinem Elternhaus in der Hafenstadt Feodosija konnte er die ausgedehnten Felder der nördlichen Krim wogen sehen, aus denen sich nur vereinzelte kleine Hügel lösen. Rund ein Jahrzehnt bevor er unsere golden leuchtende Landschaft erschuf, war der gefeierte Maler, Mitglied der St. Petersburger Kunstakademie mit Professorentitel, in seine Heimatstadt zurückgekehrt und hatte sich dort eine geräumige Villa errichten lassen. Fasziniert vom mediterranen Licht auf der See und der Steppe feierte er diese weitläufige Landschaft in Gemälden von intensiver Farbigkeit. Die Krimtartaren, die damals den Grossteil der bäuerlichen Bevölkerung stellten, sind bei ihrer Feldarbeit die ruhigen Protagonisten dieser atmosphärischen Werke. Eine Lehrstunde der Natur in zentralperspektivischer Darstellung hat Gianni Caffiero, der Aivazovsky eine wichtige Monographie widmete und nun dessen Oeuvre in einem Werkverzeichnis erschliesst, die Krim mit ihren Zypressen und kleinen Bauerndörfern genannt; sie gebe ein Gefühl für Distanzen. Genau diese beiden Aspekte nimmt Aivazovsky in unserem Bild durch eine Konstruktion kühner Diagonalen auf, die sich in einem gemeinsamen Fluchtpunkt unterhalb der Sonnenscheibe vereinen. Verlängert der Betrachter gedanklich die Schatten der stehenden Männer und des Hundes, so treffen sie sich in diesem Kulminationspunkt. Die wichtigste diagonale Linie bildet aber die gestreckte Wagenkolonne, die unseren Blick in ihrer pointierten perspektivischen Verkürzung in die Ferne zieht. Aivazovsky hat hier einen rhythmischen Wechsel aus nahezu gleich gestalteten Rindern und Heuwägen geschaffen; aber eben nur fast gleich, wandelt der Maler doch das Fell der Rinder und ihre Beinstellung ebenso ab wie manche der Wägen, auf denen Bauern sitzen oder die Gegenstände aufweisen. Wiederholung und Variation - ein uraltes künstlerisches Mittel. Belebt wird die Szene von Wolkengebilden, die über den endlosen Horizont ziehen und das Licht der glühenden, untergehenden Sonne reflektieren. Drei weisse Reiher lockern die Komposition an den beiden unteren Bildrändern auf. Sie haben sich, ganz unbeeindruckt von der Wagenkolonne, ruhig auf den Wiesen niedergelassen. Mensch und Tier verharren reglos in diesem Moment des Innehaltens, fast andächtig ist die Atmosphäre in dieser goldenen Stunde. Einzig der Hund an der Spitze drängt zum Aufbruch.
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